Die Diskussion hat begonnen
Erstes Maßnahmenbündel befasst sich mit dem Gebiet "Am Ilvesbach": Einbahnstraßen, Haltebuchten und ein neues Bauprojekt

Von der Friedrichstraße kommend könnte die Einfahrt "Am Ilvesbach" für Autofahrer zur Einbahnstraße werden. Fotos: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Die Diskussion über die Gestaltung des Stadthallenumfelds läuft auf Hochtouren: Um die Einfahrtssituation zwischen Friedrichstraße und "Am Ilvesbach", eine Einbahnstraßenregelung in Richtung Wiesental, den Parkhaus- und Freibadverkehr, Fußgänger- und Radfahrerregelungen, aber auch um eine so genannte "Kiss-and-Ride"-Anlage drehten sich die Gedankenspiele bei den Vorberatungen im Kernstadtausschuss des Gemeinderats. Grundlage war ein Plan des Ulmer Büros "Modus Consult", welches das Rathaus in Verkehrsfragen berät. Im Folgenden die wesentlichen Aspekte und Projekte:
Ein neues Geschäftshaus soll auf dem alten Hallenbadgelände entstehen. Es beherbergt dann das künftig privatwirtschaftlich geführte Notariat, aber auch eine Kindertagesstätte; außerdem eine Tiefgarage. Das heißt: Noch mehr Frequenz in dem Bereich mit Stadthalle, geplantem Parkhaus, Senioreneinrichtungen, Freibad, Wohnmobilen und Sportstätten.
Eine "Kiss-and-Ride"-Anlage: Eine Art Kurzzeitparkplatz, auf dem Eltern ihre Kinder, Betreuer ihre Senioren ausladen, verabschieden und auf den Weg schicken können. Genügend Bedarf am "Küssen und sich verabschieden" bringen auch die Seniorenheime und das Freibad mit sich. Das Rathaus hat hierfür städtische Flächen einer Ex-Gärtnerei schräg gegenüber der Ilvesbachbrücke vorgesehen. Kritikern ist das zu weit entfernt von den Einrichtungen, die von dort aus zu Fuß erreicht werden sollen: "Die Leute halten eh’ dort an, wo sie möchten", hieß es im Gremium. Mancher Stadtrat sorgt sich auch, weil Kinder von dort aus Straßen überqueren müssten. Auch Haltestreifen von etwa zehn Pkw-Längen sind im Bereich des Freibadeingangs vorgesehen.
Fußgängerregelungen: Im gesamten Areal Schwimmbadweg, Stadthalle, Wiesentalweg soll die Höchstgeschwindigkeit bei 30 km/h liegen. Der Fußgängerweg entlang der Stadthalle endet am geplanten Parkhaus. Man wolle keine Fußgänger im Bereich der Zufahrtsschranken - eine Negativerfahrung aus dem Betrieb des Burgplatz-Parkhauses. Weil dann Wechsel der Gehwegseite nötig sind, sollen "attraktive", mindestens zwei Meter breite Gehwege und farbig markierte, beleuchtete Querungen gebaut werden.
Kein Kreisverkehr beim Parkhaus: Lange Zeit war von einem Kreisel zur Lenkung der Verkehrsströme in dem Gebiet die Rede. Er hätte Ilvesbach-Brücke, Schwimmbadweg und Parkhaus-Zufahrt verbunden. Davon nimmt das Planungsbüro jetzt Abstand. Die Planer haben Bedenken, dass Linksabbieger, die den Kreisel nicht vorschriftsgemäß befahren, abkürzen und kurzzeitig zu "Geisterfahrern" werden. Die Ein- und Ausfahrt zum Stadthallen-Parkhaus verläuft in den jüngsten Entwürfen parallel zur Ilvesbach-Brücke; der Hauptausgang des Parkhauses stößt auf die Straße "Am Ilvesbach", die ausgebaut werden soll.
Einbahnstraßen-Regelungen: Das Konzept basiere auf Einbahnstraßenregelungen in der Straße "Am Ilvesbach", die dann nur noch von der Friedrichstraße kommend befahren werden könnte. Eine zweite Einbahnregelung wird entlang des Freibads überlegt: Sie verläuft entgegengesetzt, also stadteinwärts. So soll Ruhe ins von vielen Kindern und Radfahrern frequentierte Gebiet gebracht werden. Es wurde für Radfahrer "eine Lösung wie in der Heidelberger Plöck" angeregt", die Radverkehr in beide Richtungen zulässt. Das Rathaus hält den Vorschlag für praktikabel.
Knotenpunkt Ilvesbach-Brücke: Die Einbahnstraßenregelung ab Einbiegung Friedrichstraße entlang des Ilvesbachs und gleichzeitig der Bau eines Großprojekts am alten Hallenbad bringe, so weitere Bedenken, eine steigende Verkehrsbelastung auf die vermeintlich sensible Ilvesbach-Brücke mit sich. Dies nicht zuletzt, weil auch der neue zweite Freibad-Eingang in diesem Gebiet liegt - und der Wohnmobilstellplatz. Und damit nicht genug: Selbst die Zufahrt zum geplanten Stadthallen-Parkhaus im Rücken der Halle wirke sich auf die Brücke aus. Man gelangte zur Einsicht, dass das vermeintlich filigrane Brücklein "voll tauglich" für die Belastungen ist.
Die Diskussion im Kernstadtausschuss: Haarklein wurde die Planung besprochen. Die Debatte dauerte über eine Stunde. "Überrascht über die vehemente Diskussion" zeigte sich gestern der städtische Baudezernent Tobias Schutz auf RNZ-Nachfrage - man sei offen für Änderungen, deshalb die Vorberatung. Kritisiert wurden die Fußgängerregelung mit Seitenwechseln, der gestrichene Kreisverkehr und die "Kiss-and-Ride"-Anlage. SPD-Rat Michael Czink sah "zu viele Schwachstellen für ein neu überplantes Gebiet"; Freie-Wähler-Sprecher Harald Gmelin fehlte es "an einem schlüssigen Gesamtkonzept für Radfahrer". Insgesamt hielt Besorgnis um die vielen Kinder, Senioren und Erholungssuchenden Einzug in die Runde. Grünen-Rat Jens Töniges sprach sich dafür aus, die Kirche im Dorf zu lassen: "Das ist nicht der Berliner Kurfürstendamm - das ist das Sinsheimer Freibadviertel." Am 5. Dezember wird sich der Gemeinderat mit der Planung befassen.



