Als hätte es Corona-Krise nicht gegeben
Die Bank kommt gut durch Krise. Obwohl der Trend zu Online-Angeboten geht, soll das Filialnetz nicht angetastet werden.

Von Christian Beck
Sinsheim/Kraichgau. "Wir haben, wenn wir die Geschäftszahlen anschauen, nicht den Eindruck, dass Corona stattgefunden hat", erklärt Norbert Grießhaber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kraichgau. Bilanzsumme, Volumen der Kundenkredite und Kundeneinlagen sind allesamt gestiegen, zum Teil überdurchschnittlich. Dass das Betriebsergebnis im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, liegt an den niedrigen Zinsen. Die bleiben wohl auch in Zukunft niedrig, sodass sich zum einen Kunden nach guten Anlagemöglichkeiten umschauen sollten, zum anderen aber auch Banken andere Wege zum Geldverdienen beschreiten.
Zuwachs erwartet Grießhaber beim Provisionsüberschuss. Dieser speist sich aus Erlösen bei der Vermittlung von Immobilien, Versicherungen und Bausparverträgen, aber auch Kontoführungsgebühren werden darunter subsumiert. Dazu betont der Vorstandsvorsitzende: "Die Ära des Kostenlosen ist vorbei."
Einen klaren Trend sehen die Mitglieder des Vorstands beim Thema nachhaltiges Investment. Hier wachse das Interesse der Kunden sehr stark. Doch hier müsse aufgepasst und geprüft werden, ob alles, was sich nachhaltig nennt, dies auch tatsächlich ist.
Ein paar Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie dann doch: Es wird weniger bar und mehr mit der Karte oder gar mit dem Smartphone bezahlt, berichtet Vorstandsmitglied Thomas Geiß. 51 Prozent der Bezahlvorgänge seien mittlerweile kontaktlos. Vor einem Jahr seien es 37 Prozent gewesen. Die meistbesuchte Filiale sei mittlerweile das Internet, 14.000 Nutzer pro Tag verzeichnet die Sparkasse Kraichgau auf ihrer Internetseite. Beratungsangebote fanden seit Ausbruch der Corona-Krise deutlich häufiger online statt. Dieser Trend werde sich etablieren, schätzen die Verantwortlichen.
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Hintergrund
Bilanzsumme: 4,3 Milliarden Euro (plus 83,6 Millionen Euro)
Kundenkreditvolumen: 2,6 Milliarden Euro (plus 214,1 Millionen Euro)
Kundeneinlagen: 3,3 Milliarden Euro
Zinsüberschuss: 56 Millionen Euro; Vorjahr 58,4 Millionen Euro
Betriebsergebnis
Bilanzsumme: 4,3 Milliarden Euro (plus 83,6 Millionen Euro)
Kundenkreditvolumen: 2,6 Milliarden Euro (plus 214,1 Millionen Euro)
Kundeneinlagen: 3,3 Milliarden Euro
Zinsüberschuss: 56 Millionen Euro; Vorjahr 58,4 Millionen Euro
Betriebsergebnis nach Bewertung: 21,4 Millionen Euro; Vorjahr 29 Millionen Euro
Zahl der Girokonten: 121.992
Zahl der Überweisungen: 1,4 Millionen online, 350.000 mit Beleg
(rnz)
Bei den Bankkunden halten sich die negativen Auswirkungen der Krise offenbar im Rahmen: Dass diese ihre Kredite nicht bedienen können, kommt laut Grießhaber kaum vor. Und der größte Wachstumstreiber bei den Sparkassen-Geschäften sind laut Vorstandsmitglied Michael Reichert die Unternehmen der Region. Äußerst unerfreulich für die Sparkasse Kraichgau: Geldautomaten wurden gesprengt, zum Teil mit Plastiksprengstoff, wie er sonst in Kriegsgebieten zum Einsatz kommt, berichtet Grießhaber.
Erfreulich ist hingegen die Ertragslage der Bank. "Wir sind zufrieden", sagt der Vorstandsvorsitzende. Was die Bilanzsumme anbelangt, rangiert die Sparkasse Kraichgau auf Platz 20 von 51 Sparkassen in Baden-Württemberg. Vor diesem Hintergrund sieht Grießhaber keinen Anlass für Fusionsüberlegungen. Auch das Filialnetz soll nicht angetastet werden. Beim Personal gebe es im Vergleich zu den Vorjahren einen leichten Rückgang. 670 Mitarbeiter sind es momentan, davon 34 Auszubildende. In den kommenden fünf Jahren sollen es etwa zehn Mitarbeiter pro Jahr weniger werden: "Es gehen mehr in Rente als eingestellt werden", sagt Grießhaber dazu. Das liege an der fortschreitenden Automatisierung.
Voraussichtlich im Spätjahr wird die Filiale in der Sinsheimer Hauptstraße für zwei bis drei Monate umgebaut. "Beim Ambiente haben wir Nachholbedarf", sagt Geiß dazu. Dies betreffe vorwiegend den Service- und Kassenbereich. Die Galerie bleibe bestehen. Für die Kunden sollen sich die Einschränkungen in Grenzen halten.