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Hier finden Sie Informationen zum Walldorfer Softwarekonzern SAP sowie unsere Beiträge zum 50-jährigen Bestehen des Unternehmens.

(Foto: Uwe Anspach)

Der Umbau bei SAP geht in die heiße Phase

Die Abfindungsprogramme starten und so will der Konzern aus Walldorf 2250 Stellen abbauen – Am Jahresende sollen es dennoch mehr Mitarbeiter als zu Jahresbeginn sein

16.04.2015 UPDATE: 16.04.2015 17:36 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Foto: dpa

Von Thomas Veigel

Walldorf. Der Softwarekonzern SAP ist in mancherlei Hinsicht ein besonderes Unternehmen. Auch ein Stellenabbau hat bei den Walldorfern ein anderes Ergebnis als bei "normalen" Firmen. Während dort durch einen Stellenabbau die Zahl der Beschäftigten sinkt, wird bei SAP das Gegenteil erwartet. 2250 von weltweit 75.000 Stellen werden abgebaut, am Jahresende soll die Zahl der Mitarbeiter aber dennoch gewachsen sein. Denn während in einigen Bereichen abgebaut wird, werden in anderen neue Stellen geschaffen.

Die Gleichzeitigkeit von Abbau und Aufbau ist der Besonderheit der Branche geschuldet, wie Wolfgang Fassnacht, Personalchef in Deutschland, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz sagte. "Die SAP befindet sich in der Transformation zur Cloud-Company." Das bedeutet nicht, dass sich SAP in höhere Sphären Richtung Wolke 7 verabschiedet, sondern beschreibt den schnellen Wandel, dem das Software-Geschäft für Unternehmen unterworfen ist. SAP stellt von fest installierter Software um auf Abo-Modelle, bei denen die Programme bei Bedarf aus dem Internet, der Cloud, abgerufen werden. "Wenn wir den Trend nicht mitmachen, sind wir kein Wachstumsunternehmen."

Hintergrund

> Vorruhestandsregelung. Alle Mitarbeiter der SAP SE mit den Geburtsjahrgängen 1960 und früher können das Angebot annehmen. Die Höhe der Abfindungen richtet sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Bei 10 Jahren werden 18,5 Monatsgehälter gezahlt,

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> Vorruhestandsregelung. Alle Mitarbeiter der SAP SE mit den Geburtsjahrgängen 1960 und früher können das Angebot annehmen. Die Höhe der Abfindungen richtet sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Bei 10 Jahren werden 18,5 Monatsgehälter gezahlt, bei 20 Jahren 33,5 und bei 30 Jahren 43,5. Statt einer Auszahlung der Abfindungssumme können sich die Mitarbeiter auch das Gehalt – bei Freistellung – weiterzahlen lassen.
> Freiwilligenprogramm. Dieses Abfindungsprogramm richtet sich nur an Mitarbeiter in bestimmten Einheiten, die nicht zu den strategischen Wachstumsbereichen gehören. Die Höhe der Abfindungen entspricht der der Vorruhestandsregelung.
Zusätzlich gibt es bei beiden Programmen einen Einmalbetrag von 20 000 Euro plus 5000 Euro pro Kind.
Die Programme laufen vom 20. April bis zum 31. Juli.

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Vor sieben Jahren, erinnert sich Fassnacht, der damals Produktmanager war, sei ein Produktzyklus bei SAP 18 bis 24 Monate gewesen, das heißt, dass ein Unternehmen bis zu zwei Jahre mit einer Software arbeiten konnte, bevor ein Update oder ein neues Programm kam. "Heute sind wir bei einem Produktzyklus von 3 bis 4 Monaten. Die Geschwindigkeit nimmt rasant zu."

Vom Stellenabbau sind die Bereiche betroffen, die "nicht mehr ganz so im Fokus" stehen, wie Wolfgang Fassnacht sagte. Weltweit etwa drei Prozent, das sind 2250 Stellen. Wie sich der Stellenabbau regional verteilt, könne man nicht sagen, so Fassnacht. Für Europa schätzt er den "Wirkungsgrad" auf 3 bis 5 Prozent. In Deutschland hat SAP 18.000 Mitarbeiter, hier wären also 540 bis 900 Stellen betroffen, in Walldorf – bei 13.000 Mitarbeitern – wären es zwischen 390 und 650.

Den Mitarbeitern werden zum einen Abfindungsangebote gemacht, zum anderen können Mitarbeiter mit Geburtsjahrgang 1960 und älter in den Vorruhestand gehen. Die Angebote seien "sehr attraktiv" und würden über dem Durchschnitt der Branche liegen. Durch die Vorruhestands-Angebote kann der Umbau auch wie eine Verjüngungskur für den Konzern wirken.

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"Da allerdings betriebsbedingte Kündigungen in Europa für die Dauer der Maßnahme ausgeschlossen sind, handelt es sich dabei um reine Annahmen, wie viele Menschen das Freiwilligenprogramm und das freiwillige Vorruhestandsprogramm akzeptieren werden. Alle anderen Zahlen sind reine Spekulationen", sagte Fassnacht. Da Walldorf das höchste Durchschnittsalter der Beschäftigten aufweist, könnte dort das Vorruhestands-Programm eine hohe Akzeptanz finden.

Eine Schwächung des Standorts könne man aus dem Abbau-Programm nicht ableiten, sagte Fassnacht. Der Standort Walldorf werde gestärkt. Darauf will auch Ralf Herzog, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE, achten. Er geht ebenfalls davon aus, dass der Unternehmenssitz nicht geschwächt wird. "Wir werden die Zahlen beobachten und einschreiten, sobald es Signal geben sollte, dass der Standort über Gebühr belastet wird." Man habe in den Verhandlungen nicht alle Positionen erreicht, das Ergebnis sei aber ein "gutes Gesamtpaket",

Am Donnerstag sind die Mitarbeiter informiert worden, ab der kommenden Woche soll das Programm umgesetzt werden. Fassnacht rechnet damit, dass viele Mitarbeiter in die strategischen Wachstumsbereiche wechseln. Dort werden Stellen aufgebaut, voraussichtlich mehr, als in den anderen Bereichen abgebaut werden. "Wir werden netto am Jahresende mehr Mitarbeiter haben als am Jahresanfang", sagte Fassnacht. Grundsätzlich gelte weiterhin, dass die SAP insgesamt und auch in Deutschland weiter wachsen und wie in 2014 am Jahresende mehr Mitarbeiter als am Jahresbeginn haben werde.

Im Jahr 2014, als mit dem Programm "Simplify & Optimize" ebenfalls weltweit drei Prozent der Stellen abgebaut wurden, wuchs die SAP um 2200 Stellen weltweit (ohne Akquisitionen). Durch Unternehmenskäufe kamen weitere 5400 Mitarbeiter dazu. Damals waren in Deutschland vom Abbau nur 300 Stellen betroffen, das waren 1,5 Prozent der Beschäftigten.

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