Eicheln sollen bei Rettung des Waldes helfen
Aussaat erfolgt auf Kahlfläche- Förster gehen altbekannte Wege neu - Besondere Methode hat Vorteile, birgt aber auch Risiken

Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Mit zahlreichen Eimern voller Eicheln ging es los: Forstrevierleiter Robert Lang und Bezirksleiter Philipp Schweigler lassen nichts unversucht, um dem bekanntlich schwer kranken Sandhäuser Wald wieder auf die Beine zu helfen. Dabei bedient man sich nun einer Jahrhunderte alten Methode, die laut Schweigler "etwas aus der Mode gekommen" ist. So wurden nun im Hardtwald nahe dem Trimm-dich-Pfad kiloweise Eicheln ausgesät. "Wir sind jetzt in einem Stadium, wo wir alles ausprobieren", sagt der Bezirksleiter angesichts der prekären Situation im Forst. Revierleiter Lang sei erfahren beim Thema Aussaat und habe die Initiative ergriffen.
Es ist ein trauriges, für viele auch erschreckendes Bild: rund ein Hektar kahle Fläche, zynischerweise ganz in der Nähe der Waldstraße. "Bis letztes Jahr standen hier etwa 60-jährige Kiefern, also noch relativ junge Bäume", erzählt Schweigler. "Die sind alle abgestorben." Durch den daraus folgenden Kahlschlag entstand ein riesiges Loch im ohnehin immer weiter ausgedünnten Wald.
Diese Fläche soll nun auf verschiedene Weisen wieder bepflanzt werden. Neben der immer wieder bewährten Naturverjüngung sei es ansonsten üblich, junge Bäume an derartigen Stellen anzupflanzen, erklärt der Forstbezirksleiter. "Normalerweise wird in der Baumschule ausgesät, dort werden die jungen Pflanzen zwei bis drei Jahre lang gepflegt und erst dann im Wald angepflanzt." Neben diesen beiden Methoden kommt hier nun eine dritte, heutzutage nur noch äußerst selten herangezogene Variante zum Einsatz.
"Revierleiter Lang hat gut 100 Kilogramm Eicheln in Sandhausen gesammelt", berichtet Schweigler. Das vergangene Jahr sei auch noch ein sogenanntes "Mastjahr" gewesen, in dem die Eichen besonders viele ihrer Früchte abwarfen: So sei man "reich beschenkt" worden, meint der Fachmann schmunzelnd. Dass die Eicheln aus der Hopfengemeinde kommen sei wichtig, weil diese von Bäumen stammen, die den hier typischen sandigen und trockenen Boden gewöhnt seien.
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Auf etwa einem Zehntel der beschriebenen Kahlfläche wurden nun mehrere kleine Löcher gegraben, in jedes davon legten die Förster mit Unterstützung eines Waldarbeiters etwa drei bis vier Eicheln. "Dann haben wir die Löcher wieder bedeckt", so Schweigler.
Die Vorteile dieser Methode: "Nach der Aussaat im Wald kann die Eiche ihre Wurzeln ungestört entwickeln." In der Baumschule hingegen würden die Wurzeln schon im jungen Alter angeschnitten. "Und die Eiche in der Baumschule passt sich nicht an die Bedingungen hier in Sandhausen an", ergänzt Schweigler. Würden sich die ausgesäten Eicheln wie gewünscht entwickeln, seien die Bäume gleich an die trockenen Bedingungen gewöhnt. In der Baumschule hingegen sei es eher feucht, was insbesondere den Voraussetzungen im Hardtwald nicht entspreche. Nach der "natürlichen Selektion" würden sich infolge der Aussaat von Beginn an nur die Eichen durchsetzen, die am besten anwachsen.
Auch wenn man mit diesem Versuch angesichts einer kleinen Fläche und vergleichsweise geringem Aufwand laut dem Bezirksleiter "sehr wenig zu verlieren" hat, habe die Aussaat natürlich auch Risiken: "Es besteht die Gefahr, dass vor allem Wildschweine und Mäuse die Eicheln ausgraben und fressen."
Daher habe man versucht, die Früchte möglichst an Stellen zu verstecken, an denen Tiere sie weniger leicht finden – etwa umgeben von Gebüsch. Zudem seien durch Aussaat im Wald gewachsene Bäume anfälliger für Pilzerkrankungen, die den Gewächsen von Anfang an "keine Chance" ließen.
Doch jetzt gelte es zunächst zu "hoffen, dass hier neuer Wald entsteht". Neben dieser besonderen Methode soll auf der Fläche auf konventionelle Art und Weise "eine breite Mischung" unter anderem mit jungen Hainbuchen, Winterlinden und Feldahorn angepflanzt werden. Bald soll das Areal umzäunt werden, um die zarten Pflänzchen vor "Wildverbiss" zu schützen.
Auf einen "ersten Teilerfolg" hofft man im Frühjahr, wenn die Eicheln nach dem Willen der Förster keimen und anwachsen. "Aber dann hätten wir auch wirklich nur die allererste Hürde genommen", betont Schweigler.