Ein Ja nur im Norden des Südens
Zuzenhausen macht touristische Kooperation mit Sinsheim vom umstrittenen Slogan abhängig

Detail im Zuzenhäuser Altort. Foto: Kegel
Von Bernd Schlesinger
Zuzenhausen. "Wir kündigen und warten alles weitere ab" - so hatte es der Gemeinderat im November 2015 beschlossen. Gekündigt auf das Jahresende 2017 wurde die Mitgliedschaft der Gemeinde Zuzenhausen beim "Kraichgau Stromberg Tourismus e.V.", nachdem zuvor bereits die Große Kreisstadt Sinsheim aus dem Tourismusverband ausgestiegen war. Vom Nutzen der Mitgliedschaft am Tourismusverband "Kraichgau Stromberg" waren auch die Gemeinderäte im Elsenzdorf nicht mehr überzeugt. Hoch oben am nördlichen Rand des Verbandsgebiets sah man die Interessen Zuzenhausens nicht mehr preisgerecht vertreten. Mit Zuzenhausen hatten auch die Gemeinden der Brunnenregion ihre Mitgliedschaft gekündigt.
Jetzt war die Zeit des Wartens vorbei. Die Stadt Sinsheim will mit den Gemeinden der Brunnenregion und Zuzenhausen eine Kooperation zur Stärkung der touristischen Zusammenarbeit und für eine gemeinsame touristische Vermarktung der Region schließen. In zwei Bürgermeisterrunden wurde der Entwurf einer Kooperationsvereinbarung erarbeitet, der nun auf dem Zuzenhäuser Ratstisch zur Entscheidung lag.
Johanna Barth, die Tourismusbeauftragte der Stadt Sinsheim, musste bei der Projektvorstellung keine schwere Überzeugungsarbeit leisten. Ein attraktiver Internetauftritt, Übernachtungsangebote sortiert nach Betten in der Region und Online-Buchungssystem, gedruckte Gastgeber- und Gaststättenverzeichnisse sowie Wander- und Radtouren mit GPS-Daten zum Herunterladen - das neue erweiterte Angebot überzeugte die Zuzenhäuser Gemeinderäte. Natürlich würden die touristischen Leuchttürme in Sinsheim liegen, aber auch die Gemeinde Zuzenhausen in der "Region drumherum" habe einiges zu bieten, sahen die Gemeinderäte touristische Perspektiven. Über "Das Dorf der Bundesliga" wird sogar im Internet auf den "Travel Episodes", einem internationalen Reiseblog von namhaften Autoren, berichtet. Zahlreiche Schulklassen und Gästegruppen erleben jedes Jahr ihren Landschulheimaufenthalt oder Gruppenevent in dem Elsenzdorf. Die Nachfrage und die Zahl der Übernachtungen steigen. Eine Kooperation an der touristischen Vermarktung der Stadt Sinsheim sei sinnvoll, war sich das Plenum schnell einig.
"Aber wie soll die Kooperation denn nun heißen?", fragten die Gemeinderäte die Tourismusbeauftragte Johanna Barth, die dieses Thema bis dahin vermieden hatte. "Sinsheimer Erlebnisregion: Der Norden des Südens", war in den Sitzungsunterlagen ausgewiesen. Die Sinsheimer Gemeinderäte hatten diesen Namen bekanntlich abgelehnt (wir berichteten). Zum sichtlichen Ärger des Zuzenhäuser Gemeinderats. Namen seien - wie jede Geschmacksfrage - mit Sorgfalt zu beraten und stets die Lösung im Auge zu behalten. Einfach nur Meckern, ohne auch nur halbwegs brauchbare Vorschläge machen zu können, das gehe nun wirklich nicht, kritisierten Zuzenhausens Gemeinderäte die Kollegen aus der Großen Kreisstadt. "Es ist der beste Namen, weil keiner von uns einen besseren Vorschlag machen kann", waren sich Zuzenhausens Gemeinderäte einig.
Die Vermeidung des Namensteils Kraichgau beziehungsweise einer Wiederholung des bereits bestehenden Tourismusverbands sei nachvollziehbar, wenn ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen werden soll. "Sinsheimer Erlebnisregion" sei gut und treffend, werde aber erst durch den markanten Zusatz "Der Norden des Südens" richtig stark. Diese Lagebeschreibung und das Wortspiel mache den Leser stutzig, wecke Interesse und Neugierde. Genau das wolle man doch mit einem neuen Produkt auf dem umkämpften Tourismusmarkt erreichen, rannten die Gemeinderäte bei Bürgermeister Dieter Steinbrenner "offene Tore" ein. Jede wortlahme Kompromissformel als kleinster gemeinsamer Nenner sei unbedingt zu vermeiden, gaben die Räte der sichtlich überraschten Johanna Barth mit auf den Weg.
Und Zuzenhausens Gemeinderäte setzten noch eins drauf: Der Gemeinderat stimme der Kooperationsvereinbarung mit der Stadt Sinsheim und den Gemeinden der Brunnenregion nur zu, wenn diese den Namen "Sinsheimer Erlebnisregion - Der Norden des Südens" trägt. Und zwar einstimmig.



