Im "Kinki" wird auch nach 25 Jahren noch gefeiert
Treue Besucher, große Partys, Herzensangelegenheiten und der Wandel der Zeit: Die Kult-Discothek feiert an diesem Freitag Jubiläum.

Von Christian Beck
Sinsheim. "Das ,Kinki‘ ist eine Institution, es hat die Stadt geprägt und bekanntgemacht", sagt Betreiber Tommy Schleh. An diesem Freitag feiert die Disco 25-jähriges Bestehen in Sinsheim. Die RNZ sprach mit Schleh über schöne und weniger schöne Erlebnisse, über treue Gäste, Zeiten, die sich ändern, sowie Konkurrenz aus unverhoffter Richtung. Zudem wagte der Sinsheimer einen Blick in die nächsten "Kinki"-Jahre.
"Mein Wohnzimmer" nennt Schleh die Disco. Es sei immer sein Traum gewesen, einen Club zu besitzen – auch, um seine Musik zu spielen, erzählt er und lacht. Mit "Masterboy" hat er mehr als zehn Millionen Tonträger verkauft. Dass es das "Kinki" nun seit 25 Jahren gibt, sei etwas Besonderes, darüber seien er und die anderen Betreiber glücklich, und sie seien stolz darauf.
Und es sei nicht selbstverständlich, schließlich haben in dieser Zeit viele Diskotheken geschlossen. Woran es liegt, dass es das "Kinki" noch gibt? Mark Reininger oder er seien immer vor Ort, wenn dort gefeiert wird. "Für uns ist das eine Herzensangelegenheit", betont Schleh.
Vor allem in der Anfangszeit sei der Andrang riesig gewesen. "Zum Teil war auf der Autobahn Stau, weil die Leute ins Kinki wollten", erzählt Schleh. Er moderierte die Radiosendung "Welcome to the Club" und machte so seine Disco bekannt. Künstler wie Scooter, Lou Bega oder Paul van Dyk traten auf, das Publikum sei aus 350 Kilometern Entfernung und darüber hinaus gekommen, auch aus dem Ausland.
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In Hamburg habe er Leute mit einem "Kinki"-T-Shirt gesehen. Und das Publikum sei sehr treu gewesen. "Teilweise wussten wir, wer an welchem Abend an welchem Platz steht oder tanzt", erinnert sich Schleh.
Mittlerweile gebe es viel mehr Freizeitmöglichkeiten, beispielsweise Festivals oder Streamingdienste wie Netflix, die Konkurrenz für die Disco sei dadurch größer. In der Corona-Zeit musste das "Kinki" lange schließen, zwischenzeitlich war unklar, ob dort jemals wieder getanzt wird.
Doch auch das überstand die Disco, genauso wie eine Insolvenz und einen Brand. Die größte Erschwernis sei momentan eines, mit dem Schleh nie gerechnet hat, erzählt er: Die Bahn fahre zu unzuverlässig.
Manche Gäste würden auf dem Weg nach Sinsheim stranden, andere müssten am Morgen nach dem Feiern stundenlang am Bahnhof ausharren, weil Züge ausfallen. Dass die Polizei häufig beim "Kinki" vorbeischauen müsse, sei ein Klischee, sagt Schleh. An jedem Ort, an dem sich viele Leute aufhalten, gebe es mal Stress, bei Fußballspielen sei es viel schlimmer.
Mittlerweile kämen die Besucher vor allem aus einem Umkreis von 40 bis 50 Kilometern. Und das Publikum sei gemischter. Bei 90er- oder 2000er-Partys kämen häufiger Mutter-Tochter- oder Vater-Sohn-Gespanne. Peinlich sei das überhaupt nicht. "Die Jüngeren haben nichts gegen Ältere", sagt Schleh.
Er selbst wird dieses Jahr 60. Bis um 5 Uhr morgens auf den Beinen zu sein, störe ihn aber auch in seinem Alter nicht, er sei es sein ganzes Leben so gewohnt. Einige Jahre wollen er und Reininger das "Kinki" noch betreiben, der Standort sei nach wie vor gut. Einfacher werde es aber nicht. "Wir wissen, dass wir uns verändern müssen", sagt Schleh.
Es gehe darum, das "Kinki" noch breiter aufzustellen: Mehr Events sollen angeboten werden, auch für Firmen. Und die Disco werde sich über den Sommer auch etwas verändern, dabei gehe es auch um einen Umbau, erwähnt Schleh. Mehr möchte er dazu aber noch nicht verraten.