Die "Kieselsteine am Neckar" waren zu massiv
Gemeinderat lehnte Bauantrag für früheres Autohaus Treibel einstimmig ab - "Es geht etwas von Kleingemünd verloren"

Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd. Die Präsentation war beinahe perfekt und nötigte dem Gemeinderat doch Applaus ab, wenngleich der Rat mit dem Gezeigten nicht einverstanden war. Die "Hofmann Haus GmbH" mit Sitz im Schwabenland, bekannt für lichtdurchflutete Häuser mit anspruchsvoller Architektur, hatte einen Bauantrag für das Grundstück in der Neckarsteinacher Straße 12 in Kleingemünd eingereicht. Es ist das Areal des früheren Mercedes-Autohauses Treibel. Geplant ist demnach der Neubau von vier Mehrfamilienwohnhäusern auf einer Fläche von 1343 Quadratmetern bei einer Grundstücksfläche von knapp über 3000 Quadratmetern. 32 Wohneinheiten insgesamt, eine Gewerbeeinheit, Tiefgarage, Stellplätze und Grünflächen zwischen den Häusern sollen hier entstehen.
Dietmar Hofmann, Reiner Zoller und Helmut Mogck von "Hofmann Haus" warben vehement für ihre Bauidee, die sie "Kieselsteine am Neckar" genannt hatten. Da es für dieses Gebiet keinen Bebauungsplan gibt, muss sich ein Neubau nach § 34 Baugesetzbuch richten. Der besagt, dass ein Vorhaben dann zulässig ist, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist.
"Hofmann Haus"-Mitarbeiter Helmut Mogck stellte die geplanten vier barrierefrei konzipierten Bauwerke, die er als Stadtvillen bezeichnete, vor. Demnach werde der Ökologie mit der Planung der Bauten als "Energieeffizienzhaus 55" Rechnung getragen. Nach Erdgeschoss und zweitem Geschoss ist das Dachgeschoss als Staffelgeschoss geplant und mit hoher Fensterfront zum Neckar hin ausgerichtet. Die Baukörper zeigten eine vieleckige Form auf und würden sich wie zufällig auf dem Grundstück verteilen - verbunden durch ein grünes Band.
"Es geht etwas von Kleingemünd verloren", beklagte FW-Stadtrat Jürgen Rehberger die Massivität der vier Gebäude. Auch bemängelte er, dass ein Weg zum Neckar in die Pläne eingetragen wurde, obgleich die dazu benötigten Grundstücke nicht der Firma gehörten. "Da muss etwas abgespeckt werden, sonst kann ich nicht zustimmen", sagte er.
Auch Christian Rupp (CDU) fand die Erscheinung der geplanten Bauten sehr massiv. Er wünschte sich eine enge Abstimmung mit der Verwaltung insbesondere bei der Gewerbeeinheit, damit dort ein Angebot kommt, das noch nicht in der Stadt vorhanden ist. Thomas Schmitz (Bündnis 90/Die Grünen) fehlten Angaben zur Grund- und Geschossflächenzahl sowie zur Höhe. Die vorliegenden Unterlagen hätten die Qualität einer Bauvoranfrage und nicht die eines Bauantrags. Da es sich um ein Mischgebiet handle, sah er eine gewerbliche Nutzung vorrangig vor einer Wohnnutzung. Aus gesamtstädtischem Interesse heraus sei die gewerbliche Nutzung zu verteidigen. Das in der Planung ausgewiesene grüne Band empfand er als Alibi-Begleitgrün. "Was wir in Neckargemünd brauchen, ist bezahlbarer Wohnraum und das gehört nicht dazu", nannte er einen weiteren Ablehnungsgrund.
Hauptkritikpunkt von SPD-Gemeinderat Winfried Schimpf war: "Mit Blickrichtung von der Altstadt sind die Baukörper in Größe und Massivität singulär und stören die Gartenlandschaft am Neckar." Bei einem Bauantrag in exponierter Lage müsse man Pläne mit deutlich ablesbaren Höhen haben, meinte Hermino Katzenstein (Bündnis 90/Die Grünen). Wie sich herausstellte, waren erforderliche Angaben auf den Plänen vorhanden, aber in den Kopien nicht ablesbar. Das Eintragen von Abstandsflächenbaulasten müsse mit den Nachbarn geklärt sein, sonst dürfe man keinen Bauantrag stellen, sagte Dr. Manfred Rothe (FW).
Giuseppe Fritsch (FW) wollte wissen, ob auch an die Feuerwehrzufahrt gedacht worden sei und eine Drehleiter die hinteren Gebäude erreichen könne, was bejaht wurde. Bei drei Enthaltungen wurde einstimmig das Einvernehmen zu dem Bauantrag abgelehnt. "Sie hätten zuerst eine Bauvoranfrage stellen sollen", gab Bürgermeister Frank Volk dem Bauunternehmen einen Rat mit auf den Weg.



