Kostenexplosion zerfetzt Eppinger Parkhausplan

Gemeinderat stoppt umstrittenes Bauvorhaben per Notbremse - 600 000 Euro Mehrkosten und weitere Unsicherheiten - Zeit für neue Entwürfe drängt

30.07.2015 UPDATE: 31.07.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Vom Süßmostereigelände sind es nur wenige Meter bis in die Innenstadt. Die Schotterparkplätze und die alte Süßmosterei sollten einem großen Parkhaus weichen. Nach einer Kostensteigerung von 600 000 Euro hat der Gemeinderat das Vorhaben nun gestoppt. Foto: Guzy

Eppingen. (guz) Um 21 Uhr ließ Oberbürgermeister Klaus Holaschke die verbale Bombe hochgehen. Der bisherige Parkhausentwurf war danach papierkorbreif zerfleddert: "Die Kosten sind für uns nicht mehr beherrschbar. Wir haben den Beschluss gefasst, die bisherige Planung nicht mehr weiterzuverfolgen."

Vorangegangen war am Mittwoch eine mehr als zweistündige Debatte des Gemeinderats, der sich in einer Sondersitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit dem weiteren Vorgehen in Sachen Parkhaus Wilhelmstraße befasste. Der Planer hatte der Verwaltung vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass Mehrkosten von 600 000 Euro (netto) zu erwarten seien. Bislang waren 3,6 Millionen Euro Nettokosten gesetzt.

180 Stellplätze sollten auf dem viergeschossigen Parkhaus mit Untergeschoss, versetzten Ebenen und aufwändiger Fassade entstehen. Nach der Kostenfortschreibung des Planers vom Karlsruher Parkhausspezialisten AMP würde nun jeder Parkplatz statt 13 000 mehr als 24 000 Euro kosten. Damit, so Holaschke, "ist der Rahmen gesprengt". Zudem war offenbar nicht gesichert, dass es bei dieser einmaligen Steigerung bleiben wird, wenn die Bagger angerollen - immerhin wurde bislang kein einziger Stein auf dem Süßmosterei-Gelände bewegt. Das bisherige Vertrauensverhältnis zwischen Stadt und Planer scheint nachhaltig erschüttert, möglicherweise drohe gar ein Rechtsstreit, ist hinter den Kulissen zu hören.

Das Parkhaus sollte in das "enge und schwierige Baumumfeld" (Holaschke) als Maßanfertigung eingepasst werden. "Wir haben kein Parkhaus von der Stange bestellt, das war allen klar." Diese Maßanfertigung drohte der Kommune nun aber die Luft abzuschnüren. Nach Einsparmöglichkeiten und Reserven wurde nichtöffentlich offenbar vergeblich gesucht, denn am Ende kam das Gremium mit großer Mehrheit zu dem Schluss, dass es unverantwortlich ist, unter den geänderten Bedingungen an den Plänen festzuhalten.

Die sonst übliche Statements der Fraktionen fiel diesmal aus - das Gremium hatte Holaschke mit einer Stellungnahme beauftragt, die er anschließenden in öffentlicher Sitzung gab. "Der Gemeinderat ist in seiner Gänze der Meinung, dass es das Parken auf der Süßmosterei geben soll und geben wird", bekräftigte er darin. Die Größe des bisherigen Baufensters kommt aber wohl auf den Prüfstand - und damit auch der Platz, der eigentlich für eine Einzelhandelsansiedelung freigehalten werden sollte.

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Die Zeit für neue Entwürfe drängt: Das Parkhaus liegt im Plangebiet der laufenden Innenstadtsanierung und wird mit Landesmitteln gefördert. Allerdings läuft das Programm am 31. Dezember 2016 aus. Bis dahin müsste eine Alternative nicht nur gefunden, sondern auch gebaut sein, wenn die Stadt nicht auf die Unterstützung durch die öffentliche Hand verzichten will. "Der Stellplatzbedarf ist nachgewiesen. Wir bekommen die Zuschüsse auch für eine geänderte Planung", stellte Holaschke klar.

Die Notbremsung kommt zu Unzeiten: Erst am Dienstag hatte der Eppinger Architekt Karl-Peter Ehehalt Entwürfe zum Umbau der Kaiserecke vorgestellt, und die Krause-Holding treibt den Umzug des E-Centers auf das Hecker-Areal und den Umbau des dann frei werdenden Supermarktes zu einem Fachmarkt voran (s. u.). Schon vor 16 Jahren sei ein Bedarf von 300 Stellplätzen für die Innenstadt ermittelt worden, stellte Bürgermeister Peter Thalmann fest, und auch OB Holaschke betonte den vorhanden "Parkierungsdruck". Ein Parkhaus sei nach wie vor ein logischer Schritt in der Innenstadtentwicklung. Nach der Sommerpause werde der Gemeinderat intensiv in die Beratung über Alternativen einsteigen, kündigte Thalmann an.

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