Neckargemünd: Nachtaktive Biber am Neckar unterwegs

Ein RNZ-Leser berichtet über Biber-Spuren an seinem Grundstück in Neckargemünd - Tatsächlich breiten sich die Tiere weiter aus

25.01.2015 UPDATE: 26.01.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Die angenagte Weide am Neckar ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass ein Biber am Werk war. Foto: Alex

Von Kevin Hagen

Neckargemünd. Jeden Morgen steht Charlie Schuler-Leibl auf und geht mit seinen beiden Hunden spazieren. Schon gegen 5.30 Uhr - das sind die Tiere so gewöhnt. Auf seiner täglichen Tour kommt er an einer Weide vorbei. Ein stattlicher Baum direkt an der Grenze zu seinem Grundstück in der Bahnhofstraße, mit moosbewachsener, dicker Rinde. Wie lange mag er dort, am Neckarufer, schon stehen? Jahre? Jahrzehnte? Unberührt - bis vor einigen Tagen.

Da nämlich sieht Schuler-Leibl, dass etwas anders ist. Die Rinde ist angenagt - und ein Stück des hellen Holzes herausgeraspelt. Schuler-Leibls Frau, die ihren Mann bei dem Spaziergang begleitet, hat sofort eine Vermutung: "Das muss ein Biber sein", sagt sie.

Ein Biber? Hier? In Neckargemünd? "Ich wohne seit 30 Jahren hier, aber das habe ich noch nicht erlebt", erzählt Schuler-Leibl und lacht. "Jetzt sind die also auch schon hier eingewandert."

Tatsächlich galten Biber in Baden-Württemberg lange Zeit als so gut wie ausgestorben. Von Bayern und der Schweiz aus wanderten sie ab den 1980er-Jahren aber wieder Stück für Stück Richtung Nordwesten. Im Jagst-Kochertal gibt es heute eine intakte Biber-Population von mehreren Hundert Tieren. Von da aus ziehen die Nager offenbar den Neckar abwärts - und tummeln sich nicht nur an der Elsenz, wie den Naturschutzbehörden in den vergangenen Monaten vermehrt gemeldet wurde. "Mittlerweile haben wir zwischen Mosbach und Heidelberg wieder etwa zehn Biber", sagt Peter Baust vom Naturschutzbund Rhein-Neckar-Odenwald. Vereinzelt gebe es sogar Biber bis nach Mannheim.

Dass die Biber gerade jetzt ihre Spuren hinterlassen, überrascht Baust nicht. Mangels Alternativen beim Nahrungsangebot im Winter hätten es die Tiere besonders auf die feinen Zweige der Bäume abgesehen. Um da heranzukommen, müssten diese eben gefällt werden. Besonders an den Zweigen von Obstbäumen sind die Nager interessiert. Holz für Dämme brauchen sie an Flüssen, die ohnehin schon tief genug sind, nicht.

Dass man die Tiere aber einmal direkt zu Gesicht bekommt, hält Baust für äußerst unwahrscheinlich. "Biber sind nachtaktiv und sehr scheu", sagt er. Die Tiere würden meist den Tag über in einem Bau an der Uferböschung verbringen. Nachts kämen sie dann heraus und machten sich ans Werk.

Davon kann sich Charlie Schuler-Leibl nun jeden Morgen überzeugen. "Jeden Tag ist da ein bisschen mehr abgenagt", sagt der 65-jährige Rentner. "Gerade letzte Nacht hat der Biber wieder ordentliche Arbeit geleistet."

Doch ob er das immer noch so entspannt beobachten könnte, wenn sich die Tiere einmal an seinen eigenen Kirschbaum wagen? "Da habe ich keine Angst, sagt Schuler-Leibl. "Der steht zu weit vom Ufer weg und außerdem befindet sich da noch ein Zaun dazwischen."

Auf die leichte Schulter nehmen, sollte man die Angelegenheit trotzdem nicht, warnt Nabu-Experte Peter Baust. Schließlich könnte es schnell gefährlich werden, wenn ein Biber einen Baum fällt. "Ich empfehle deshalb jedem, der einen Baum am Neckar hat, eine etwa 1,50 Meter hohe Drahthose um den Stamm zu wickeln", sagt Baust. Doch auch die Biber selbst sind in dieser Gegend nicht ganz sicher. Der Autoverkehr, der oft direkt am Neckar fließt, kann für sie tödlich enden. Die Schiffe auf dem Wasser dagegen weniger. "Biber sind sehr gute Schwimmer", erklärt Baust.

Doch was, wenn einem doch einmal ein Biber über den Weg läuft? "Am besten einfach gar nichts machen", sagt Baust. "Die laufen bestimmt schnell weg." Charlie Schuler-Leibl rechnet aber ohnehin nicht damit, dass es so weit kommt. Warum? Da muss er nicht lange überlegen: "Nachts schlafe ich."

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