Eppelheim

Trauungen im Turm sind Vergangenheit

Schlechte Nachricht für Brautpaare: Das Baurechtsamt untersagt die Nutzung des Wasserturms - Hasenmuseum nicht betroffen

19.05.2017 UPDATE: 21.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Das Trauzimmer im Wasserturm war beliebt, sogar Paare aus Frankfurt und Mannheim wollten sich hier schon das Ja-Wort geben. Foto: Geschwill

Von Sabine Geschwill

Eppelheim. Mit Verärgerung und Unverständnis reagiert Bürgermeister Dieter Mörlein auf ein kürzlich eingegangenes Schreiben des Baurechtsamtes des Rhein-Neckar-Kreises. Darin wird der Stadt die Nutzung des Trauzimmers im denkmalgeschützten Wasserturm untersagt. Eine schlechte Nachricht für Brautpaare, die für ihre standesamtliche Trauung einen außergewöhnlichen Ort bevorzugen.

Nach einer Ortsbesichtigung hatte das Baurechtsamt die Einrichtung des Trauzimmers auf der Zwischenempore des historischen Bauwerks moniert. In dem an die Stadt gerichteten Schreiben heißt es: "Unabhängig davon, dass die vorhandene Treppe nicht für eine derartige Nutzung ausgelegt ist, fehlt vorliegend der zweite Rettungsweg." Das Baurechtsamt verweist auf die geltende Landesbauordnung und auf mangelnden Brandschutz. Es beabsichtigt, die Nutzung des Trauzimmers im Eppelheimer Wasserturm rechtsmittelfähig zu untersagen.

Bürgermeister Mörlein reagiert darauf mit Unverständnis: "Wieder mal muss eine gute Idee und ein beliebter Veranstaltungsort beerdigt werden, weil ,der Amtsschimmel‘ keine Treppen steigen kann", mokiert sich Mörlein: "Hier ist alles aus Backstein, Beton und Stahl, da kann nichts brennen." Die starren Vorschriften der Landesbauordnung ärgerten ihn, weil darin alle Gebäude "über einen Kamm geschert" würden. Vor allem bei denkmalgeschützten Gebäuden sei es oft nicht möglich, diese nach geltendem Brandschutz umzurüsten.

Dies ließ er in einem Schreiben auch das zuständige Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau in Stuttgart wissen. Mörlein: "Das Ministerium muss sich mal auf den Hosenboden setzen und sich detailliert Gebäude wie den Wasserturm anschauen, die nicht brennen können."

Auf Mörleins Initiative war im Jahr 2007 das Zwischengeschoss des über 100 Jahre alten Wasserturms in ein Trauzimmer verwandelt worden - allerdings ohne die Genehmigung vom Baurechtsamt einzuholen. "Bei einem Unfall wäre es wohl ziemlich ins Auge gegangen", räumt der Rathauschef jetzt im Nachhinein ein.

Damals war er dem Wunsch vieler Brautpaare nachgekommen, die für ihre Trauung einen ungewöhnlichen Ort suchten. Der Rathauschef hat Heiratswillige auch schon in luftiger Höhe in einem Rettungskorb der Feuerwehr oder auf einem Boot im Mannheimer Hafen getraut.

Dass der Wasserturm in den zurückliegenden Jahren für Trauungen sehr beliebt war, bestätigt Standesbeamtin Monika Hönig: "Wir haben in Eppelheim zwischen 70 und 80 standesamtliche Trauungen pro Jahr und rund die Hälfte der Brautpaare wollten in das Trauzimmer im Wasserturm." Viele von ihnen kamen von auswärts. "Wir hatten schon Paare aus Frankfurt und Mannheim, die unbedingt im Wasserturm heiraten wollten", sagt Hönig. Seit diesem Jahr werden im Wasserturm keine Trauungen mehr vorgenommen, aber die Nachfrage sei nach wie vor groß.

Die Ehen, die im Wasserturm geschlossen wurden, sind natürlich rechtsgültig. Denn das Trauzimmer ist als Standesamt anerkannt. Im Vorfeld wurden alle formellen Voraussetzungen für standesamtliche Trauungen eingeholt.

Das Hasenmuseum im Erdgeschoss des Wasserturms ist übrigens von der Schließung des Trauzimmers nicht betroffen. Die Stadt musste lediglich sicherstellen, dass der Aufstieg über die Wendeltreppe in die oberen Etagen nicht mehr möglich ist. Dies geschah durch eine abschließbare Tür.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.