Unter Ladislav 'Olli' Olejnik holten die Mannheimer vier Vizemeisterschaften. Foto: imago
Von Rainer Kundel
Mannheim. Ladislav Olejnik, 1968 während der Dubcek-Ära aus der Tschechoslowakei nach Bad Tölz ausgewandert, kam mit der Empfehlung eines erfolgreichen Junioren-Bundestrainers und pendelte trotz Zweitwohnsitz in Mannheim zumeist von Bad Nauheim an seinen Arbeitsplatz. Der ehemalige Verteidiger, allseits "Olli" gerufen, wirkte mit einjähriger Unterbrechung geradezu akribisch acht Jahre lang neben dem Schloss. Olli legte, gleich mit welcher Qualität an Profis er arbeiten konnte, immer großen Wert auf offensives und technisch anspruchsvolles Eishockey.
Daran richtete er seine Wünsche aus, wenn Präsident Helmut Müller mal wieder in die Privatschatulle für die Etatdeckung greifen musste. Olejnik brachte einerseits Spieler wie Harold Kreis, Peter Obresa oder Peter Draisaitl groß heraus, doch konfliktfrei blieb die Zusammenarbeit mit dem Team nicht immer. Vor allem der extrovertierte Keeper Erich Weishaupt war oft Reibungspunkt. Bei einem Gastspiel in Köln wäre es fast zum Eklat gekommen, als sich der Torhüter bei einem Ein-Tore-Rückstand und drückender Überlegenheit eine Minute vor Schluss selbst fliegend auswechselte, weil von der Bank kein Zeichen kam. Und dass ihm, dem aus vielen Schlachten bewährten Nationaltorhüter (31), der Trainer noch das richtige Stellungsspiel beibringen wollte, ging in den Kopf des Allgäuers schon gar nicht rein.
Auch mit dem Star-Stürmer Ron Andruff (28), der an der Meisterschaft ein Jahr zuvor einen Löwenanteil hatte und eine Qualität verkörperte, die ihn heute in Europa allenfalls in die russische KHL treiben würde, gab es Differenzen. Weil der Kanadier von seiner Mutterstädter Wohnung aus einen Ausrüstungsvertrieb startete und es mit der Pünktlichkeit nicht immer ernst nahm.
Olejnik, der heute 81-jährig in der Wetterau lebt und sich wie immer jünger fühlt, spielte bis ins hohe Alter Tennis und war jahrelang Gast des Rheinauer Unternehmers Werner Seyffer beim Kuhn-Seyffer-Cup am Neckarauer Niederbrückl. Bis 2005 stand der Asket als Nachwuchstrainer beim EC Bad Nauheim auf dem Eis. Der große Wurf auf dem glatten Parkett blieb ihm aber verwehrt. Vier Vizemeisterschaften (1982, 1983, 1985, 1987) verliehen Olejnik den Ruf eines ewigen Verlierers. Wobei die damalige Konkurrenz aus Köln, Düsseldorf, Landshut oder Rosenheim meist über mehr Mittel und deshalb auch über eine größere Tiefe im Kader verfügte.
Zwei Dinge blieben den Chronisten an Olejnik als überaus angenehmen, weltoffenen Gesprächspartner aus den langen Abenden im kleinen Stübchen von Eismeister Peter Rampf oder den Stammtischen in Moggl Kaisers Stadionrestaurant "Puck" haften: Eine konservative Haltung Talenten gegenüber, die allenfalls mal bei einem 5:0-Zwischenstand im letzten Drittel aufs Eis durften und ein taktischer Fauxpas im Finale 1982 gegen Deutsche Jugendkraft Sportbund Rosenheim. Mit zwei Sturmreihen holte der MERC ein 0:2 auf, als Olli die Mannschaft auf dem Weg zum Sieg wähnte und seine dritte Reihe - an diesem Abend verletzungsbedingt eine reine Notbesetzung - ins Spiel brachte. Der Schuss ging nach hinten los - 2:6.
Bei mitternächtlicher Stunde entzündete sich im Anschluss an den offiziellen Teil der Pressekonferenz über die Umstände dieser Niederlage eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen Olejnik und dem damaligen 2. Vorsitzenden und Teamarzt Dr. Klaus Klumpen. Der einzige noch anwesende Medienvertreter wurde zum Schweigen verdonnert. Wenige Tage später verkündete ein Dreizeiler von Pressewart Klaus Koradin den Rücktritt von Klumpen "wegen beruflicher Belastungen".
Was der Klub an "Olli" hatte, wurde erst deutlich, als es den Trainer im letzten Jahr des Spardiktats von Präsident und Mäzen Helmut Müller für ein Jahr nach Rosenheim zog und die neue Vereinsspitze um Lothar Mark in Zeiten der großen Investitionen ihn sofort wieder an Land zog. Peinlich geriet freilich der Abschied Olejniks drei Jahre später, im März 1989. "Der MERC trainiert auf die deutsche Meisterschaft", stand auf Handzetteln, verteilt vor den Eingängen, zur Ankündigung seines bereits feststehenden Nachfolgers Klaus Wallin aus Schweden. Ein Vorstandsmitarbeiter war nicht nur deshalb frei von jedem Verdacht, von der speziellen Eishockeymaterie auch nur ansatzweise einen blassen Dunst an Hintergrund mitbekommen zu haben.
Demnächst: Die Schweden-Welle überrollt auch Mannheim.