Horst Kunert wird 90
Er war Welterklärer für Tausende.

Sinsheim/Bammental. (tk) Ein packender Erzählstil – reich an Bildern, Anekdoten und Lebenserfahrungen – sorgt bis heute dafür, dass ihm die Menschen an den Lippen hängen: Mehr als 7000 Kindern und Jugendlichen hat er die Welt erklärt, weit mehr als 1000 Vorträge hat er bislang gehalten – und er will weitermachen: Horst Kunert ist ein Urgestein kulturgeografischer Bildung im Kraichgau. Diesen Samstag wird er 90.
"Anschauung ist die Grundlage aller Erkenntnis" – mit dem Wort Leonardos hält es der Studiendirektor a.D. mit der Reporterjacke bis heute. 62 Länder hat er bereist, oft abenteuerlich, wie 1957, als es in einem Kabinenroller durch den Balkan in die Türkei ging. 2016, als sich Kunert in Peking bei einem Sturz schwer am Knie verletzte, brach er die Reise nicht ab: "Im Rollstuhl durch China, drei Wochen." Als Kunert nach der Operation ein Dreivierteljahr liegen musste, hatte der Viel- und Nachtarbeiter, "Gelegenheit, darüber nachzudenken, was ich überlebt habe." Im Sudetenland, wo Kunert aufwuchs, wurde er während der Vertreibung durch die Tschechen wegen regimekritischer Äußerungen von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet; durch nächtliche Wälder – "nur der grauen Linie am Himmel folgend" – gelang die Flucht in den Westen. Kunert landete in Bammental und blieb, wurde dort sogar Stimmenkönig der Gemeinderatswahl. Geld fürs Geografie- und Geschichtsstudium verdiente er sich in acht Berufen: als Journalist, unter anderem bei der RNZ, Fremdenführer, Reiseleiter.
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Schülergenerationen in Heidelberg, Wiesloch, Schwäbisch Hall und am Sinsheimer Wilhelmi-Gymnasium, aber auch Nachwuchs-Lehrkräfte, Studienfahrer und mehr als 100.000 Gäste seiner Volkshochschul-Vorträge ließ Kunert mit Begeisterung an seiner Weltkenntnis teilhaben. Aus seinen 300 Fotokursen rekrutierten sich viele Mitglieder des bekannten Fotoklubs "Reflex 82", den Kunert gründete und 33 Jahre lang leitete. In seiner Foto-AG am Gymnasium lernten namhafte Fotografen wie Walter Fogel, Armin Djamaseb und Wilfried Görlich. Kunerts glühende Leidenschaft gehört Südtirol und dessen Menschenschlag, für den er sich einsetzt; ein Landeshauptmann dort adelte ihn sogar als "Botschafter". Damit ist nur ein Bruchstück über Kunert erzählt, der seinerseits noch einiges vor hat. Die RNZ gratuliert herzlich.