Sinsheimer Klimainitiative

Ein Projekt wie die Mondlandung?

Eine Initiative will mit dem Rathaus daran arbeiten, dass Sinsheim bis 2035 klimaneutral wird. Notfalls soll es ein Bürgerbegehren geben.

13.04.2022 UPDATE: 14.04.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden
Sie setzen sich dafür ein, dass Sinsheim bis zum Jahr 2035 klimaneutral wird und haben einen Plan (von links): Patrick Schindler, Martin und Svea Donauer sowie Marius Wirtherle. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Sinsheim. "Ein nachhaltiges Sinsheim gleicht dem Projekt Mondlandung in den 1970ern." Diese kühne Behauptung steht auf der Internetseite der Klimainitiative Sinsheim. Sie arbeitet seit einem Jahr an ihrem Vorhaben, ist erstmals bei der Februar-Sitzung des Gemeinderats an die Öffentlichkeit getreten und legte nun ihre Vision für eine klimafreundliche Zukunft dem Rathaus vor.

Wer dahinter steckt? Alles Menschen aus dem Raum Sinsheim, die ein Thema eint: der Klimaschutz. "Jeder von uns hat schon mal seinen eigenen ökologischen Fußabdruck überprüft, und wir haben alle festgestellt: Wirklich viel läuft dazu in Sinsheim leider nicht", sagt Martin Donauer, einer der fünf Initiatoren. Unter dem Dach von "German Zero", einer Klimaschutzorganisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, dass Deutschland bis zum Jahr 2035 klimaneutral wird, habe man sich zu einer Klimaentscheid-Initiative zusammengeschlossen, die dazu aufruft, "in eine Zukunft mit maximal eineinhalb Grad Erderwärmung aufzubrechen und in der unsere Kinder und Enkel gut und friedlich leben können".

Den Initiatoren Bettina Blawert, Patrick Schindler, Marius Wirtherle sowie Svea und Martin Donauer geht es um praktische Umsetzbarkeit. "Die Verwaltung denkt zu sehr in Dezernaten, Ressorts und Fördertöpfen, aber nicht in übergreifenden Plänen zur Klimaneutralität und konkreten Schritten zum Ziel", findet Martin Donauer. Also müsse ein Fahrplan her, der realisierbar ist. Das sei eine Aufgabe, die nicht alleine die Verwaltung, die Politik oder die Bürger der Stadt stemmen können: "Es wird nur gemeinsam und mit allen Kompetenzen gehen", sagt Martin Donauer.

Er verweist auf die Schritte, die im Rhein-Neckar-Kreis in "Millimeter-Einheiten" gemacht würden und setzt auf Transparenz: "Natürlich wollen wir unseren Plan dem OB und allen Fraktionen vorstellen." Mit "Local Zero", einem Klimavisionstool von "German Zero", sei eine erste Vision für Sinsheim erstellt worden. 60 Din-A4-Seiten umfasst sie.

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Die Erkenntnisse des Rhein-Neckar-Kreises zu den aktuellen Zahlen sind in den Fahrplan der Sinsheimer eingeflossen, die sich auch mit den Kosten beschäftigen müssen. Die Vision überreichten die Initiatoren nun Oberbürgermeister Jörg Albrecht und machten eine weitere Rechnung auf: "Entweder die Politik beschließt das so, wie es schon mehr als 80 Kommunen in Deutschland, darunter zwei im Rhein-Neckar-Kreis, Eberbach und Edingen-Neckarhausen, getan haben, oder wir regen ein Bürgerbegehren an."

Dies sei nicht als Drohung zu verstehen. Die Klimainitiative aus Sinsheim möchte erstens mit der Verwaltung und der Politik zusammenarbeiten, und zweitens mit und für die Sinsheimer agieren. "Das Mittel der direkten Demokratie soll die breite Basis innerhalb der Bevölkerung zeigen und alle ermutigen, die notwendigen Schritte anzugehen", erklärt Martin Donauer.

Welche Rolle die Initiatoren in diesem großen Plan einnehmen wollen? Sie möchten ein lokales Klimaentscheid-Team sein, das gemeinsam mit der Politik den Maßnahmenplan umsetzt, der Sinsheim bis 2035 klimaneutral machen soll. Sie wollen dabei eine kontrollierende und auch eine beratende Funktion einnehmen, alles in Zusammenarbeit mit der Klimaschutzmanagerin im Rathaus, Stefanie Kalla.

Was nun konkret geschehen muss? "Das ist von Stadt zu Stadt verschieden", erklärt Martin Donauer. Ein Problem in Sinsheim sei die Verkehrsbelastung. Es müsse auch viel getan werden in Sachen erneuerbare Energien und Gebäudemanagement. Dabei geht es der Initiative nicht nur um die kommunalen Gebäude: "Es müssen die Weichen gestellt werden, dass Bauherren so bauen, wie es für das Klima gut ist, Gebäude energetisch saniert werden und die Bürger dabei bestmöglich informiert werden."

Die Aufgaben, die dabei auf die Politik, die Stadtverwaltung und die Bürger zukommen, seien enorm und noch längst nicht im Einzelnen alle greifbar: "Das ist ein Projekt wie die Mondlandung. Wir agieren so, dass wir erst einmal einen Start- und Landeplatz erstellen, aber wir wissen überhaupt noch nicht, wie die Mondrakete aussieht. Das wird nicht am Stück gemacht." Das Musterbeispiel, wie es funktionieren könnte, kommt aus anderen Städten wie Essen oder Konstanz. Zwar sei auch dieses nicht eins zu eins anwendbar, gebe aber durchaus Orientierung als eine Art Masterplan.

Die einzelnen Schritte könnten aus der Vision der Initiative abgeleitet werden, müssten aber im Einzelnen auch neu angefasst und konkretisiert werden. Die Gleichung, bei der es noch die eine oder andere Unbekannte gibt, muss also mit reellen Daten der Stadt Sinsheim gefüttert werden. Dass sich andererseits die Stadt auch der Daten von Wissenschaftlern, wie sie etwa bei "German Zero" vertreten sind, bedienen muss, sei ebenfalls klar, meint der IT-Spezialist und versteht die Aufgabe der Klimainitiative etwa so: "Wir werden beispielsweise dafür sorgen, dass die Fördertöpfe, die für eine Kommune sinnvoll und machbar sind, dann auch bemüht werden."

Info: https://klimaentscheid-sinsheim.de

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