Zum Playoff-Auftakt ist alles auf Null gestellt
Am Mittwoch gegen Nürnberg - Sie wissen um ihre Stärken

Wollen in den für die Adler heute beginnenden Playoffs lange und viel mit den Fans jubeln: Kapitän Marcus Kink (l.) und der wiedergenesene Thomas Larkin. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Die allgemeine Erwartungslage ist klar: Das Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft 2019 kann nur Adler Mannheim gegen EHC München heißen. Wer soll die "Dominatoren", die seit September in einer eigenen Liga spielten, von einem Durchmarsch abhalten? Im Lager der Adler ist man von solchen Gedanken ganz weit entfernt. "Vergesst alles, was bisher war, es beginnt eine neue Saison", lauteten die Worte von Trainer Pavel Gross wenige Minuten nach dem letzten Hauptrundenspiel.
Mehr als eine Miniprämie, der Teilnahme an Champions-Hockey-League und dem Heimvorteil in einem womöglich siebten Spiel der Playoffs gibt’s nicht für überwiegend harte, aufreibende 52 Partien in knapp sechs Monaten. "Es beginnt alles wieder bei null, das unterscheidet uns vom Fußball", zieht Gross einen Vergleich zu Tabellenmeisterschaften. Auch Klubchef Daniel Hopp vermied es bei einer Expertenrunde im Rhein-Neckar-Fernsehen, sich bei der Meisterfrage weit heraus zu lehnen: "Wir werden von Spiel zu Spiel in jeder Serie gefordert, wenn es zum Finale kommt, dann schaun’ mer mal."
Bei den Spielern stieg angesichts von zehn spielfreien Tagen die Anspannung täglich. Aber auch die Vorfreude. "Wir haben eine starke Mannschaft, das werden wir den Jungs noch einmal sagen", verriet Gross einen kleinen Teil seiner Kabinenansprache. Die acht gewonnenen Serien gegen Nürnberg seit 1996 interessieren den Trainer vor der ersten von maximal sieben Verabredungen mit den Franken (Mittwoch, 19.30 Uhr) überhaupt nicht. " Nürnberg ist eine Mannschaft mit einer Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern, egal ob jetzt gegen Nürnberg oder wenn es gegen Berlin gegangen wäre - beides sind starke Teams.
Alle acht Mannschaften, die im Viertelfinale stehen, haben eine Chance, Meister zu werden." Sehr viel anderes werde er im Vergleich zur Hauptrunde nicht machen, kündigte Gross im Interview der RNZ an, "wir schauen wie immer zu 85 Prozent auf uns". Anders als David Wolf, der beim Gegner den kleinen Vorteil sieht, weil der - allerdings mit drei Partien in fünf Tagen und zwei Fahrten nach Bremerhaven - im Rhythmus blieb, misst Gross diesem Aspekt keine Bedeutung bei. "Am Mittwoch haben alle die gleiche Ausgangslage."
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Dass die Playoffs eine schwere, aber auch eine schöne Zeit sind, heben die Trainer hervor. "Das ist wie eine Droge, du weißt, dass du mit jedem Sieg was erreichen kannst", freut sich Gross. Und "Co" Mike Pellegrims fügt hinzu: " Wir dürfen das machen, was uns gefällt und verdienen mit dieser Leidenschaft Geld. Das allein sollte schon für Spaß sorgen." Dass der Spaß lange anhält, dafür soll auch Thomas Larkin beitragen, der nach zehnwöchiger Pause (Handbruch) zurückkehrt und die Position des an der Schulter verletzten Cody Lampl einnimmt.
"Thomas ist ein robuster Verteidiger, wir können ihn in den Zweikämpfen an der Bande gut gebrauchen", baut Gross auf die Physis des italienischen Nationalspielers. Da alle 14 Stürmer einsatzfähig sind, müssen zwei auf der Tribüne Platz nehmen. Ohne dass der Coach eine Andeutung machte - es würde verwundern, wenn die Betroffenen nicht aus den Vierte-Reihe-Kandidaten Hungerecker, Kink, Krämmer oder Raedeke kämen.
So sehr der Klub die hohen Erwartungen auch abwehrt, seine Fans laufen schon heiß. Rund 600 von ihnen - das sind fast halb so viel wie bei einer der Münchner Meisterfeiern - hatten sich am Sonntag verabredet, zum Training in der Nebenhalle Süd zu erscheinen und Kapitän Marcus Kink einen Banner ("Always behind you") zu überreichen. Ein zweites Transparent trug die Aufschrift "Alle in Blau durch die Playoffs". Eine Aufforderung des Fanprojekts, dass alle Fans während der kommenden Wochen mit blauer Kleidung in die SAP Arena kommen sollen. "Ich habe so etwas noch nicht erlebt, wahre Fans stehen immer hinter der Mannschaft, aber das war Gänsehaut pur", kommentierte der weitgereiste NHL-Stürmer Andrew Desjardins die ideenreichen Aktionen.
DEL, Playoff-Viertelfinale, Mittwoch, 19.30 Uhr: Adler Mannheim - Nürnberg Ice Tigers (SAP Arena).



