Mehr Flüchtlinge in Strumpffabrik

Gemeinden suchen nach Unterkünften für Asylbewerber- Derzeit "entspannte" Lage in Waibstadt

13.11.2015 UPDATE: 14.11.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 24 Sekunden

Neckarbischofsheim/Waibstadt. (kel) Angesichts des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen hat der Rhein-Neckar-Kreis die Zuweisungszahl für die künftige Gemeinschaftsunterkunft in der ehemaligen Strumpffabrik Schilling & Reiter in Neckarbischofsheim erhöht: Statt wie bisher geplant 70 sollen 80 Asylbewerber in der 1100 Quadratmeter großen Halle einquartiert werden. Dies geht aus aktuellen Unterlagen des Kreis-Ordnungsamtes hervor. Außerdem sollen etwa 15 Menschen in der Stadt in die so genannte Anschlussunterbringung kommen. Für sie wird derzeit noch nach Wohnraum gesucht, ebenso für zwei so genannte "unbegleitete Jugendliche", die der Kreis für Neckarbischofsheim eingeplant hat. Bürgermeisterin Tanja Grether hat inzwischen einen Aufruf verbreitet, um private Grundeigentümer als potenzielle Vermieter zu gewinnen. Unterdessen wird sich die Ankunft der Flüchtlinge in der Strumpffabrik voraussichtlich weiter verzögern. Zwar liegt seit wenigen Tagen die Genehmigung für den Umbau und die Nutzungsänderung des früheren Industriegebäudes in Form des "Roten Punkts" vor, aber der Zeitverlust aus dem mehrwöchigen Stillstand der Bauarbeiten wird sich nicht einholen lassen. Inzwischen geht man davon aus, dass die Halle erst Ende Februar/Anfang März bezogen werden kann.

Die Anschlussunterbringung von Asylbewerbern treibt die anderen Kommunen der Region ebenfalls um - auch, weil sich die nach einem Einwohnerschlüssel zu verteilende Personenzahl seit Jahresbeginn verdreifacht hat. So rüstet sich etwa Angelbachtal derzeit dafür, dass statt bisher 16 ab nächstem Jahr bis zu 45 Menschen unterzubringen sind. Neidenstein und Reichartshausen suchen Platz für acht, Epfenbach für etwa zehn Zugewiesene. Überall laufen Anfragen an private Vermieter, weil - wie es beispielsweise Neidensteins Bürgermeister Frank Gobernatz beschreibt - "wir keine gemeindeeigenen Wohnungen haben". Etwas entspannter ist die Situation in Waibstadt. Weil in der Stadt (früheres Altenheim und Bernau) derzeit bereits 124 Flüchtlinge leben, ist das Soll erfüllt, schildert Hauptamtsleiter Marc Fischer. Allerdings könne sich das bei weiter steigenden Flüchtlingszahlen schnell ändern, weiß Fischer.

Wie bereits in Waibstadt, Bargen und Reichartshausen will sich auch in Neckarbischofsheim ein Arbeitskreis bilden, der sich um die Ankömmlinge kümmert. Auf Initiative von Dirk Hartkopf formiert sich derzeit eine Flüchtlingshilfe, die eventuell in einen Verein münden soll. Ein Satzungsentwurf liegt bereits vor. Gleichzeitig haben sich im Rathaus etwa zehn Interessierte gemeldet, die sich ein Engagement vorstellen können. Ein erstes Treffen ist für den 2. Dezember angesetzt.