Palmbräu: Eppinger Traditionsbrauerei mit Wurzeln in der Weinstube
Die Brauerei feiert am Wochenende "500 Jahre Reinheitsgebot" und gewährt dabei Einblicke in die Produktion

Der Name Palmbräu geht auf den Palmenliebhaber Franz Zorn zurück. Noch heute stehen im Sudhaus einige prächtige Exemplare der namensgebenden Pflanze. Foto: Wieser
Von Lisa Wieser
Eppingen. Schlank muss die Flasche sein, gut in einer Hand liegen und sich geschmeidig anfühlen, damit Mann oder Frau die zweite frei haben. Für den ersten schäumenden Schluck, die Zeitung, das Taschenmesser, ein herzhaftes Fleischkäsebrötchen oder anderes Wichtiges.
Die Eppinger Palmbräu, auch Stolz des Kraichgaus genannt, weiß, was Kunden mögen und hat sich neben traditionellen Biersorten schon früh und erfolgreich auf Spezialbiere konzentriert. Bekannt ist das Starkbier "Schwarzer Zornickel", das Pils "Unser Bestes", dazu Export und Weizenbiere. Zwar musste die Traditionsbrauerei in den letzten Jahren stürmische Zeiten überstehen, aber wie könnte es anders sein, wenn ein Familienbetrieb schon so lange besteht. Am Samstag und Sonntag feiert die Brauerei im Rahmen des Eppinger Festwochenendes 500 Jahre Reinheitsgebot und lädt zu Brauereifest mit Besichtigung ein.
1835 gründete Jakob Zorn in seiner Weinstube in Eppingen die Brauerei, unter der Führung seines Sohnes Franz expandierte das Unternehmen rasch, und das dazugehörende Gasthaus war so gut besucht, dass an Sonntagen mehr als 1000 Liter Bier ausgeschenkt wurden. Franz Zorn (1839-1917) war ein ausgesprochener Palmenliebhaber, verweilte gerne in südlichen Ländern und ließ eine erstaunliche Palmensammlung in den Kraichgau bringen. Er stellte sie nicht nur in das Gasthaus, das er ab diesem Zeitpunkt "Gasthaus zur Palme" nannte, sondern auch in die Brauerei, der er den Namen "Palmbräu" gab.
Noch heute stehen prächtige Exemplare neben den alten Sudkesseln, die Brauerei expandierte unter den Nachfahren Emil und Reinhold Zorn zu beachtlicher Größe, schon in den 1970er Jahren war sie mit führend in Südwestdeutschland.
Seit der Übernahme durch Wolfgang Scheidtweiler 2009 hat sich viel getan. Die Biersorten wurden aufgestockt, neue Marken entwickelt, und "Das Bier des Monats" innerhalb der Craft-Beer-Produktion eingeführt. Der in letzter Zeit oft gehörte Ausdruck steht für die Qualität durch besondere handwerkliche Verfahren. Aber war Bierbrauen vor allem in Deutschland unter dem Aspekt des Reinheitsgebotes nicht schon immer Handwerk? Und führend in der Qualität und Vielfalt der Sorten? 1526 von den bayerischen Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X erlassen, ist es eines der wenigen Gesetze, die in Deutschland in ihrer Bedeutung erhalten geblieben sind. Seit 500 Jahre dürfen für die Produktion nur vier Zutaten verwendet werden: Malz, Hopfen, Hefe und Wasser.
Auch das Craft-Beer wird bei Palmbräu unter dem Reinheitsgebot hergestellt. "Das Besondere an der Serie ,Bier des Monats‘ sind die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Diese erreicht man durch die unterschiedlichen Hopfensorten, den Anteil von Malz, unterschiedliche Quellwasser, durch die Art der Hefestämme und Gärprozesse, und ab welchem Moment Hopfen und Malz dazugegeben werden", erklärt Betriebsleiter Oliver Kohler.
"Bewährt hat sich die neue Fassabfüllanlage, die 2014 in Betrieb genommen wurde. Bis zu 60 Fässer können in der Stunde gefüllt werden", sagt Geschäftsführer Lionel Berger. Und: "Mit der Produktion für die 2014 übernommene Brauerei Franz in Rastatt kommen wir auf knapp 35 000 Hektoliter", ergänzt Wolfgang Scheidtweiler.



