Wenn’s rundum passt, ist "Blacksheep"
27 Spitzenbands jeder Couleur, lockere Stimmung, freundliche Leute - Knapp 6000 Besucher an drei Festivaltagen im Schlosshof

Umjubelt: Erwartungsfroh, gut gelaunt und dankbar war das Bonfelder Publikum auch beim zweiten Blacksheep-Festival. Rund 6000 Besucher kamen an drei Tagen. Foto: Kegel
Von Tim Kegel
Bad Rappenau-Bonfeld. Durchatmen ging übers Gelände am dritten Tag. Trotz schwerem Regen zwischendurch, war die Wiese intakt, waren (und blieben) die Festivalbesucher da. Fast 6000 waren es an den drei Tagen - das Dorf hatte damit knapp dreimal so viele Gäste wie Einwohner. Und die Zeichen stehen mehr als gut, dass das Blacksheep-Festival der Kulturinitiative Bonfeld auch in den folgenden Jahren den deutschen Festivalkalender bereichern wird. Die Resonanz war großartig, begeistert, verdient.
Es tat sich viel. Doch die gewisse Luftigkeit im Programm sorgte immer dafür, dass man nichts verpassen musste, ohne gleich wieder Stress zu haben. Die Auftritte der 27 Bands in drei Tagen wanderten über drei Bühnen und man tingelte herum, hastete nicht, hatte genug Zeit, nahm hier einen Drink im Baumschatten, dort einen Lammfleischburger, dort ein Stück von der schon traditionellen Lachsseite. Blickte dabei auf erhabene, erhebende und erhellende Gehöftkulisse. Tag eins im intimen Schlosshof mit "Runrig"-Frontmann Bruce Guthro, der witzig-modernen Folktruppe "We Banjo 3" oder der Kanadierin Amanda Rheaume.
Letztere soll ganz angetan gewesen sein, nicht nur von der Massage, die sie im Band-Bereich genossen hat, sondern "von der Wertschätzung", die ihr der Masseur dabei habe zukommen lassen. So sprach’s sich zumindest herum und es scheint nur allzu wahrscheinlich. Man wolle allen das Beste angedeihen lassen und sich dadurch positionieren und unterscheiden. Wollte Eltern mit liebevollem Kinderbereich entlasten, wo die Kleinen die Schafe streicheln und Smoothies mixen, während Papis und Mamis mal Zigarillos und Whiskys durchtesten oder einfach mal an sich selbst denken können. Authentisches, liebes Drumherum bis ins Detail, bis zu den hundertfach verteilten Taschenaschenbechern (bedruckt mit freundlichem Schaf-Logo). Und wer Open-Airs etwas regelmäßiger besucht, der weiß auch Security-Personal zu schätzen, das reden, lächeln und Türen aufhalten kann.
Headliner war am Freitag sicher Sir Bob Geldof, von dem viele gar nicht wissen, was für eine Art Musik der im Moment macht. Der Brite begeisterte zu später Stunde mit relativ harten, düster-melodischen Songs zwischen den Genres Wave und Bluesrock. Das Wort "Bad Rappenau", das englisch ausgesprochen, eine so ganz andere Wendung nimmt, wurde zum Running Gag. Über die US-Band "The Hooters", Ausklang am Samstag, muss man nicht viel sagen: Ausgereifter, lauter Mainstream-Folkrock mit packenden Einlagen.
Es sind in Bonfeld – und zwar unter welchem Label auch immer Musiker auftreten – aber auch immer die vermeintlichen Seitenblicke, Nebenaspekte und hierzulande weniger bekannten Bands, die besonders faszinieren und überraschen. Oft sind es Geheimtipps und Platin-Acts in ihren Herkunftsländern, die in Bonfeld ihre Deutschlandpremiere feiern. Etwa die Briten "Hunter and the Bear" oder der Kanadier Alan Doyle – die mit bewährtem musikalischen Konzept und sprühender Sympathie ausgetretene Pfade verlassen. Spannung ist angebracht beim Warten auf den nächsten Auftritt, auf der nächsten Bühne.
Bewährt hat sich auch die Festivalwährung mit Bonusmarken, mit denen "Große Hilfe für kleine Helden" unterstützt wird. Bei durchweg freundlichem, flottem Personal war Nachschubholen eine Freude. Vom 4. bis 6. Juni 2016 läuft die dritte Auflage.