Wie geht's mit der Weihnachts- und Straßenbeleuchtung weiter?
Umrüstung, Unbill, Unsicherheit, Lob und Wiedergutmachung: Neben viel Licht findet sich auch Schatten.

Von Christian Beck
Sinsheim. Die Weihnachtszeit ist vorbei, am Mittwoch wurde die Weihnachtsbeleuchtung unter anderem in der Bahnhofstraße abgehängt. Sparsamer war sie, in mehrerer Hinsicht, doch es leuchtete in einigen Gassen. Das und so manche Neuerung kamen offenbar gut an. Doch das Thema hat viele Facetten, mitunter wird diskutiert. So wie auch bei der klassischen Straßenbeleuchtung, die vielerorts nachts nicht mehr leuchtet.
> Nur ein Teil der sonst üblichen Beleuchtung wurde für die jüngste Weihnachtszeit aufgehängt, sagen sowohl Oberbürgermeister Jörg Albrecht als auch Stadtwerke-Leiter Andreas Uhler. Hintergrund war das Thema Energiesparen, anfänglich herrschte für kurze Zeit Unsicherheit, ob es überhaupt weihnachtlich leuchten soll in der Stadt. Dass reduziert wurde, hatte symbolischen Charakter, der OB spricht von einer Vorbildfunktion, die die Stadt zu leisten habe, wenn alle zum Sparen aufgefordert werden.
"Natürlich hat das keine 100.000 Euro gespart", sagt Albrecht. Wie viel gespart wurde, konnte auf Nachfrage niemand im Rathaus beantworten. Alle sind sich jedoch einig, dass die LED-Technik hier einen großen Effekt hat: "LED-Birnen brauchen nur etwa zehn bis 15 Prozent im Vergleich zu anderen Leuchten", erklärt Uhler.

> Diese neuen Leuchten kamen beispielsweise in der Bahnhofstraße zum Einsatz, dort werden seit ein paar Jahren herunterhängende Lichterketten montiert, von der Verwaltung "Stadtportale" genannt. Zum ersten Mal installiert wurden die Lichterketten an den Bäumen auf dem Karlsplatz. Im Gegensatz zur klassischen Weihnachtsbeleuchtung bleiben diese aber das ganze Jahr hängen: Ein Mitarbeiter der Stadtwerke bezeichnet sie als mitwachsend, da sie an Gummibändern befestigt ist, die sich dehnen, wenn der Stamm oder Äste dicker werden.
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Bis zu fünf Jahre können die Lichterketten so problemlos an den Bäumen des Karlsplatzes hängen bleiben. Dass sie auch einmal zu besonderen Anlässen außerhalb der Weihnachtszeit eingeschaltet werden, will der OB nicht ausschließen.
> Finanziert wurden sowohl diese Lichterketten als auch die Stadtportale vom Wirtschaftsforum, laut Kämmerer Ulrich Landwehr kosteten sie etwa 15.000 Euro. Hintergrund war, dass ein größerer Teil der Weihnachtsbeleuchtung der Stadt alt und kaputt war. Der Gemeinderat hatte sich daraufhin mehrfach mit dem Thema befasst. Auch leuchtende Kugeln, in der Ratsvorlage als "organic Balls" bezeichnet, sollten gekauft werden, was laut Landwehr aber verworfen wurde.
> Ein großer Fan der Weihnachtsbeleuchtung grundsätzlich und der am Karlsplatz im Besonderen ist Manfred- Hütter, Inhaber des Marktplatz-Centers. Zu den Lichterketten in den Bäumen sagt er: "Das ist eine Besonderheit, die uns sehr angenehm aufgefallen ist." Dass in Sinsheim die Weihnachtsbeleuchtung brannte, sei sehr wichtig gewesen für die Atmosphäre in der Stadt. In Heidelberg sei es im Vergleich unangenehm dunkel, findet Hütter.
Dass die Bäume nun so hell leuchteten, steht für Hütter im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Karlsplatzes, die er immer wieder deutlich kritisiert: "Wir haben die Beleuchtung als Wiedergutmachung empfunden, deshalb haben wir das unterstützt", berichtet Hütter und meint damit, dass man erlaubt habe, dass die Lichterketten in den Bäumen angebracht werden.

> Hier widerspricht der OB allerdings: Dass es sich um eine Wiedergutmachung handelt, sei "völlig falsch" sagt er, "das hat überhaupt nichts damit zu tun". Denn die Pläne, diese Beleuchtung zu beschaffen, reichten mehrere Jahre zurück – in eine Zeit, in der die Umgestaltung des Karlsplatzes noch kein Thema gewesen sei. Einem Rückbau der Umgestaltung erteilt Albrecht zudem eine Absage: Diese sei auf der Grundlage von Gemeinderatsbeschlüssen umgesetzt worden, daran müsse man sich halten. Unmittelbar stehe keine Veränderung bevor.
> Wie wird’s im Dezember? Die Zukunft der Weihnachtsbeleuchtung steht laut dem OB noch in den Sternen. Er hofft aber auf eine "positive Wende" im Weltgeschehen, die auch dazu führt, dass man in Sinsheim wieder mit gutem Gewissen die komplette Beleuchtung anbringen und anschalten kann.
> Und die Straßenbeleuchtung? Ebenfalls aus Energiespar-Gründen hatte der Gemeinderat beschlossen, dass Straßenlaternen im Großteil der Kernstadt und den zwölf Stadtteilen von 1 bis 4 Uhr nachts nicht leuchten. Soll sich daran etwas ändern, muss der Gemeinderat erneut abstimmen, was laut Albrecht in der kommenden Zeit aber nicht auf der Tagesordnung steht. Der OB sagt, er habe zu diesem Thema bisher "keine einzige Beschwerde erhalten", wohl hätten aber Leute gesagt, man solle um das Thema nicht so viel Wind machen.
> Für Zeitungsausträger macht die nächtliche Abschaltung die Arbeit aber deutlich mühsamer, wie RNZ-Träger berichten. Alle wurden nun extra mit helleren Stirnlampen ausgestattet. Doch auch damit sei nicht zu erkennen, ob es im Winter an manchen Stellen glatt ist. Und wer mit Zeitungen bei Dunkelheit in einen Hof läuft, könne auch über einen dort liegenden Kinderroller stolpern. Einige Austräger haben deshalb Angst, sich bei Stürzen zu verletzen. Sie würden es befürworten, wenn das Licht nachts wieder brennt oder zumindest früher wieder angeschaltet wird. Denn manche beginnen ihre Runde schon um 2 Uhr.
> Umrüsten wird die Stadt zudem einige Straßenlaternen, um den Energieverbrauch weiter zu senken. Wie Bernd Kippenhan, Leiter des Amts für Infrastruktur, mitteilt, ist geplant, dass sogenannte Pilzkopfleuchten gegen Leuchten getauscht werden, deren Licht nur noch nach unten strahlt. Zudem sollen bei letzteren die eingebauten Birnen gegen LED-Birnen getauscht werden.