Sinsheim

In Seniorenheimen bleibt die Angst vor Corona

Für die Heimbewohner ist vieles wieder möglich. Doch es ist eine "Ruhe mit Habacht-Stellung".

29.07.2021 UPDATE: 30.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten
Beschäftigungsangebote sind für Bewohner von Pflegeheimen wichtig, beispielsweise das gemeinsame Schunkeln zu Walzerklängen im Katharinenstift. Zu Hochzeiten der Corona-Pandemie war dies nicht möglich. Foto: Christian Beck

Von Christian Beck

Sinsheim. Im Winter hatte das Corona-Virus vor allem in Pflegeheimen gewütet. In manchen Einrichtungen hatten sich die meisten Bewohner und viele Angestellte angesteckt, einige Senioren starben. Im GRN-Betreuungszentrum, im Katharinenstift und auch im "Haus Elim" in Eschelbach war dies der Fall. Mittlerweile sind viele Menschen geimpft, und Corona ist momentan deutlich in den Hintergrund getreten. Doch einige Verantwortliche befürchten, dass für Heimbewohner wieder schwierige Zeiten anbrechen könnten.

"Es ist gerade sehr ruhig. Aber das ist eine Ruhe mit Habacht-Stellung", berichtet Christina Langer, Leiterin des Katharinenstifts. Von den 76 Bewohnern seien 98 Prozent geimpft, darüber sei sie sehr froh. Doch ein Gedanke sei im Hinterkopf: "Was passiert, wenn das nicht mehr wirkt?" Und auch Karin Schröter, Heimleiterin des GRN-Betreuungszentrums, sagt: "Die Angst vor einer neuen Welle oder einer Mutation, gegen die die Impfung eventuell nicht schützt, ist unser ständiger Begleiter."

Momentan ist für die Heimbewohner weitestgehend Normalität eingekehrt. "Wir haben von Anfang an gesagt: Wenn es vorbei ist, machen wir die Türen wieder auf", sagt David Rudisile, Leiter im "Haus Elim". Als die Bewohner wieder besucht werden durften, sei die Freude groß gewesen. Doch das "Haus Elim" hat nur eine Wohngruppe. Im Katharinenstift und im Betreuungszentrum ist man noch ein wenig zurückhaltender, um zu vermeiden, dass eine Corona-Infektion von einer Wohngruppe in eine andere getragen wird.

"Wohnbereichsübergreifend gibt es immer noch strenge Regeln, die gemeinsame Aktivitäten erschweren. Wir sind jedoch gerade dabei, eine Art Impf- oder Genesenen-Pass für jeden Bewohner zu erstellen, mit dem dann auch wohnbereichsübergreifende Angebote wahrgenommen werden können", sagt Schröter vom Betreuungszentrum. Doch was passiert mit jenen Bewohnern, die noch nicht geimpft sind? Im Betreuungszentrum betrifft dies 54 von 232. Diese würden zum Infektionsrisiko beraten und dürften auf eigenes Risiko an wohnbereichsübergreifenden Aktivitäten teilnehmen, teilt die GRN auf Nachfrage mit.

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Von Bedeutung ist aber auch die Impfquote bei jenen, die in den Heimen arbeiten. Wie hoch diese im Betreuungszentrum liegt, könne man nicht sagen, weil nur die hausinternen Impfungen dokumentiert werden, teilt GRN-Geschäftsführer Rüdiger Burger mit und betont, dass es keinen Zwang zum Impfen gebe. In Frankreich soll eine Corona-Schutzimpfung für jene, die in Gesundheitsberufen tätig sind, kommen. Langer vom Katharinenstift sagt klar: "Eine Impfpflicht finde ich gut." Bei Schutzimpfungen gegen Hepatitis, Mumps oder Masern werde auch nicht herumdiskutiert, und im Gesundheitswesen habe man "eine gewisse Verantwortung". Langer berichtet, dass sich einige Mitarbeiter, die den Piks zunächst ablehnten, nach dem Corona-Ausbruch im Winter doch für eine Impfung entschieden haben. Etwa 90 Prozent der Angestellten des Katharinenstifts seien geimpft. Im "Haus Elim" sind es laut Rudisile über 75 Prozent. "Natürlich könnten es mehr sein", sagt er, hält eine Impfpflicht aber für schwierig.

Wichtig für die Pflegeheim-Bewohner ist der Besuch. Im Betreuungszentrum dürfen bis zu zwei Besucher pro Tag und Bewohner kommen, wobei geimpfte oder genesene Besucher laut GRN nicht gezählt werden. Im Katharinenstift gibt es keine Einschränkungen für Besucher. Und das wird rege genutzt: Im Vergleich zur Zeit vor Corona "besucht man Oma und Opa häufiger, auch mal kurz nach Feierabend", hat Langer beobachtet. Die familiäre Bindung sei noch enger geworden. Und auch Rudisile berichtet, dass die Enkel häufiger zu Besuch kommen.

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