Fassungslosigkeit nach achter "Alltagsmenschen"-Attacke
Die achte Zerstörung in knapp zwei Jahren hat einen der "Duscher" am Freibad erwischt. Das Amt setzt nun 2000 Euro Belohnung für Täter-Tipps aus.
Sinsheim. (tk/zg) Irrsinn am Ilvesbach: Monatelang war Ruhe. Jetzt aber ist schon wieder eine "Alltagsmenschen"-Skulptur zerstört worden. Sieben der Figuren aus der Werkstatt von Christel Lechner in Witten waren zwischen Juni 2022 und Februar 2023 bei einer regelrechten Vandalismus-Welle von Unbekannten attackiert und teils schwer beschädigt worden.
Erwischt hat es einen der drei "Duscher", die direkt vor dem Freibad stehen. Die Auffindesituation am Freitagmorgen wirkte grotesk. Fotos der Stadt zeigen, wie die klobige Gestalt in großen Badeshorts auf dem Rücken liegt, fast so als würde sie schlafen. Die Beine sind auf Kniehöhe abgetrennt, auf einem Sockel stehen geblieben sind die Füße und Schienbeine, aus deren Gipsbeton-Mantel Styroporkugeln herausbröseln.
Regelrecht "umgerissen" worden sei die Figur, beschreibt das Stadtmarketing, zuständig für das knappe Dutzend in der Stadt stehender Alltagsmenschen. Passiert sein muss der Vorfall in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 2. auf 3. Mai. Die "sinnlose Zerstörungswut" sorge "für Fassungslosigkeit". Auch Oberbürgermeister Jörg Albrecht spricht von Respektlosigkeit gegenüber der Kunst, der Künstlerin, dem öffentlichen Eigentum "und damit letztlich allen Bürgern der Stadt". Abtransport und Instandsetzung kosteten Zeit und Geld. Eine Anzeige der Stadt ist raus. 2000 Euro Belohnung sind für den Hinweis ausgesetzt, der zum Täter führt.
Völlig sinnfreie Zerstörungen – in jüngster Zeit gab es das sehr oft in Sinsheim. Seien es die Eier-Girlanden am Steinsfurter Osterbrunnen, die beiden Stelen auf Paul-Berno Zwostas Menschen-Mythen-Weg oder die mehr als 50.000 Euro Schaden bei den Scheiben am Bahnhofssteg. Macht es da überhaupt noch Freude, im öffentlichen Raum aktiv zu werden? Albrecht zeigt sich auf Nachfrage kämpferisch: "Für uns kann das nur eins heißen: Schnell reparieren und wieder hinstellen." Sowohl für etwaige Gegner der Alltagsmenschen als auch für deren Freunde sei dies das richtige Signal, findet Albrecht: "Wir lassen uns nicht ..."
Dass die rundlichen Figuren polarisieren, zeigt sich nahezu überall dort, wo diese stehen: Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, als mehr als zehn "Alltagsmenschen"-Attacken in Mosbach für Ärger sorgten. Glück im Unglück: Bauhöfe können Schwierigeres als die Reparatur solcher Figuren; mit Zweikomponentenkleber und der passenden Farbe lassen sich die meisten Fälle wieder richten. Allerdings kommen solche Arbeiten immer ungelegen, weil sie Zeit kosten.
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Völlig offen ist, wer den "Duscher" – es ist bereits die zweite Attacke auf die Figurengruppe – diesmal auf dem Gewissen hat. Das Freibad war am 1. Mai das erste Mal offen. Wurde beim Eröffnungstag vielleicht ein Hausverbot ausgesprochen, dessen Empfänger seinen Frust möglicherweise am "Duscher" ausgelassen hat? Unklar: Allerdings bestätigen die Stadtwerke tatsächlich, dass es am Eröffnungstag "einen Vorfall" gab.
Wer Hinweise auf den oder die Täter liefern kann, wird gebeten, sich direktunter Telefon 07261 / 6900 ans Polizeirevier Sinsheim zu wenden.