Neckargemünds Bürgermeister Althoff muss um sein Amt zittern
Bürgermeisterwahl geht in die zweite Runde - Frank Volk ist dem Rathauschef dicht auf den Fersen - Zieht Scheffczyk zurück?

Zwei strahlen und einer weiß nicht, ob er lachen soll: Bürgermeister Horst Althoff (r.) mit seinen beiden Herausforderern Frank Volk (Mitte) und Franz-Georg Scheffczyk (l.) nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses sm Sonntagabend im Ratssaal. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Als am Sonntagabend um 18.20 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses das erste Ergebnis der Bürgermeisterwahl aus dem Wahlbezirk "Dilsberg Nord" auf der Leinwand erschien, kündigte sich noch keine Überraschung an. Amtsinhaber Horst Althoff (CDU) lag mit 54,1 Prozent klar vorne, Stadtrat Frank Volk (Freie Wähler) holte 30 Prozent und Rathausmitarbeiter Franz-Georg Scheffczyk (SPD) 14,7 Prozent. Das hatten viele erwartet. Doch es entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Althoff und Volk, als nach und nach die Ergebnisse der weiteren Wahlbezirke eintrudelten.
Am Ende stand fest: Neckargemünd muss am 26. Juni noch einmal wählen. Denn keiner der vier Bewerber erhielt über 50 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis ist eine faustdicke Überraschung. Denn Horst Althoff muss nach 16 Jahren an der Rathausspitze um sein Amt fürchten. Frank Volk ist ihm dicht auf den Fersen.
Hintergrund
Neckargemünd. (cm) Die Bürgermeisterwahl am gestrigen Sonntag war um 19.05 Uhr ausgezählt. Sie hatte folgendes Ergebnis:
Wahlberechtigte: 10 775
Wähler: 5389 (50,01 %)
Gültige Stimmen: 5355
Davon
Neckargemünd. (cm) Die Bürgermeisterwahl am gestrigen Sonntag war um 19.05 Uhr ausgezählt. Sie hatte folgendes Ergebnis:
Wahlberechtigte: 10 775
Wähler: 5389 (50,01 %)
Gültige Stimmen: 5355
Davon entfielen auf:
Horst Althoff (CDU): 2310 (43,14 %)
Frank Volk (FW): 2142 (40,00 %)
Michael König (Nein): 63 ( 1,18 %)
F.-G. Scheffczyk (SPD): 824 (15,39 %)
Sonstige: 16 ( 0,30 %)
Kein Kandidat holte über 50 Prozent der Stimmen. Am 26. Juni gibt es deshalb den entscheidenden zweiten Wahlgang.
Bevor sich die Fußballfans dann zum "Public Viewing" des Vorrundenspiels Deutschland gegen Ukraine bei der Europameisterschaft versammelten, fand ein mindestens ebenso spannendes "Rudelgucken" im Rathaus statt. Rund 150 "Neugierige" wollten sehen, wie die Neckargemünder gewählt haben - darunter auch der Bundestagsabgeordnete Stephan Harbarth, die Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein und Albrecht Schütte sowie die Bürgermeister Holger Karl (Bammental), Herold Pfeifer (Neckarsteinach), Peter Reichert (Eberbach), Hans-Jürgen Moos (Meckesheim), Klaus Gärtner (Gaiberg), Heiner Rutsch (Lobbach) und Marcus Zeitler (Schönau) im Deutschland-Trikot.
Schon beim Auszählen der Stimmen im Bürgerbüro kündigte sich der Zweikampf an. Die Stapel von Althoff und Volk wuchsen synchron in die Höhe. In anderen Wahllokalen waren die Unterschiede größer: Volk lag in seinem Wohnbezirk Hollmuth/Mühlrain mit 53,5 Prozent klar vorne, Althoff in Waldhilsbach mit 60,1 Prozent. Als diese Ergebnisse eingeblendet wurden, ging ein Raunen durch den Ratssaal. Und so kam es, dass die Führung vier Mal wechselte: Am Ende lag Althoff mit 43,1 Prozent und 168 Stimmen vor Volk mit glatt 40 Prozent. Scheffczyk landete bei 15,4 Prozent. Michael König von der Nein-Idee spielte erwartungsgemäß mit 1,2 Prozent keine Rolle.
Frank Volk und Franz-Georg Scheffczyk strahlten um die Wette. Horst Althoff brauchte erst mal einen Moment, um sich zu sammeln. Dann aber zeigte sich der Amtsinhaber, der mit seiner Lebensgefährtin, der Neckarbischofsheimer Bürgermeisterin Tanja Grether, erschien, gefasst und kämpferisch: "Das ist Demokratie - wer sich einer Wahl stellt, muss mit jedem Ergebnis leben können." Dass es einen zweiten Wahlgang gibt, habe sich abgezeichnet. "Jetzt gebe ich noch einmal alles und will die Bürger von meiner guten Arbeit der letzten 16 Jahre und meiner Verwaltungserfahrung überzeugen."
"Ich bin sehr zufrieden", sagte Frank Volk. "Das Ergebnis zeigt, dass meine Kandidatur richtig war." Der Stadtrat zeigte sich zuversichtlich für den zweiten Wahlgang: "Es ist klar, dass eine Wechselstimmung da ist." Er trete auf jeden Fall wieder an, schmunzelte Volk.
Der "hochzufriedene" Franz-Georg Scheffczyk ist sich da noch nicht so sicher. "Ich bin mir der verantwortungsvollen Entscheidung bewusst, ich weiß, welche Auswirkungen das haben kann." Deshalb nehme er sich Zeit, schlafe noch eine Nacht drüber und bespreche sich mit seiner Frau.
Als der Wahlausschussvorsitzende Winfried Schimpf um 19.37 Uhr das Endergebnis verlas, lag die Wahlbeteiligung irrigerweise noch bei 56,4 Prozent. Sie musste auf schwache 50,0 Prozent korrigiert werden. Am Ende verabschiedeten sich nicht nur die Kandidaten zum Fußballschauen. Bis in 14 Tagen.



