Eppingen: Telekom könnte schon bald für schnelles Internet sorgen

Die Telekom will das Glasfasernetz im Stadtgebiet bis Ende 2018 überraschend auf eigene Kosten ausbauen - Elsenz bleibt abgehängt

27.09.2016 UPDATE: 28.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

In Richen hat die Telekom bereits vor zwei Jahren Glasfaserkabel in ein "strategisches Leerrohr" eingezogen, das die Kommune zuvor im Zuge des Straßenausbaus verlegt hatte. Inzwischen ist die Stadt zurückhaltender. Foto: Guzy

Eppingen. (guz) Schnelles Internet ist ein Reizthema - zumindest für die, die es nicht haben. In etlichen Bereichen der Kernstadt und den Stadtteilen können Privatkunden Daten aktuell nur mit maximal zwei Megabit pro Sekunde herunterladen, für Firmen entwickelt sich der schleppende Netzausbau zum echten Standortnachteil. Den deutlich geäußerten Unmut darüber musste sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung Telekom-Regional-Manager Joachim Otto gleich mehrfach anhören.

Dabei war Otto eigentlich mit einer guten Nachricht nach Eppingen gereist: Die Telekom hat ihre bisherige Investitionszurückhaltung teilweise revidiert und will nun ihr regionales Netz für schnelles Internet im sogenannten Vectoringverfahren deutlich ausbauen - und zwar komplett auf eigene Kosten. Bis Ende 2018 sollen in Rohrbach, Mühlbach und Kleingartach 50 Mbit/s, in der Kernstadt oft sogar 100 Mbit/s Standard und zugleich Grundlage für den nächsten Ausbauschritt sein.

Der Stadtteil Elsenz (aktuell maximal vier Mbit/s und keinerlei Breitbandversorgung) wird dabei allerdings außen vor bleiben. Zudem "setzt" das Telekommunikationsunternehmen beim Ausbau erklärtermaßen auf erheblich Zugeständnisse der Kommune, etwa beim Aufstellen der Kabelverzweiger, bei der Verlinkung ihres Werbebanners auf der Website der Stadt, bei der Gewährung von Nutzungsrechten an kommunalen Flächen, der Anmietung von Anlagen beispielsweise von den Stadtwerken und bei der gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit.

Für die Stadt stellt sich nach der Absichtserklärung des Telekommunikationsriesen nun die Frage, wie sie selbst künftig mit dem Thema schnelles Internet umgeht und wie stark sie sich finanziell engagiert.

Da wirkt offenbar das jahrelange Hin und Her in Kleingartach, aber auch beim Mobilfunkausbau in Mühlbach, deutlich nach. In Kleingartach ließ die Stadt für viel Geld "strategische" Leerrohre verbuddeln, die dann aber kein Versorger belegen wollte - zu unwirtschaftlich auf dem flachen Land, war wiederholt zu hören. In Richen und Adelshofen hatte das kommunale Leerrohrlegen in Kombination mit Fördermitteln immerhin Erfolg: Die Telekom sprang auf, zog Glasfaserkabel in die Rohre, und inzwischen sind beide Stadtteile größtenteils mit flotten Datenleitungen versorgt. Trotz dieser Erfolge sinkt bei der Stadt die Bereitschaft, dem Ausbau weiterhin mit kommunalem Geld auf die Sprünge zu helfen, zumal die Telekom offenbar neue Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt hat, die Förderkriterien von Bund und Land neu definiert werden und auch der Landkreis Heilbronn selbst am Aufbau eines Backbonenetzes für eine breitbandige Glasfaseranbindung arbeitet. Lohnt es sich da, weiter in Vorleistung zu gehen, oder wartet man besser ab, bis sich die Privatwirtschaft bequemt? Zumal die Stadt trotz ihres Geldeinsatzes niemals Herr des Verfahrens sein werde, wie Oberbürgermeister Klaus Holaschke betonte: "Das komplexe Thema - auch der Fördermittel - zeigt uns immer wieder unsere Grenzen", bekennt er aus Sicht der Verwaltung. Die Kommune habe einfach nicht die Möglichkeit, Breitbandversorgung als öffentliche Aufgabe zu definieren.

Bei allen Unsicherheiten über den richtigen künftigen Kurs ist eines zumindest klar: Die Zukunft wird im Untergrund gesehen, da Glasfaserkabel eine höhere Datenübertragung ermöglichen als Funklösungen und weniger störanfällig sind. Bis Ende 2018 würden mindestens 80 Prozent der Leitungen zum Kunden aus Glasfaser bestehen, versicherte Otto den Stadträten in seinem Sachstandbericht. "Ich lebe in der Hoffnung, alle Stadtteile, die wir angekündigt haben, auch ausbauen zu können", bekundete der Telekom-Manager.

"Ende 2018! Das ist für mich fast nicht mehr glaubhaft", zweifelte dagegen Kleingartachs Ortsvorsteher Friedhelm Ebert an Otts Aussagen, und Richens Ortsvorsteher Giselbert Seitz warf der Telekom vor, in der Vergangenheit mit Versprechen um Kunden geworben zu haben, die technisch teilweise gar nicht eingehalten werden könnten.

Im Stadtteil Elsenz, den die Telekom in den nächsten Jahren erklärtermaßen nicht mit Glasfaserleitungen bedenken wird, sucht die Stadt, der eigenen Zurückhaltung zum Trotz, nun nach Möglichkeiten, wie die Anbindung über andere Versorger aufgebaut werden kann. Auch hier liegen bereits strategische Leerrohre im Boden. Nun wird geprüft, ob dem Versorgungsproblem in Elsenz durch eine Zusammenarbeit mit dem Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar beizukommen ist.

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