Stromausfall, Vollsperrung, Stau

Wie ein einzelner Baum Sinsheim ins Chaos stürzt

Erst Stromausfall, dann die plötzliche Vollsperrung auf der Autobahn und ein Spontan-Stau wegen der Innenstadt-Baustelle.

08.02.2023 UPDATE: 08.02.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Hängt nicht mehr durch: Das Stromkabel wurde am Dienstag auf der gesperrten A 6 von einem Techniker aufgerollt. Foto: Julian Buchner

Von Tim Kegel und Julian Buchner

Sinsheim. Ein umgestürzter Baum hat am Montagabend für einen Stromausfall in fünf Sinsheimer Stadtteilen gesorgt, am Dienstagmittag eine Vollsperrung der Autobahn A6 in beide Richtungen verursacht und bis zum Dienstagnachmittag die Sinsheimer Innenstadt in ein Verkehrschaos gestürzt. Die Netze BW als Betreiber der Leitung, das Ordnungsamt der Stadt sowie die Polizei bestätigten den Ablauf in genau dieser Reihenfolge.

Der Stromausfall war da noch fast das kleinere Übel: Zwar kam er zur Unzeit gegen 18.40 Uhr – auch Ordnungsamtsleiter Florian Zangls Frau sei da gerade beim Kochen gewesen. Und als die Stadtteile Reihen, Steinsfurt, Adersbach, Ehrstädt und Hasselbach gebietsweise dunkel wurden, vereinzelt sogar Meldungen aus Hilsbach und Weiler eingingen, die Feuerwehrhäuser besetzt wurden und, bevor die Handys in den Bergdörfern nicht mehr gingen, sogar Warn-Apps ansprangen, machte sich die alte "Blackout"-Angst breit.

Vermischt mit der Frage, weshalb es bei Stromausfällen in der jüngsten Zeit immer diese Stadtteile getroffen hat. Inzwischen will das die CDU sogar auf höheren Ebenen wissen: "Ein unhaltbarer Zustand" sind Moritz Oppelt und Dr. Albrecht Schütte, Abgeordnete in Bund und Land, empört und fordern nach dem "vierten Stromausfall innerhalb von sechs Monaten" im selben Gebiet "Antworten und Konsequenzen", sprechen von "mangelhafter Netzinfrastruktur" und einer großen Belastung bei der Bevölkerung.

Woran hat es gelegen? Gemutmaßt wurde so einiges: Baggerbiss, Elektroautos beim Laden, oder doch etwas Komplexeres, so wie im vergangenen Juni, als es laut Betreiber gleich zwei Störungen – "an einem Überspannungs-Ableiter" beim Reihener Kalkwerk und in einer Muffe am Mittelspannungskabel beim Technik-Museum – zeitgleich gab?

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Höhere Gewalt sei es dieses Mal gewesen, ziemlich sicher. Das habe man noch am Abend gewusst: "45 Minuten später" – das Politiker-Duo spricht eher von zwei Stunden – sei laut Netze BW in den betroffenen Stadtteilen, die alle "in einer gemeinsamen Netzzelle liegen", das Licht wieder angegangen. Da hätten die Techniker alles wieder "ins Mittelspannungsnetz umgeschaltet", und lediglich bei einem Gehöft im entlegenen "Insen-grund" habe man sich wegen dessen Stichleitung "mit einem Notstromaggregat behelfen müssen".

Unklar bleibt laut Netze-Sprecher Jörg Busse, ob da der Baum schon geortet worden war, der zwischen Sinsheim-Süd und Steinsfurt umfiel und auf den Betonmast einer Freileitung krachte – auf einer Kuppe, direkt an der Fahrspur der A 6 Richtung Heilbronn. Denn dass die wichtige West-Ost-Achse gesperrt werden muss, das meldete die Polizei am Dienstag erst etwas mehr als eine halbe Stunde vorher.

Ganz schlecht für die Sinsheimer Innenstadt, dort war erst am Tag des Baumsturzes eine wichtige Nord-Süd-Verbindung teilgesperrt worden: die Dührener Straße im Zentrum, was eine komplexe Umfahrung zur Folge hat, an die sich die Autofahrer erst noch gewöhnen müssen. Seit wann die Ämter von der Sperrung wussten, ist unklar, zumal auch Ordnungsamtsleiter Zangl am Dienstag von einer "sehr spontanen Meldung" redete.

Aber es half ja alles nichts, da musste man jetzt durch: Das Stromseil habe in bedenklichem Durchhang über der Autobahn gebaumelt; "zu gefährlich", es musste entfernt werden. Zwar habe der beschädigte Mast zu keinem Zeitpunkt gedroht, auf die A 6 zu stürzen, sagte Busse. Allerdings hätten Absplitterungen von der Traverse des Masts "aber natürlich genauso wenig auf die Fahrbahn fallen dürfen". Monteure sicherten den Mast "so weit, dass da kein Risiko besteht". Ausgetauscht werden soll der Mast einem späteren Zeitpunkt.

Gefahr "durch herabhängendes Stromkabel" gebannt, meldete die Polizei am Dienstag um 14.21 Uhr. Die Innenstadt von Sinsheim versank zu diesem Zeitpunkt gerade im Verkehr. Die Sperrung der Dührener Straße kurzfristig freizugeben – "weil ja eh keine Arbeiter zu sehen sind" – sei ein verständlicher, doch laienhafter Wunsch mancher Autofahrer gewesen, wie es hieß: Dies hätte länger gedauert als die Arbeiten auf der A6.

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