Bau dauert länger und kostet mehr
RNV peilt Fertigstellung im Dezember an - Rund 300.000 Euro für die "Bauzeitenanpassung"

Seit die alte Brücke über die Autobahn im Oktober 2017 abgerissen wurde, laufen die Arbeiten für die neue Querung. Foto: Geschwill
Von Anja Hammer
Eppelheim. Schlechte Nachrichten: Die Brückenbaustelle dauert länger. Hieß es zuletzt, dass die 22er-Straßenbahn ab Oktober wieder durch Eppelheim fährt, nennt die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) nun einen neuen Termin. "Unser Ziel ist Dezember 2018", sagte RNV-Projektleiter Paul Ritze bei der Sitzung des Technischen Ausschusses am Montagabend. Und weiter: "Wir werden alles tun, um das zu schaffen." Unter dem Stichwort "Bauzeitenanpassung" ist nämlich nichts anderes zu verstehen als eine Bauzeitenbeschleunigung - und die führt dazu, dass das Gesamtprojekt rund um die Querung über die Autobahn A5 noch teurer wird.
Hintergrund
Barrierefreie Haltestellen lassen auf sich warten
Ist der Wurm erst einmal drin, bohrt er sich durch alle Bereiche. Dieser Eindruck zwingt sich einem auf, wenn man sich die Bauprojekte in Eppelheim rund um die Straßenbahn anschaut. Nicht nur wird die
Barrierefreie Haltestellen lassen auf sich warten
Ist der Wurm erst einmal drin, bohrt er sich durch alle Bereiche. Dieser Eindruck zwingt sich einem auf, wenn man sich die Bauprojekte in Eppelheim rund um die Straßenbahn anschaut. Nicht nur wird die Brückenbaustelle länger und teurer. Auch der barrierefreie Haltestellenausbau läuft nicht so wie einst geplant.
Bei seinem Bericht vor dem Technischen Ausschuss ging Paul Ritze, Projektleiter bei der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV), auch auf den Ausbau der Straßenbahnhaltestellen "Rathaus" und "Kirchheimer Straße" ein. Demnach seien die Planungen für den Stopp am Rathaus eingestellt. "Das war eine politische Entscheidung", sagte Ritze. Denn der Umbau dort hängt mit der "Neuen Ortsmitte" zusammen. Unter Ex-Bürgermeister Dieter Mörlein hatte der Gemeinderat beschlossen, die jetzigen Gebäude auf dem sogenannten Heckmann-Areal neben Rathaus und Rudolf-Wild-Halle abzureißen und dort die "Neue Ortsmitte" entstehen zu lassen. Dieses Projekt war und ist umstritten, daher will Bürgermeisterin Patricia Rebmann Bürgerbeteiligung ermöglichen und "bei Null anfangen", wie sie im November 2017 gegenüber der RNZ sagte. Für die Haltestelle und die RNV bedeutet das: "Wir stehen in den Startlöchern und warten", so Ritze.
Für die Übergangszeit habe das Unternehmen geprüft, ob die Haltestelle provisorisch barrierefrei umgebaut werden könne. Das Ergebnis: "Das ist nicht möglich", stellte der RNV-Projektleiter klar. Dafür gebe es dort nicht genügend Platz. Nun soll untersucht werden, ob "technische Möglichkeiten", etwa externe Hub᠆lifte, in Betracht kommen. Doch Versprechungen konnte Ritze keine machen.
Ähnlich ist die Situation bei der Straßenbahn-Endhaltestelle "Kirchheimer Straße". Dort wurde für den Umbau ein Planfeststellungsverfahren notwendig, weshalb laut Ritze mit einem Baubeginn vor 2019 nicht zu rechnen ist. Daher würde auch für die Endhaltestelle geprüft, ob man diese nicht für den Übergang barrierefrei gestalten könnte. "Zum Beispiel durch Kunststoffpodeste", so Ritze.
Die Frage der Kosten blieb allerdings offen. Denn so sehr die Gemeinderatsfraktionen die Barrierefreiheit auch wünschen: "Die Zwischenlösungen bitte nicht auf unsere Kosten", betonte Trudbert Orth (CDU) ähnlich wie auch Christa Balling-Gündling (Grüne). (aham)
Viele Gründe haben dazu geführt, dass die Brücke nicht wie geplant im Herbst fertig wird. "Es gab Verzögerungen im Bauablauf", sagte Ritze. Zum einen wurde die alte Straßenbahnbrücke zwischen Eppelheim und dem Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund später abgerissen als ursprünglich geplant. Zudem waren Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg im Untergrund entdeckt worden. Diese waren zwar schnell entschärft, doch der Fund führte zu einer erneuten und ausführlichen Untersuchung durch den Kampfmittelräumdienst. Dazu fanden sich im Rampenbereich mehr Altlasten als angenommen und im Kanalbau würden zusätzliche Leistungen erforderlich, so der RNV-Projektleiter.
All diese Verzögerungen würden eigentlich dazu führen, dass die Brücke sogar erst im April 2019 fertig würde. Doch die RNV peilt Ende 2018 an. "Deshalb bedeutet Bauzeitenanpassung eine Bauzeitenbeschleunigung", erklärte Paul Ritze. Er schätzte, dass dadurch das bislang mit 17,5 Millionen Euro bezifferte Gesamtprojekt rund 300.000 Euro teurer würde. Und diesen Betrag hätten alle Projektbeteiligten zu schultern - also auch Eppelheim.
Wie RNV-Sprecher Moritz Feier auf RNZ-Nachfrage erläuterte, ist dies aber immer noch der günstigere Weg. Würde die Baustelle nämlich bis April 2019 dauern, entstünden Mehrkosten von 800.000 Euro - etwa für die Baustelleneinrichtung, Personal, den Schienenersatzverkehr und die Ampeln auf der Umleitungsstrecke.
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Eine breitere Debatte spannte sich im Gremium dann um den Bürgerentscheid 2016. Damals kämpfte eine Bürgerinitiative gegen die zweigleisige Brücke und den dazugehörigen Gemeinderatsbeschluss. Der Anführer der Initiative, Bernd Binsch (EL), sitzt inzwischen selbst im Gemeinderat und im Technischen Ausschuss und wies jeden Zusammenhang zwischen dem Bürgerentscheid und der jetzigen Baustellenverlängerung zurück. RNV-Mann Ritze betonte dagegen: "Der Bürgerentscheid hat zu einer Verzögerung des Baubeginns geführt."
Eine gute Nachricht gab es an diesem Abend aber auch: Denn nicht die ganze Baustelle in der Eppelheimer Hauptstraße dauert noch bis zum Jahresende. "Der Kreisel soll im Sommer fertig sein", kündigte Paul Ritze an. Darüber freute sich Linus Wiegand (CDU) diebisch: "Dann haben die Autofahrer ein paar Monate Zeit zu sehen, wie gut der Kreisel ohne Straßenbahn funktioniert."