Kaum jemand nimmt Hilfsangebote der Sportvereine in Anspruch
Sportvereine bieten Botengänge für ältere und chronisch kranke Menschen an - Großes Angebot, Nachfrage mau

Von Christopher Benz
Sinsheim. Die Telefone bleiben still und die E-Mail-Postfächer leer. Mehrere Vereine aus Sinsheim und Umgebung bieten seit knapp zwei Wochen Botengänge für ältere und chronisch kranke Menschen aus ihrem Ort an. Sie wollen zu deren Schutz ihre Einkäufe, Apotheken- oder Postgänge übernehmen. Doch es gibt für sie kaum etwas zu tun.
"Bei uns hat sich noch niemand gemeldet", berichtet Alisa Flaig vom TV Sinsheim. Die Handballer haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die betreffenden Personen zu informieren. "Wir hatten eine Meldung in der Rhein-Neckar-Zeitung, im Stadtanzeiger und Beiträge in Facebook und Instagram", führt sie weiter aus. Darüber hinaus verteilte der TV Flyer bei Bäckern, Metzgern, Banken, in der Sozialstation sowie im betreuten Wohnen. "Beim Verteilen ist uns aufgefallen, dass man in der Stadt fast nur ältere Leute herumlaufen sieht und alle selbst einkaufen", hat Flaig beobachtet. Sie freut sich aber auch über Lob: "Wir haben positive Rückmeldungen von Leuten erhalten, die noch raus können und nicht auf unsere Hilfe angewiesen sind."
In vielen Fällen funktioniert sicherlich die direkte Hilfe von Familienangehörigen oder Nachbarn. Dennoch lässt die gegebene Situation vermuten, dass sich viele ältere Menschen unbedacht in der Öffentlichkeit bewegen. "Ich habe den Eindruck, dass die Älteren es sich nicht nehmen lassen wollen, aus dem Haus zu gehen und ihre Erledigungen deshalb selbst machen", erläutert Markus Stumpf, der Vorsitzende der SG Waibstadt. Zusammen mit dem TV Waibstadt bieten die Fußballer ihren Botenservice an. Bislang hatten sie erst einen Auftrag.
Ebenfalls lediglich einen Einsatz verzeichnen die Fußballer des TSV Steinsfurt. "Wir haben schon andere schlimme Dinge überlebt, dann überleben wir auch das", lautete manche Antwort, die Jannis Richter, Spielausschussmitglied des TSV, bereits erhalten hat. "Das Angebot besteht weiterhin, wir machen uns da keinen Druck. Es wäre aber eine tolle Beschäftigung in der fußballlosen Zeit gewesen", sagt Richter.
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Er selbst wunderte sich zuletzt beim Einkaufen für seine Großmutter über viele ältere Menschen, die er im Supermarkt antraf. "Mein anderer Großvater ist beispielsweise 80 Jahre alt und geht jeden Morgen einkaufen und lässt sich das nicht nehmen", erlebt der Steinsfurter die Erfahrung in der eigenen Familie.
Die TSVler stehen wie die anderen nach wie vor Gewehr bei Fuß, um ihre Unterstützung anzubieten und appellieren an die gefährdete Personengruppe, dies auch anzunehmen.
Niklas Müller vom TSV Waldangelloch hat bislang zwei Botengänge absolviert. In Kooperation mit dem Verein Waldangelloch Aktiv besorgte er ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt. Ansonsten warten die Waldangellocher ebenfalls auf Aufträge, um zu helfen. "Viele Leute sind ein bisschen stur und unterschätzen die Gefahren, denen sie sich aussetzen", hat Müller den Eindruck.
Beim FC Weiler hat man ebenfalls alles getan, um zu unterstützen. "Wir haben in Weiler extra Flyer drucken lassen und an jeden Haushalt verteilt", erläutert Alexander Martaler, der die Aktion zusammen mit seinen Mannschaftskameraden initiiert hat. Einzelne E-Mails von Personen, die sich lobend über die Hilfsaktion geäußert haben, sind immerhin eingegangen.
"Leider kam aber bislang noch keine Anfrage herein", sagt Martaler. "Innerhalb unserer Gruppe haben wir dann natürlich darüber diskutiert, warum die Hilfe nicht angenommen wird." Es wird vermutet, dass die Menschen in der ländlichen Gegend noch gut von Familienmitgliedern versorgt werden. "Leider bleibt der Gedanke nicht aus, dass viele risikobehaftete Personen die Situation nicht ganz ernst nehmen."