Sinsheim

Warum Corona kein Problem fürs Schwimmen lernen ist

Kinder lernen wegen der Pandemie zwar später schwimmen, Durststrecke für Sport im Wasser kann aber aufgeholt werden - Schwimmstunden brauchen keinen Rettungsring

05.02.2021 UPDATE: 07.02.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Im Sommer war das Schwimmen zumindest mit Einschränkungen möglich, momentan überhaupt nicht. Für den Nachwuchs ergibt sich das Problem, dass er das Schwimmen erst später lernen kann. Archiv-Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Sinsheim. Rechnen, schreiben und lesen können Kinder, mit Abstrichen, auch per Online-Unterricht lernen – Heft, Stift und Internetverbindung sind zumindest meist vorhanden. Doch wie sollen Kinder in dieser Pandemiezeit schwimmen lernen, wenn die Bäder geschlossen sind? Der Bildungsauftrag sieht schließlich auch das vor. Doch nicht alle Eltern können sich gleich ein Schwimmbad in den Garten bauen. Wie wirkt sich das Versäumnis auf die Entwicklung der Kinder aus?

Yvonne Endrich, Rektorin der Grundschule Hoffenheim und Geschäftsführende Schulleiterin in Sinsheim, sieht kein Problem darin, das Defizit später wieder aufzufangen. Im laufenden Schuljahr hatten die Kinder ihrer Schule bislang noch keinen Sportunterricht im Wasser. Schwimmen lernen die Kinder jedoch nicht nur in der Schule, sondern oft auch im privaten Bereich, etwa mit den Eltern oder in speziellen Kursen, betont die Schulleiterin. Doch all das ist momentan ebenfalls nicht möglich, da die Schwimmbäder wegen der Corona-Auflagen geschlossen sind.

Unter Normalbedingungen gehen an der Grundschule Hoffenheim zwei Lehrkräfte mit der 2., 3. und 4. Klasse im Sportbad der Badewelt zum Schwimmunterricht. Die 1. Klasse ist ausgenommen, da die ABC-Schützen noch viel Zeit fürs An- und Auskleiden benötigen und daher die Phase, die für den eigentlichen Unterricht im Wasser verbleiben würde, zu kurz bemessen wäre. Vorgesehen ist, mit den Klassenstufen, die bislang noch nicht im Wasser waren, als erstes wieder ins Bad zu gehen – wenn dies denn mal wieder erlaubt ist.

Doch auch, wenn die Kinder an die Haupt- oder Realschule oder ans Gymnasium wechseln, sei das Aufholen möglich. "Dort gibt es verpflichtend Schwimmunterricht", erklärt die Schulleiterin. Der Bildungsplan sieht vor, dass nicht nur die Grundschulen dafür zuständig sind, sondern auch die weiterführenden Schulen.

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"Es muss jetzt niemand sein Leben lang Nichtschwimmer bleiben, weil wir an der Grundschule ein Jahr lang keinen entsprechenden Unterricht anbieten können", verdeutlicht Endrich, die auf eine baldige Wiederaufnahme des Sports im Wasser hofft: "Die Kinder gehen sehr gerne ins Bad, weil es eben doch etwas Besonderes ist und dazu noch ein anderes Klassengemeinschaftsgefühl gibt." Die Rektorin geht nun vorsichtig davon aus, dass dies im zweiten Schulhalbjahr wieder möglich sein könnte – wenn die Corona-Auflagen dies erlauben und zudem die personelle Situation stimmt: "Wir müssen nun einfach abwarten."

Franz Völker, der jahrzehntelang Bademeister – zuerst in Sinsheim, dann in Waibstadt – war, und zudem als Leiter des DLRG Waibstadt zahlreichen Generationen von Kindern das Schwimmen beigebracht hat, sieht ebenfalls keine Probleme darin, dem Nachwuchs erst ein Jahr später die richtigen Züge im Wasser beizubringen. "Sofern die Eltern mitmachen", betont der 73-Jährige. Die momentane Durststrecke könne sehr gut wieder aufgeholt werden. Allerdings sieht er nicht nur die Schulen in der Verantwortung, sondern in erster Linie die Eltern. Denn Kinder, die schon möglichst früh Erfahrungen mit dem Element Wasser gemacht haben, seien deutlich leichter ans Schwimmen heranzuführen.

Doch welches Alter ist nun das beste zum Schwimmen lernen? "Zumindest das gesprochene Wort müssen die Kinder umsetzen können. Und die Koordination muss schon so weit sein, dass man mit ihnen gut arbeiten kann", verdeutlicht Völker. Dies sei meist bei Fünf- oder Sechsjährigen der Fall. Sind die Kinder jünger, spreche man dann von der "Wassergewöhnung", die ebenfalls sinnvoll sei und gut zur Lernfähigkeit beitrage. "Es geht hier um einen fortschreitenden Entwicklungsprozess, der sich über einen Zeitraum von Jahren hinzieht", erläutert Völker.

Mit Kindern, die bereits in den ersten Lebensjahren mit ihren Eltern ins Wasser mitgenommen werden, sei viel leichter zu arbeiten, als mit Kindern, die vor dem ersten Schwimmkurs nie ein Wasserbecken von innen gesehen haben. Das Schwimmenlernen sei also ein Leichtes, wenn schon die Kleinkinder Berührungsängste im Wasser verloren haben und von ihren Eltern gesehen haben, wie viel Freude die Bewegung im Wasser machen kann.

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