Diskussion um die "Neue Ortsmitte" Eppelheim

Bürgermeister Dieter Mörlein stellte die Pläne für die "Neue Ortsmitte" vor, die Grünen sind große Gegner des Projekts.

19.09.2016 UPDATE: 20.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

So sehen die Architekten die "Neue Ortsmitte": Der Schulhof der Theodor-Heuss-Schule wäre nach den aktuellen Plänen quasi der Vorplatz der neuen Gebäude, insbesondere für das mittlere, in das die Sozialstation ziehen könnte. Foto: Bilger Fellmeth

Von Anja Hammer

Eppelheim. Die "Neue Ortsmitte" treibt die Eppelheimer um. Was soll auf dem sogenannten Heckmann-Gelände zwischen Wasserturm, Rudolf-Wild-Halle und Rathaus geschehen? Das ist die Frage, die man sich im ehemaligen Maurerdorf stellt. Vorwürfe von Intransparenz und Geheimniskrämerei machen die Runde. Dem trat Bürgermeister Dieter Mörlein entgegen und präsentierte nun in öffentlicher Gemeinderatssitzung die Pläne des Dossenheimer Unternehmens FWD, welches als Bauträger und Investor gefunden werden konnte. Das Ergebnis: An der jetzt vorgestellten "Neuen Ortsmitte" ist nichts neu.

Das Heckmann-Gelände ist benannt nach dem einstigen Eigentümer Manfred Heckmann. Der langjährige Vorsitzende des Sängerbundes Germania starb 1985 und hatte das 2700 Quadratmeter große Areal im Herzen der Stadt an zwei ihm nahestehende Damen vermacht. In seinem Testament hatte er weiter bestimmt, dass das Gelände nach dem Tod beider Frauen in den Grundbesitz der Stadt übergeht. Dabei legte er aber eine Bedingung fest: Auf dem Gelände oder an einer anderen Stelle muss eine Sozialstation gebaut werden. Beide Damen leben noch, dennoch überlegt die Stadt seit einiger Zeit, was auf dem Areal passieren soll.

Schon zu Beginn der Sitzung, als die Bürger Fragen an die Verwaltung stellen durften, war das Heckmann-Gelände das Thema überhaupt. Ein Bürger forderte eine Bürgerinformation: "Nicht, dass das Projekt wie der zweigleisige Brückenausbau für die Straßenbahn in die Akzeptanzfalle tappt."

Passend zu den Lageplänen und Gebäudeansichten hinter sich an der Wand erläuterte Bürgermeister Mörlein wenig später, was auf dem 2700 Quadratmeter großen Areal entstehen soll. Die aktuellen Gebäude - ein mehrstöckiges Wohnhaus, Garagen, das Gebäude der früheren Reinigung und das Eiscafé San Remo - werden abgerissen. An deren Stelle kommen drei Gebäude: Im vorderen sind eine Bank, Arztpraxen und Wohnungen vorgesehen, im mittleren Haus könnte die Sozialstation und Wohnungen untergebracht werde, im hinteren sollen behindertengerechte Wohnungen für betreutes Wohnen entstehen. Das Ganze wird unterbaut mit einer Tiefgarage. An der Hauptstraße entstehe mehr Platz, sodass die Straßenbahnhaltestelle barrierefrei ausgebaut werden könne, so Mörlein weiter.

Wem das bekannt vorkommt: Es sind just die gleichen Pläne, die vor über einem Jahr, im Juli 2015, in öffentlicher Gemeinderatssitzung vorgestellt wurden. Das hinderte die Räte indes nicht daran, erneut zu diskutieren. So sah Renate Schmidt (SPD) durchaus die Chance für Eppelheim, pochte aber gleichzeitig auf eine stärkere Bürgereinbindung: "Wir müssen die Bürger mit ins Boot holen."

Guido Bamberger (EL) widersprach: "Wenn wir die Bürger befragen, haben wir 15.000 Meinungen." Dafür kassierte er heftiges Gespött, insbesondere von Seiten der Grünen und der SPD. Schließlich sitzt Bamberger für die Eppelheimer Liste im Rat, die den Bürgerentscheid durchgesetzt hatte, mit dem der zweigleisige Brückenausbau verhindert werden sollte.

Die Grünen sprachen sich ebenfalls für mehr Öffentlichkeit aus: "Denn in dieser Sache herrscht nicht Friede, Freude, Eierkuchen", so Christa Balling-Gündling. Zwar fänden die Grünen, dass die Aufwertung der Ortsmitte durchaus ihren Reiz habe, aber Eppelheim könne sich dieses Projekt einfach nicht leisten. Trudbert Orth (CDU) vertrat die Gegenposition: "Bei der Stadtentwicklung werden immer große Töne gespuckt, aber wenn es konkret wird, heißt es: Es ist kein Geld da." Jetzt biete sich eine einmalige Möglichkeit und mit den aktuellen Verträgen gebe es kein Risiko für Eppelheim.

Und genau diese Verträge haben es in sich - nur wurden sie in der Gemeinderatssitzung nicht angesprochen. Bürgermeister Mörlein sagte lediglich, dass beim Vertrag "noch ein paar Kleinigkeiten" geregelt werden müssten. Auf RNZ-Nachfrage führte er den aktuellen Plan aus: Der Dossenheimer Investor FWD kauft das Heckmann-Gelände von den jetzigen Erbinnen, diese werden verpflichtet, den Erlös in die städtischen Häuser in der Stresemannstraße zu investieren und bekommen im Gegenzug einen Teil der Mieteinnahmen. Das bedeutet: Das Areal wird niemals im Besitz der Stadt sein. Und wie will die Stadt dann sicherstellen, dass dort die Sozialstation untergebracht wird? "Da müssen wir uns die Rechte sichern", sagt Mörlein. Er ist zuversichtlich: "Es gibt noch einige Hürden, aber wir sind am Basteln."

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