Vertrauen ins kreiseigene Netz schwindet
Gemeinde will Glasfaserausbau mit privatem Anbieter in Angriff nehmen - Dafür wird eine Anschlussquote von 35 Prozent verlangt

Es ist alles gerichtet. Die Berliner Strecken- und Gleisbau GmbH will am Montag mit den Arbeiten an der Backbone-Trasse beginnen. Foto: Roland Wolf
Eschelbronn. (rw) Im Eschelbronner Gemeinderat wird stark bezweifelt, dass der Zweckverband fibernet.rn, mit dem der Glasfaserausbau im ganzen Rhein-Neckar-Kreis betrieben werden sollte, am Ende doch noch zu einer Erfolgsgeschichte wird. Das war das Ergebnis einer Diskussion, nachdem Bürgermeister Marco Siesing die Ausbaupläne der Firma BBV aus Dreieich bei Frankfurt den Gemeinderäten vorstellte.
Die Firma ist an die Gemeinde und sieben weitere Nachbarorte mit dem Angebot herangetreten, innerhalb von zwei Jahren die Glasfaser bis ins Haus ("fiber to the home") zu legen - ohne Verlegungskosten für Kommune oder Hauseigentümer, wobei dann allerdings 55 Euro pro Monat für die Datenübertragung von den Kunden verlangt werden. Beim Zweckverband fibernet hingegen, in dem sich die 54 Kommunen des Landkreises zusammengeschlossen haben, plant man mit einem Realisierungszeitraum von 15 Jahren und mit prognostizierten Eigenkosten von einer bis zwei Millionen Euro für die Gemeinde.
In einer Markterkundung will die Firma BBV zunächst das Interesse an ihrem Angebot prüfen und Werbung in den Gemeinden machen. Dem Anschlussnehmer werden 100 Mbit im Download garantiert. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass in der Gemeinde eine Abschlussquote von 35 Prozent erreicht wird. An dieser Vorgabe war das privat vorfinanzierte Projekt bereits wiederholt gescheitert. Aus Sicht von Bürgermeister Marco Siesing ist dieses Angebot "eine gute Sache" angesichts des zeitlichen Ablaufs und der Kosten für die Gemeinde. Frank Schoch sieht es positiv, dass "endlich Bewegung in die Sache" kommt. Allerdings dürften eventuell auch Risiken etwa bei der Bauausführung oder bei der Finanzierung des Projekts nicht außer Acht gelassen werden.
Klaus Steinhiller warf ein, "dass im Moment nichts Besseres passieren kann" und berichtet von guten Erfahrungen, die andere Gemeinden mit der Firma gemacht hätten.
Auch für Hermann Kasper war es Zeit, "dass endlich Gas gegeben wird" und spracht sich für das BBV-Angebot aus. Da BBV das Netz der fibernet anmieten will, erkannte er einen finanziellen Rückfluss. Im Interesse der Zukunftsfähigkeit der Gemeinde müsse BBV unterstützt werden, an die Zukunft von fibernet glaube er nicht mehr. Lediglich Martin Schilling konnte sich der allgemeinen Euphorie nicht so ganz anschließen und sah einige Unwägbarkeiten, die beachtet werden sollten. Die Anschlüsse, die von BBV gelegt werden, fehlten am Ende fibernet, was deren Kosten in die Höhe treibe. Die Kosten, mit denen BBV werbe, seien "ungenaue Hausnummern". Schilling warnte, dass mit der Zustimmung zum BBV-Angebot das gemeinsame Projekt fibernet scheitern könne und der Bürger dafür die Zeche zahlen müsse.
"Ein Versuch ist es allemal wert", meinte Bürgermeister Marco Siesing am Ende der Debatte, und so wurde einstimmig beschlossen, dass der Gemeinderat die BBV-Pläne zustimmend zur Kenntnis nimmt und unterstützt. Bei einer Gegenstimme erhielt der Bürgermeister die Ermächtigung zum Abschluss eines entsprechenden Vertrags.



