Sulzfeld

Krone ging mit Abriss für immer verloren

Das Gebäude aus dem Jahr 1617 war das älteste Gasthaus in Sulzfeld

22.08.2018 UPDATE: 23.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Das Gasthaus Krone war das älteste Wirtshaus in Sulzfeld. Mangels Investor und beeinträchtigter Stabilität des Gebäudes entschied sich die Gemeinde Sulzfeld als Eigentümer für den Abbruch. Fotos: Detlef Brötzmann

Von Detlef Brötzmann

Sulzfeld. Nur der Straßenname auf dem Schild neben dem geschotterten, freien Platz erinnert noch an das einstige Gasthaus Krone, das an der Hauptstraße gegenüber der evangelischen Kirche stand.

Die Glanzzeiten des historischen Gebäudes waren schon lange vorüber. Im Jahr 1967 wurde die traditionsreiche Wirtsstube, zu welcher auch ein Nebenraum gehörte, für immer geschlossen. Der kleine eingebundene Metzgereiladen zog in einen Neubau um. Vor rund 15 Jahren erwarb die Gemeinde Sulzfeld das Anwesen, doch es konnte kein Investor für das stark sanierungsbedürftige Haus gefunden werden. So blieb nur der Abbruch, der Ende des vergangenen Jahres vonstatten ging.

Die Spuren in die Vergangenheit führen zurück bis in das Jahr 1617. Aus dieser Zeit ist die Nennung des ersten Wirtes eines Dorfgasthauses in Sulzfeld überliefert. Vermutlich ist dieses Dorfgasthaus das selbe, das 1682 von den Gölern als damalige Ortsherren als "güldene Crone", gelegen "vorn uff de Wirtsgaß" (heute Kronenstraße), veräußert wurde. Die Lage an der Hauptstraße unmittelbar gegenüber der Kirche weist zudem auf einen hervorgehobenen Status des Gasthauses hin.

Gemäß einer Bestandsaufnahme des Landesdenkmalamtes wurde das heutige Gasthaus Krone im 18. Jahrhundert auf einem L-förmigen Grundriss erbaut. Rückwärtig gehörten eine Scheune und ein Stall zum Anwesen. 1897 erfolgten größere Umbau- und Erneuerungsmaßnahmen. In der Gaststube wurde eine gusseiserne Säule als Stütze eingefügt und das Nebenzimmer zu einem Saal vergrößert. 1925 bekam das Dach ein neues Aussehen, denn das ehemalige Pultdach wurde durch ein Mansardwalmdach ersetzt. Der vordere First wurde um 90 Grad gedreht, sodass eine einheitliche Ansicht der Gebäude entstand.

Heute erinnert nur noch das Straßenschild an das einstige Gasthaus.

Unter den Gebäuden befanden sich zwei Gewölbekeller. Der Stall wurde durch ein Schlachthaus ersetzt. In den 1950er-Jahren erhielt der kleine Metzgereiladen an der Südwestecke des Gasthauses große Schaufenster. Ein prachtvolles Wirtshausschild in Form einer großen Krone hing an einem Ausleger zur Hauptstraße hin. Es machte weithin sichtbar auf das Wirtshaus aufmerksam.

Und dann gab es da noch das "Kronenwärtsmännle" mit Schnurrbart und Bauch, welches als Schnitzerei an einer Konsole unter einer Auskragung des Gebäudes an der Südostecke saß. Mancher Spruch im Ort rankt sich noch heute als Legende um die Figur: "Sag’s dem Männle", oder "wenn du keinen Mann findest, dann nimm halt den von der Krone".

Über vier Generationen hatte die Sulzfelder Metzger-Familie Guggolz das historische Gasthaus geführt. In den Gasträumen fanden zahlreiche Familienfeiern sowie Vereinsveranstaltungen statt. Auch Tanzveranstaltungen standen in der Faschingszeit regelmäßig auf dem Programm.

Noch heute erinnern sich Sulzfelder Einwohner gerne an eine Zeit zurück, als Ende der 1950er-Jahre ein kleiner Fernseher im Gastraum stand und man dort, mangels eines eigenen Empfangsgeräts, zum Fußballschauen hin ging. Das Bier kam von der Sulzfelder Brauerei Weigert. Eine Glaswerbetafel erinnert noch heute an die Geschäftsverbindung.

Glastafel, Wirtshausausleger und das Kronenwirtsmännle gingen als Leihgabe der Gemeinde Sulzfeld an den örtlichen Heimatverein. Die alte Krone, die einst am Ausleger hing, übergab die Familie Guggolz bereits vor Jahren an den Heimatverein. Lange Zeit nach der Schließung des Gasthauses Krone war das Anwesen vom Landesdenkmalamt als ein Kulturdenkmal eingestuft worden. Doch für das seit Jahren leer stehende Gebäude schien keine Rettung in Sicht. Bausünden, die vermutlich durch Umbauten in der Vergangenheit entstanden, wirkten nach und hatten die Stabilität des Gebäudes beeinträchtigt.

Letztendlich hatte die Gemeinde Sulzfeld das Areal samt Gebäude erworben und als Eigentümerin einen Antrag auf denkmalschutzrechtliche Genehmigung zum Abriss des Gebäudes gestellt und erhalten.

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