Heilbronn: Offensive für mehr Wohnraum gestartet

Task-Force soll die Bauvorhaben in Heilbronn schneller und einfach durchsetzen - Bis 2020 soll es 2000 neue Wohnungen geben

13.12.2015 UPDATE: 14.12.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Wohnbauvorhaben der Stadtsiedlung in Heilbronn werden teilweise auch als Eigentumswohnungen errichtet. Diesen Eigentumswohnungsbau soll die Stadtsiedlung nun - so die politische Vorgabe - zugunsten des geförderten Wohnungsbaus weitgehend zurückfahren. Foto: bfk

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Als "die Trendwende im kommunalen Wohnungswohnbau" bezeichnet Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel seine ehrgeiziges Programm, mit dem bis zum Jahr 2020 rund 2000 neue Wohneinheiten in Heilbronn geschaffen werden sollen. Damit geht Mergel noch ein weites Stück über das hinaus, was er schon als Wahlkampfversprechen formuliert hatte. Damals - noch ohne die Problematik der Unterbringung von Flüchtlingen im Hintergrund - ging es um Wohnraum für alle Einkommensgruppen. Nun ist der Fokus eindeutig auf "bezahlbaren Wohnraum" gerichtet - ausdrücklich ohne Unterscheidung zwischen der heimischen und der zugewanderten Bevölkerung.

Der von privaten Investoren finanzierte Geschosswohnungsbau lag auch in Heilbronn fast vollständig bei null, war fast ausschließlich der Stadtsiedlung GmbH übertragen gewesen - einer 100-prozentigen Tochter der Stadt. Zu den bisher 130 neuen Wohnungen im Jahr sollen in den nächsten fünf Jahren zusätzlich weitere 800 kommen. Über höhere staatliche Fördermittel, durch die neue Gesetzgebung "angepasste", also preiswertere Bauvorgaben und angesichts der Niedrigzinsen, hofft man, nun auch wieder Privatinvestoren oder andere Wohnbaugenossenschaften für die Erstellung von bezahlbarem Wohnraum zu gewinnen.

Die Stadt will das ihre dazutun, und das schnell, sie hat dafür eine "Task-Force" unter Leitung der von Stadtsiedlungs-Geschäftsführer Robert an der Brügge gebildet, auch um die Behördenwege abzukürzen, um nicht nur alle Möglichkeiten einer "maßvollen Nachverdichtung" auszuschöpfen, sondern auch um neue Bauflächen zu erschließen und eine Vielzahl von Baulücken zu schließen.

So sollen dann in der Fünfjahresfrist zu den 1450 neuen Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau noch 275 Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern plus 50 Wohnheimplätze (Studenten) hinzukommen. Nach wie vor hält Heilbronn daran fest, Flüchtlinge dezentral unterzubringen und auch im Rahmen der neuen Wohnbauten sollen keine gettoartigen Quartiere entstehen; stattdessen "ein "bedarfsgerechtes Wohnungsangebot in sozial ausgewogenen Bevölkerungsstrukturen als Voraussetzung für die weitere Attraktivität der Stadt", wie es in der Verwaltungsvorlage heißt, ein dickes Paket, das der Gemeinderat in seiner Vorweihnachtssitzung noch verabschieden soll.

Auf die Frage, ob man, über die vorgelegten Pläne hinaus, noch weitere Flüchtlingswohnheime bauen werde - zwei werden von der Stadtsiedlung gerade gebaut -, sagte deren Geschäftsführer, Robert an der Brügge: "Ein, zwei oder auch viel mehr - wir wissen es nicht!" In Heilbronn stehen derzeit auch etwa 2000 Bürger auf der Warteliste für Wohnungen oder wollen umziehen, dazu werden wohl noch in absehbarer Zeit 500 Flüchtlinge kommen, die hier bleiben können und wollen.

Die Grundlagen der Berechnungen hat die Stabsstelle Strategie im Heilbronner Rathaus ermittelt. Deren Leiter Bernd Bergötz geht von einem Bevölkerungszuwachs in Heilbronn von etwa 3100 Personen in den Jahren 2013 bis 2035 aus. Heilbronn liegt derzeit mit seiner durchschnittlichen Nettokaltmiete von 6,63 Euro je Quadratmeter im unteren Drittel der kreisfreien Städte im Land, noch deutlich darunter liegen die Stadtsiedlungswohnungen mit 5,28 Euro.

Geradezu eine Neiddebatte ausgelöst hatten Zahlen des Statistischen Bundesamtes, nachdem man in Heilbronn - gemessen am Durchschnittseinkommen - mit am wenigsten für Wohnen ausgeben müsse. Diese Statistik, vom Heilbronner Multimillionär Dieter Schwarz nicht allein durcheinandergebracht, wurde jetzt bereinigt. Bergötz hat beim Amt erreicht, dass man die Statistik um die Einkommensmillionäre bereinigte, die über einer Million Euro Jahreseinkommen liegen. Aber für deren Wohnraum muss die Stadt ja auch nicht sorgen.

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