Sinsheim-Song von Chris Epp wartet auf seine Live-Premiere
Musiker hat ihn für die Heimattage produziert - Ihm und seinen Bands fehlt der Kontakt zum Publikum

Von Tim Kegel
Sinsheim. Ein Gitarrenriff, das sofort ins Ohr geht. Ein griffiger Refrain, mit Satzgesang, der zum Mitsingen einlädt. Eine Hammond-Orgel für den leicht sentimentalen Einstieg. Ein straighter Hardrock-Solo zum Schluss. So hört er sich an, der Sinsheim-Song. Geschrieben und aufgenommen hat ihn Chris Epp, bekannt als Frontmann von "Fate", für viele das Synonym der Sinsheimer Rockband und seit über 15 Jahren auf den Bühnen und Festen der Region unterwegs. "Sinsheim, meine Heimat" war eigentlich für die corona-bedingt abgesagten Landesheimattage 2020 gedacht. Was aus dem Lied wird, ist noch ungewiss.
"Identitätsstiftend" – so empfindet Oberbürgermeister Jörg Albrecht das Lied. Und "Fast schon traurig", sei es doch "vom Gemeinschaftsgeist getragen", der in den Vorbereitungen der abgesagten Heimattage gesteckt hatte. Dieses Gefühl könne man dem Lied "anhören", sagt Albrecht.
Viel Herzblut steckt im Sinsheim-Song, so viel ist sicher, und das merkt man sofort: Epp hat für das knapp über drei Minuten lange Stück sowohl die Gitarren, als auch den Bass, die Keyboard- und Drumspuren und auch den mehrstimmigen Gesang selbst eingespielt, außerdem den Text verfasst. "Ein Blick vom schönen Steinsberg weckt in mir ein Glücksgefühl" heißt es darin, "hier gibt es alles, was wir brauchen", oder auch: "Egal aus welchem Land Du kommst, hier bist Du nicht allein." Epp singt mit seiner markanten Stimme, die bisweilen an Klaus Lage erinnert. Die Melodie hat etwas hymnenhaftes, etwas gemeinschaftliches, orientiert sich an diversen Fußballsongs, sei bewusst einfach und mitsingbar gehalten. Und im Nachhinein ist Epp froh, dass in keiner Zeile konkret von "Heimattage 2020" oder "Heimattage Sinsheim" die Rede ist. Dies hat Epp "extra nicht gemacht", damit das Lied etwas Dauerhaftes, Bleibendes beibehält und auch in Zeiten nach dem Landesfest noch gültig ist.
Oder in Zeiten wie diesen. Wir treffen Epp an einer Tankstelle, hier macht er seine Pause, die er als Fahrer beim Kurierdienst eines Freunds einhalten muss. Auch in Zeiten der Pandemie haben der Vollblut-Musiker, die Band "Fate" und das Projekt "Chris Epp & Friends" gut zu tun, trotzdem seien sie "alle froh, Berufe zu haben".
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Nicht lange sind sie her, die Zeiten, als man "Fate" auf jedem zweiten Dorffest spielen sah. Und gerade auch im Heimattagejahr war der Tourkalender der Gruppe "randvoll", sagt Epp. Im Pandemie-Modus schaut man nun, "dass man im Gespräch bleibt", indem man Internet-Live-streams macht oder die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram mit Inhalten und Updates füttert. Mehrfach war die Band um Christian Epp, Dominic Fiegle, Marcel Bender und Adrian Mayer live im Internet bei dem Kraichgau-Format "Dumm Gebabbl" zu sehen. Im September wollen sie einen Teil der Waldangellocher Kerwe mit einem weiteren Livestream ins Virtuelle rüberretten. 60 Besucher können die Übertragung dann live im Clubhaus des TSV Waldangelloch miterleben oder ein "Kerwe-Rock-Fanpaket" für die private Fete bestellen.
Ein Ersatz für Livekonzerte ist das alles aber nicht, sagt Epp: "Uns fehlt die Resonanz, das Publikum". Für "zehn Kerwen allein im September" waren die Musiker gebucht, die eigentlich dafür bekannt sind, "extrem nah beim Publikum" zu sein und dann Lieder auf Zuruf zu spielen, gemeinsam mit den Partygästen Songpassagen singen und auf viel Spielwitz Wert legen. In einer Bandbreite, die Epp als "von den Eagles und AC/DC über Toto und Die Toten Hosen und notfalls auch mal Sierra Madre" beschreibt. In Corona-Zeiten hat sich die Partyband mit Auftritten bei Hochzeiten und privaten Feiern neue Auftrittsmöglichkeiten erschlossen. Dadurch probe man auch viel und bleibe in Übung, sagt Epp. Auch fürs Jahr 2021 sei man eigentlich schon "gut gebucht". Normalerweise treten Epp und seine Mitstreiter im Jahr "weit über 150 Mal" auf.
Perspektivisch lehnen sie sich zurzeit nicht allzu weit aus dem Fenster. Keiner wagt eine Prognose, ob es im kommenden Jahr Dorffeste oder größere Konzerte geben wird. "Vermutlich gibt das erst wieder was, wenn es einen Impfstoff gibt", glaubt Epp. Die Corona-Maßnahmen selbst hält er für notwendig: "Die Politik hat ja gar keine andere Wahl gehabt."
Und da ist ja noch der Sinsheim-Song. Glücklich wären Epp und die anderen Musiker, wenn sie das Lied in nicht allzu fernen Tagen "beim Fohlenmarkt oder beim Stadtfest" performen könnten. Vor einer Menge, die endlich wieder ungezwungen feiern und ordentlich mitsingen kann. Überlegt hat er auch, einige CDs zu produzieren und sie für einen guten Zweck an den Mann zu bringen. "Schauen wir, was noch alles kommt."
Info: Weitere Informationen unter www.tsv-waldangelloch.de oder www.dummgebabbl.de



