Ein Unbekannter hat Biker im Visier

Sinsheim. Nach dem "Nagelattentat" auf die OB-Mountainbike-Tour häufen sich Berichte über mysteriöse Stürze und Pannen im ganzen Kreis.

15.08.2013 UPDATE: 15.08.2013 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Beweisstück: Diese Nägel haben die Biker in Hilsbach sichergestellt.
Von Tim Kegel

Sinsheim. Das "Nagelattentat" auf die Mountainbike-Tour mit Oberbürgermeister Jörg Albrecht hat für Aufsehen in Kreisen der Biker, wie auch der Jägerschaft gesorgt. Bei der Radtour durch die Sinsheimer Forsten war es, wie von der RNZ berichtet, auf Hilsbacher Gemarkung zu einer Pannenserie nicht natürlichen Ursprungs gekommen: Eine mit Nägeln versehene Wurzel sorgte für acht Reifenplatzer. Nach wie vor herrscht Rätselraten über Täter und Motiv. Allmählich stellt sich heraus, dass Unbekannte im ganzen Rhein-Neckar-Kreis die Geländeradler im Visier haben.

"Tatort" Sachsweg: Gerhard Eckert war bei der OB-Bike-Tour der Tourguide. Er erinnert sich an ähnliche Vorkommnisse im Bereich des bekannten historischen Waldbauernpfads, der von Kennern wegen seiner romantischen Lage geschätzt wird. "Nagelbretter" hätte bereits im Sommer letzten Jahres zu einigen Platten geführt - die Täter gingen "nach ähnlichem Muster" vor, schildert Eckert. Passiert sei das in der Nähe der Weilerer Grillhütte, von wo aus sich der Sachsweg zur Hammerau hinabwindet. Das sei alles zwar kein Grund zur Panik, schildert der erfahrene Mountainbiker. Aber nicht wenige in der "recht großen, unorganisierten Mountainbikeszene" des nördlichen Kraichgaus machten sich Sorgen - Gerüchten zufolge seien auch schon Seile "in Kopfhöhe" über Wege und Trails gespannt gewesen. Dies sei auf Hilsbacher Boden passiert, wo auch die Nagelbrett-Sabotage der jüngsten Tour passierte. Auch von unerklärlichen Stürzen mit Wadenbein- und Rippenbrüchen wird berichtet.

"Ich will auch wissen, wer so etwas macht", sagt Erwin Bohn. Er ist der Jagdpächter in der Gegend des Eichelbergsund nahm am Tag nach Publikwerden der Tat Kontakt zur RNZ auf; auch weil zunächst von Bikern über einen jagdlichen Hintergrund des Sabotageaktes spekuliert wurde. Bohn - lange Jahre Stadtkämmerer und im hohen Rentenalter - hält die Tat für "gemeingefährlich" und nimmt die örtliche Jägerschaft in Schutz: "Ich kann's mir von keinem vorstellen." Außerdem berichtet der erfahrene Waidmann von anderen merkwürdigen Vorkommnissen im Revier, die ihn stutzig machen: An einer seiner Fütterungen habe er "eine seltsame braune Substanz" gefunden, ein Granulat, das ihn an Giftköder denken ließ. Die Kügelchen gingen an ein Labor zur Untersuchung - Bohn nahm Kontakt mit der Polizei auf.

Anzeige sei in beiden Fällen nicht, beziehungsweise noch nicht erstattet worden. "Es ist schwierig, einen konkreten Tatbestand herzuleiten", hieß es gestern auf dem Sinsheimer Polizeirevier. "Dreist und gemeingefährlich" sei die Tat aber, hieß es weiter, auch verfolge man die Vorkommnisse mit großer Aufmerksamkeit.

Beweisstücke gibt es derweil. Bernhard Düwel aus Zuzenhausen, Teilnehmer der jüngsten Tour, und langjähriger Mountainbiker, nutzte die Reparaturpause im Hilsbacher Wald, um die beim Sabotageakt verwendeten Nägel mit einer Zange aus dem Wurzelstück zu ziehen und für künftige Vergleiche mitzunehmen. "Der Täter hat sich Mühe gemacht und ausgekannt", sagt Düwel.

Und in der Tat handelt es sich um Zimmermannsnägel, so genannte Kammnägel, die durch ihre Riffelung fest im Holz sitzen. Der Täter hat die Nagelköpfe abgesägt und die Nägel mit der Spitze nach oben im Holz versenkt. Auch die Nagelbretter vom Sachsweg, schildert Bernhard Düwel, seien die selbe Konstruktion gewesen. Postiert hatte der Unbekannte seine Fallen auf abschüssigem Terrain. "Da bist Du schnell mal mit Tempo 30 unterwegs", schildert Bernhard Düwel, der davon überzeugt ist, dass die Sabotageakte im Morgengrauen und nach Einbruch der Dämmerung passieren. Er zieht in Betracht, "dass militante Tierschützer" die Täter sind - "irgend jemand, der uns dort überhaupt nicht haben will und der sich große Mühe macht."

Den Gipfel der Dreistigkeit mit verbrecherischem Charakter hat Berhard Düwel im Wald von Heidelberg erlebt. Dort herrschten manche Konflikte zwischen Hundebesitzern und Bikern. Regelmäßig seien massive Äste an unübersichtlichen Stellen über die Trails gelegt. "Manche Mountainbiker übertreiben es auch", räumen Berhard Düwel und Gerhard Eckert ein.

Am Heidelberger "Weißen Stein" unweit der Thingstätte sei ein Kollege von Berhard Düwel vor einiger Zeit bei hohem Tempo "wie vom Blitz getroffen über den Lenker gestürzt." Sogar ein Notarzt musste hinzugezogen werden. Die Ursache für den Sturz bleibt unerklärlich, Mutmaßungen zufolge könnte es sich bei dem Hindernis um Hochsee-Angelschnur gehandelt haben.

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