Sinsheim

Linke stark bei der Juniorwahl an Kraichgau-Realschule

Die Schule machte erneut bei dem bundesweiten Projekt mit. Das Ergebnis liegt nun vor.

22.02.2025 UPDATE: 24.02.2025 18:38 Uhr 3 Minuten, 15 Sekunden
Mit Urne und allem, was dazugehört: An der Realschule ging’s zur Juniorwahl. Foto: Berthold Jürriens

Sinsheim. (bju) Deutschland hat gewählt, und auch die Schüler der Kraichgau-Realschule hatten ihre zwei Stimmen bei der Juniorwahl gesetzt. Die simulierte schulinterne Bundestagswahl brachte ein spannendes Ergebnis, denn bei den Erststimmen konnte sich Die Linke mit 27 Prozent hinter der CDU (29 Prozent) platzieren.

Mit 20 Prozent folgt dann die AfD, die die SPD (17 Prozent) hinter sich lässt. Gerade einmal drei Prozent der Schülerinnen und Schüler haben für Bündnis 90/Die Grünen gestimmt. Ohne Bedeutung bleibt die FDP, die mit 2 Prozent genauso viele Stimmen bekommen hatte wie sonstige Parteien.

Die prozentuale Verteilung der Zweitstimmen bei der Juniorwahl an der Kraichgau-Realschule zeigt, dass anscheinend keine Partei die jungen Menschen so richtig mitreißen konnte. Mit jeweils 22 Prozent sind die CDU/CSU, Die Linken und die AfD gleichauf. Die SPD erhält 15 Prozent der Stimmen, während die FDP mit einem Prozent hinter dem Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW), der Tierschutzpartei und der Grünen liegt, die jeweils 4 Prozent der Stimmen auf sich vereint haben.

Insgesamt hat Die Linke bei der deutschlandweiten Juniorwahl 25,3 Prozent der Stimmen erhalten und geht als Sieger bei den Schülerinnen und Schülern hervor. Bei der CDU sind es 16,8 Prozent, bei der SPD 15,5 Prozent, bei der AfD 14,7 Prozent. 9,3 Prozent hatten sich für die Grünen entschieden. Genau wie bei der regulären Bundestagswahl haben es weder BSW noch FDP bei der Juniorwahl über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft.

Bereits bei der U18-Wahl, einer der größten außerschulischen Bildungsinitiativen in Deutschland, war Die Linke mit 20,8 Prozent als Sieger hervorgegangen. Mitte Februar hatten zehntausende junge Menschen unter 18 in Wahllokalen gewählt. Die SPD konnte dabei 17,9 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. Die CDU/CSU folgt mit 15,7 Prozent, die AfD mit 15,5 Prozent und Bündnis 90/Die Grünen mit 12,5 Prozent. Die Tierschutzpartei erhielt 3,8 Prozent, die FDP 3,4 Prozent und das BSW 3,4 Prozent.

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Update: Montag, 24. Februar 2025, 18.37 Uhr


500 Kraichgau-Realschüler waren bei der Juniorwahl

Von Berthold Jürriens

Sinsheim. "Umwelt- und Klimaschutz", ist für Neuntklässler Nurallah ein wichtiges Ziel einer Partei. "Das geht uns alle an", besonders junge Menschen; sein Kumpel Mohammed hält es für wichtig, dass Wählen in der Schule "geübt" werde und im Unterricht Parteien näher beleuchtet werden. Die Investition in Bildung ist für beide von Bedeutung. Sie gehören zu rund 500 jungen Leuten, die bei der sogenannten Juniorwahl an der Kraichgau-Realschule mitgemacht haben. Seit einigen Jahren beteiligt sich die Schule an dem bundesweiten Projekt.

Organisiert wurde die Juniorwahl von Lili Meixner, Dunja Salah, Astra Saleh und Tim Wagner; die Referendare wollen damit "das Demokratieverständnis" und die Auseinandersetzung "mit den Parteien" schulen. Ein "Faktencheck" sei für viele Schüler etwas ganz Neues gewesen, schildert das Quartett. Das Interesse an Politik zu fördern, Begeisterung für politische Teilhabe und gesellschaftliches Engagement zu wecken, Meinungsbildung zu fördern, das Urteilsvermögen zu stärken sowie eine Wertschätzung des demokratischen Systems zu vermitteln – das alles seien Ziele der Juniorwahl.

Der realitätsnahe Wahlgang mit Wahlbenachrichtigung, Identitätscheck und den exakten Stimmzetteln sei für die meisten Schüler Neuland. Im Gemeinschaftskundeunterricht waren sie auf die "Wahl" vorbereitet worden. In welchem Umfang das geschah, das konnten die Referendare allerdings nicht berichten. Ein engagierter Lehrer könne die Schüler jedoch auch "mitziehen" und habe die Möglichkeit, sie für Demokratie zu begeistern. Als Hilfsmittel für Schüler findet Wagner den Youtube-Kanal "MrWissen2go" von Mike Drotschmann gut, der sich mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen beschäftigt und Parteien sowie Kanzlerkandidaten "sehr gut" erläutern würde.

Aus Sicht der Nachwuchs-Lehrkräfte hätten die Acht- bis Zehntklässler im Unterricht viel mehr über die Wahlprogramme der einzelnen Parteien erfahren als über oft einseitige oder oberflächliche TikTok-Videos. "Die Sozialen Medien sind die Infoquelle Nummer 1 für die junge Bevölkerung", sagt Meixner, die sich wünscht, dass die Parteien der sogenannten Mitte Social Media zielgruppengerechter und "moderner" bedienen würden. Wie das funktioniert, das zeigten Parteien am rechten und linken Rand, die einen großen Verbreitungsgrad erreichen würden.

Für die simulierte schulinterne Wahl gab es umfangreiches Lehrmaterial von dem Träger des Projekts Juniorwahl, dem Berliner Verein Kumulus. Gegründet 1999, hat sich der Verein Projekten, Aktionen und Kampagnen im Bereich der Demokratieförderung verschrieben. Die Juniorwahl wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.

Beim Wahlgang selbst erleben die Organisatoren durchaus, dass jemand nicht weiß, was er mit dem Wahlzettel machen soll. Nachgefragt wird wegen des "korrekten Faltens" oder auch "ob es eine Empfehlung" für das Kreuz gebe. Insgesamt fänden die meisten Jugendlichen die Juniorwahl spannend und zeigten Interesse, sagt Salah. Und auch das Wahlgeheimnis scheint sich herumgesprochen zu haben, denn auf die Frage eines Schülers "was hast du gewählt", kommt die prompte Antwort seines Kumpels: "Spinnst du, so etwas fragt man nicht."

Dass Wählen ein Privileg sei, werde in der Vorbereitungsklasse vermittelt, in der Schüler aus unterschiedlichsten Herkunftsländern unterrichtet werden. "Sie kommen auch schon mal aus Staaten, wo das Wort Demokratie oder Wahl nicht existiert", wissen die Referendare, die jeden Wähler nach seiner Stimmenabgabe mit einem "Herzlichen Glückwunsch" verabschieden. Und auch, wenn die Auszählung der Wahlzettel bereits am Freitagnachmittag erfolgen sollte, will die Realschule das Ergebnis voraussichtlich erst am Wahlsonntag, 18 Uhr, veröffentlichen.

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