Toiletten zu weit weg - Kein Schwimmunterricht im Freibad
Schulamt winkt wegen Aufsichtspflicht ab - Stadträte fassungslos - Kein Hallenbad in der Region hat noch Kapazitäten frei

Neckargemünd. (cm) Immer weniger Kinder in Deutschland können schwimmen. Und dennoch gibt es an der Grundschule der Stadt an Neckar und Elsenz keinen Schwimmunterricht. Dies monierte eine Mutter zweier Kinder aus dem Ortsteil Kleingemünd in der Bürgerfragestunde der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates. Sie erinnerte daran, dass der Bildungsplan Schwimmunterricht vorsehe, was aber von der Grundschule nicht erfüllt werde.
"Wir Eltern finden dies traurig und setzen uns dafür ein, dass Schwimmunterricht angeboten wird", sagte die Mutter. Sie wusste, dass im Mai des vergangenen Jahres ein Treffen mit Vertretern des Schulamtes, der Schule und des Schulträgers, also der Stadt, stattfand. Dabei sollte besprochen werden, wie Schwimmunterricht dennoch angeboten werden kann. Die Mutter wollte wissen, ob es dieses Schuljahr noch klappt.
"Das Schulamt hat erklärt, dass Schwimmunterricht in unserem Freibad nicht möglich ist", berichtete Bürgermeister Frank Volk. "Das hat uns auch gewundert." Anschließend habe die Stadt bei den umliegenden Hallenbädern angefragt, ob dort Schwimmunterricht möglich ist. Das Ergebnis: "Diese haben keine Kapazitäten mehr frei, aber wir sind weiter auf der Suche", sagte Volk. "Mit zunehmender Entfernung wird es aber schwieriger." Es stünden jedenfalls Mittel im Haushalt für den Schülertransport bereit. "Wir sind davon abhängig, dass wir zu Schulzeiten in ein Hallenbad können", so Volk. Die Mutter aus Kleingemünd erwiderte, dass das Hallenbad im Darmstädter-Hof-Zentrum in Heidelberg und das "Köpfel" in Ziegelhausen freie Bahnen anbieten würden. Sie fragte, ob wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. Volk betonte, dass alle nahen Bäder angefragt worden seien. Er frage jedoch noch mal beim zuständigen Mitarbeiter nach und bat die Frau, ihm eine E-Mail zu schreiben.
Steffen Wachert (Freie Wähler) wollte genau wissen, warum im Sommer kein Schwimmunterricht im Kleingemünder Freibad nicht möglich ist. "Schulamt und Schule lehnen das ab", antwortete Volk. Als Grund sei die Aufsichtspflicht auf dem weitläufigen Areal genannt worden. Das Max-Born-Gymnasium nutze das Freibad jedoch zum Schwimmen. "Es kann nicht sein, dass wir in unserem eigenen Freibad keinen Schwimmunterricht anbieten können", meinte auch Lilliane Linier (SPD). Bürgermeister Volk sagte, dass das Schulamt die Ablehnung unter anderem mit dem "weiten Weg" zur Toilette im Freibad begründet habe. Daraufhin Linier: "Unglaublich!"