Sinsheimer Touristik-Kind braucht noch einen Namen
Ja zur Kooperation im Gemeinderat, aber schwierige Suche nach passendem Titel - Konzept geht jetzt in die Nachbarkommunen

Sie sind die Gesichter der Tourismus-Kooperative: Sandra Aisenpreis und Johanna Barth. Sie müssen aber zunächst einen neuen Namen für ihr Kind finden. Foto: Keller
Sinsheim. (kel) Hauptamtsleiter Marco Fulgner las die Wortfolge zum besseren Verständnis sicherheitshalber dreimal vor: "Sinsheim, Bindestrich, Erlebnisregion des Kraichgaus, Punkt, der Norden des Südens". Es war vergebliches Mühen. Zu komplex, zu viele Genitive. Diese Version der Namensgebung für die künftige Tourismuskooperation mit dem Umlandgemeinden fiel am Dienstag im Gemeinderat durch. Aber auch die von der Verwaltung favorisierte Variante, das schlichtere "Sinsheimer Erlebnisregion. Der Norden des Südens" drang nicht durch. Jetzt steht die noch zu gründende Kooperative zunächst einmal ohne Namen da. Inhaltlich allerdings war die Bürgervertretung mit der gemeinschaftlichen touristischen Vermarktung einverstanden. Nach dem Austritt aus dem Verein Kraichgau-Stromberg-Tourismus will Sinsheim zusammen mit Waibstadt, Neckarbischofsheim, Helmstadt-Bargen, Epfenbach, Reichartshausen, Neidenstein und Zuzenhausen eine eigenständige Bewerbung des nördlichen Kraichgaus auf die Beine stellen. Dafür gab es ein einstimmiges Ja. Bei Angelbachtal soll wegen einer möglichen Arrondierung des Gebiets noch mal nachgefragt werden.
Hintergrund
> Die Tourismus-Kooperation will sich auf einzelne Projekte konzentrieren, die insgesamt dazu dienen, den nördlichen Kraichgau als Reiseziel bekannter zu machen. Auf der Arbeitsliste stehen u.a. eine touristische Website, in die ein Gastgeberverzeichnis und ein
> Die Tourismus-Kooperation will sich auf einzelne Projekte konzentrieren, die insgesamt dazu dienen, den nördlichen Kraichgau als Reiseziel bekannter zu machen. Auf der Arbeitsliste stehen u.a. eine touristische Website, in die ein Gastgeberverzeichnis und ein Online-Buchungssystem integriert sind, Tipps für Outdoor-Aktivitäten wie Radfahren und Wandern und eine engere Einbindung von touristischen Leistungsträgern wie das Auto- und Technik-Museum oder die Badewelt. Der Stadt Sinsheim kommt die federführende Rolle zu. Sie trägt auch 75 Prozent der anfallenden Kosten. Den Rest teilen sich die sieben Umlandgemeinden gemäß ihrer Einwohnerzwahl.
Die Geschmäcker sind verschieden. "Der Name hat was", schnalzte Friedhelm Zoller mit der Zunge. "Super genial" fand Oberbürgermeister Jörg Albrecht die Wortwendung "Norden des Südens". Das mache zunächst stutzig, dann aber auch neugierig. Stutzig wurde auf jeden Fall Gemeinderat Jürgen Schön: "Das ist ein Name, der ist sch.....ade". Sein Kollege Jens Töniges sprach von "absolutem Nonsens", und Helmut Göschel monierte: "Diese Himmelsrichtungen verwirren nur". Mit Norden assoziierten viele Kälte, während Sinsheim doch in einer der wärmsten Gegenden Deutschlands liege, lautete ein Einwand. In der munteren Debatte über die Namenswahl kristallisierte sich heraus, dass viele Stadträte offenbar den Kraichgau im Titel vermissen. "Der Kraichgau ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig", war Michael Czink überzeugt.
Hinweise und Andeutungen von der Verwaltungsbank, dass die Namensfrage eigentlich mit den Kooperationspartnern bereits abgeklärt sei (OB Albrecht: "Wir machen ein Fass auf"), fruchteten wenig. Ins Spiel gebracht wurden Varianten, die das altbekannte "Zentrum des Kraichgaus" hochleben ließen oder die schlichte Botschaft "Der Kraichgau lebt" verkündeten. Alexander Hertel versuchte eine Kompromissformel mit der "Erlebnisregion des Kraichgaus" - bekam dafür aber nur neun Ja-Stimmen. Wolfgang Bauer sah ein Debakel voraus, stellte den Geschäftsordnungsantrag auf Vertagung und erhielt dafür eine knappe Mehrheit. Friedhelm Zoller hatte das Schlusswort: "Jetzt haben wir uns blamiert".
Sandra Aisenpreis, Chefin des Sinsheimer Stadtmarketings, und der Tourismusbeauftragten Johanna Barth fällt jetzt die Rolle zu, den Gemeinderäten in den Nachbargemeinden die Konzeption für die Touristik-Kooperative nahe zu bringen. Nächste Woche ist der erste Termin in Zuzenhausen, Ende April will man die Gastgeber, also Hoteliers und Gastwirte, zur Unterredung bitten, im Mai soll dann der Kooperationsvertrag unterschrieben werden. Gestern hat man im Rathaus aber erst noch mal begonnen, über den Namen des Zusammenschlusses zu grübeln.
Im Umland stieß man sich bislang offenbar wenig an der sprachlichen Dominanz von Sinsheim in der Titulierung. "Wer bezahlt, bestimmt, welche Musik gespielt wird", meinte ein Bürgermeister gegenüber der RNZ pragmatisch.



