Nur noch wenige holen sich den Piks
Bei der Impfaktion am Schulzentrum kamen von 3000 Schülern nur 62. Die Rektoren hoffen, dass künftig mehr Schulalltag möglich ist.

Von Christian Beck
Sinsheim. Erstmals wurde in Sinsheim gezielt Schülern eine Corona-Schutzimpfung angeboten. Drei mobile Impfteams waren am Mittwochvormittag am Berufsschulzentrum und verimpften Biontech. Der Impfstoff ist ab 16 Jahren zugelassen, die etwa 3000 Schüler, die die Max-Weber-, Friedrich-Hecker- oder Albert-Schweitzer-Schule besuchen, sind im Regelfall 16 und älter. 62 Schüler ließen sich im Rahmen der Aktion impfen, teilte Kreis-Pressesprecher Ralph Adameit auf Nachfrage mit. Warum nahmen nicht mehr junge Frauen und Männer das Angebot wahr?
Offenbar sind viele schon geimpft. "Für uns ist das überraschend", sagt Valerie Sieber-Schmitt, Schulleiterin an der Max-Weber-Schule. Weitere Gründe sind: Ein gewisser Anteil der Schüler möchte sich nicht impfen lassen. Und der Jahrgang, der dieses Jahr seinen Abschluss gemacht hat, ist gar nicht mehr an der Schule. Dabei handele es sich um rund ein Drittel der Schüler, schätzt Michael Kunzmann, stellvertretender Schulleiter der Max-Weber-Schule. Das Impfangebot an der Schule sei sehr gut, betont Sieber-Schmitt. Doch es komme leider ein wenig spät. Zu einem früheren Zeitpunkt, als die Abschlussjahrgänge noch an der Schule waren, hätten sich mehr Schüler impfen lassen, vermutet sie. Damals, im Juni, sei der Impfstoff aber noch knapp gewesen, erklärt Adameit. Und der Kreis habe auch nur eine begrenzte Zahl an mobilen Impfteams zur Verfügung. Diese habe man zuvor auch für Impfangebote in den Gemeinden eingesetzt.
Einige Schüler, die sich nun impfen ließen, loben die Aktion als gut organisiert. Sich in der schuleigenen Turnhalle die Spritze geben zu lassen, sei viel einfacher, als zuvor einen Termin zu vereinbaren. Ein Schüler berichtet, er habe sich bisher "aus Faulheit" nicht um einen Impftermin gekümmert. Ein anderer erzählt, er habe einen schon vereinbarten Termin nicht wahrnehmen können, weil er sich verletzt hatte. Ein paar Zweitimpfungen werden bei der Aktion auch erledigt. Und wer an der Schule die Erstimpfung bekommen hat, kann die zweite in den Impfzentren in Sinsheim, Heidelberg oder Weinheim erledigen.
Von "niederschwelligen Angeboten" spricht Adameit. Mit anderen Worten: Die Organisatoren versuchen, es jenen, die noch nicht geimpft sind, so einfach wie möglich zu machen. Hintergrund ist ein laut Adameit "teils drastischer Rückgang der Zahl der Impfungen, obwohl inzwischen genug Impfstoff verfügbar ist". Auf die Frage, ob das Impfteam nicht mit mehr Impfinteressierten an der Schule gerechnet hatte, antwortetet er: "Man muss es so sehen: Wirklich jede Impfung zählt und trägt dazu bei, die Corona-Pandemie zu überwinden."
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In diese Richtung argumentiert auch Sieber-Schmitt: "Jeder geimpfte Schüler ist ein Mehrwert an Sicherheit für das neue Schuljahr." Dies bedeute mehr Planungssicherheit für Schüler und Eltern. Die Schulleiterin spricht von "einem ständigen Wechselbad aus Heim-, Hybrid und Präsenzunterricht", das die Schüler im vergangenen Jahr erlebt haben. Dass sich dieses Szenario erneut ereignet, wolle man vermeiden. Denn die jungen Frauen und Männer im Alter von 16 bis etwa 20 Jahren hätten dadurch an Halt und Struktur verloren. "Ich habe mit Eltern gesprochen, die mir erzählten: ,Mein Kind kommt nicht mehr aus dem Bett‘", berichtet Sieber-Schmitt. Und mit dem ersten Tag, an dem wieder in Präsenz unterrichtet wird, sei nicht alles beim alten: Es dauere eine gewisse Zeit, bis sich junge Menschen wieder an Regeln gewöhnen.
Info: Weitere niederschwellige Impfangebote finden sich unter rhein-neckar-kreis.de/impfaktionen



