Unfall in Waibstadt

15-jähriger Radfahrer stirbt, Gaffer machen Videos (Update)

Mercedes-Fahrerin erfasste den Jugendlichen frontal - Anwohner und Ersthelfer bemängeln Verkehrssituation

25.07.2019 UPDATE: 25.07.2019 18:51 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Der Junge wollte die Straße mit dem Rad überqueren, als von rechts ein Auto kam und ihn erfasste. Er wurde auf den Gehweg vor dem roten Zaun geschleudert. Foto: Anjoulih Pawelka

Waibstadt. (jou) In der Langen Straße gab es am Donnerstagmorgen kurz vor acht Uhr einen Unfall, bei dem ein 15-Jähriger ums Leben gekommen ist. Der Schüler wollte, aus der Lerchenstraße kommend, mit seinem Fahrrad die Lange Straße überqueren. Dabei nahm er nach derzeitigem Kenntnisstand der Polizei einer Mercedes-Fahrerin, die aus Richtung Neidensteinerstraße kommend auf dem Weg in den Ortskern war, die Vorfahrt.

Das Auto erfasste den Jungen frontal und dieser erlitt schwere Kopfverletzungen. Schon wenige Minuten später sei die Gruppe "Helfer vor Ort" zur Stelle gewesen, berichtet Roger Reker, der direkt an der Kreuzung wohnt und dem Jungen Erste Hilfe leistete. Etwas später kam dann auch der Notarzt, der mit dem Hubschrauber eingeflogen wurde, wie die Polizei auf Anfrage der RNZ berichtete. Der Junge selbst wurde mit dem Krankenwagen in ein Krankenhaus gefahren, in dem er seinen schweren Verletzungen erlag.

Wenn Reker sein Grundstück verlässt, steht er direkt auf dem schmalen Gehweg vor seinem Haus, der in Richtung Hauptstraße endet. Fußgänger müssen auf der Fahrbahn laufen. Immer wieder fahren Autos auf der schmalen Straße ganz nah an Rekers Grundstück vorbei. Schon vor Jahren habe er bei der Stadt nachgefragt, ob dort nicht eine 30er-Zone eingerichtet werden könne. Passiert sei bis heute nichts. Dabei sei die Lange Straße mittlerweile zur Hauptstraße geworden, sagt der Anwohner. "Es ist eine Autobahn."

Wie eng es dort teilweise zugeht, zeigt auch Rekers Hauswand. Dort sind auf Augenhöhe teilweise größere Stellen des Putzes herausgebrochen. Gegenüber sieht es nicht anders aus. Die Wände seien durch Spiegel beschädigt worden, erzählt Reker. Nicht nur eng ist es an der Unfallstelle, sondern auch unübersichtlich. Die Hauswände reichen bis an die Straße, zwei Verkehrsspiegel sollen eine bessere Sicht ermöglichen. Immer wieder würde es an dieser Stelle Unfälle geben, erzählt Reker weiter. Im letzten Jahr seien es zwei gewesen. Zum Glück keine so schweren wie der jetzige. "Wäre die Straße anders, wäre das vielleicht nicht passiert."

"Besonders tragisch" sei dieser Unfall, sagt Bürgermeister Joachim Locher, dem die Betroffenheit auch noch Stunden danach anzumerken ist. Aufgrund der Bebauung direkt an der Lange Straße könne die Stadt dort wenig machen, sagt Locher. Überhaupt sei das Sache der Verkehrsbehörde. Die Stadt müsse das alles genehmigen lassen, man könnte lediglich einen Antrag stellen, der dann von der Verkehrsbehörde geprüft werden würde.

Deshalb stünden dort auch Verkehrsspiegel, sagt der Bürgermeister. "Die Schulwegplanung liegt aber in unserer Hand", sagt Locher und verweist auf den Schulweg, der nicht an der Lange Straße entlang, sondern durch die Schrebergärten führt. Außerdem sei ja schon seit Langem geplant, dass die gesamte Stadt zur 30er-Zone wird.

Was Anwohner und Unfallhelfer Roger Reker fast noch mehr ärgert als die schwierige Verkehrssituation, ist das Verhalten der Gaffer während des Unfalls. Insgesamt zwischen zehn und 15 Leute seien an der Unfallstelle gewesen, hätten teilweise sogar gefilmt. Nur ein einziger Junge habe gefragt, ob er helfen könne, erzählt Reker.

Er habe brüllen müssen, damit die Gaffer den Unfallort verlassen. Die Polizei habe aber auch eingegriffen. Die genauen Umstände des Unfalls werden noch ermittelt, die Sachlage sei aber relativ eindeutig, meinte ein Polizeisprecher gegenüber dieser Zeitung.

Update: Donnerstag, 25. Juli 2019, 18.47 Uhr


Waibstadt. (pol/van) Zu einem tödlichen Unfall ist es am Donnerstagmorgen gekommen, wie die Polizei berichtet. Ein 15-jähriger Fahrradfahrer soll kurz vor 8 Uhr die Lange Straße in Höhe der Lerchenstraße überquert haben. Dabei missachtete er nach derzeitigen Erkenntnissen der Beamten die Vorfahrt einer 36-jährigen Autofahrerin, die aus der Richtung Neidensteiner Straße kam. Der Pkw erfasste den Jugendlichen frontal.

Dieser erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass er wenig später seinen Verletzungen in einer Klinik erlag. Die weiteren Unfallermittlungen des Verkehrskommissariats Heidelberg dauern an.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.