Burgplatzcafé Sinsheim

Begegnungszentrum "Sam" feiert Eröffnung

Integrationsverein wünscht sich viele Besucher bei der Einweihungsfete am Freitag, 30. Juni 2017

27.06.2017 UPDATE: 28.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden

Dem Burgplatzcafé ein neues Gesicht verpasst hat der "Sam"-Verein: Stück für Stück wollen dessen Vorsitzende Marcel Fink (rechts) und Andreas Banse den Integrationstreff zum vollwertigen Gastronomiebetrieb weiterentwickeln. Foto: Tim Kegel

Von Tim Kegel

Sinsheim. Über fünf Jahre lang stand es leer. Jetzt hat das Burgplatzcafé wieder eine Zukunft. Als "Sam international" wird es am kommenden Freitag bei einer Einweihungsfete eröffnet. Einige Wochen zuvor lief im neuen Begegnungszentrum der Sinsheimer Arbeitsgemeinschaft Migration (SAM) der Testbetrieb. Im Vergleich zu dessen früheren Räumlichkeiten in der Hauptstraße 61 hat sich auch in Sachen Konzept einiges verändert, wie die beiden "Sam"-Vorsitzenden Marcel Fink und Andreas Banse gestern schilderten.

Begegnungszentrum, das klinge ja so trocken, förmlich, sagt Banse und erzählt: Zwischen 80 und 100 Ehrenamtliche machten bei "Sam" seit über acht Jahren mit; an starken Abenden im Jahr 2015, als "die Flüchtlingswelle total rollte", hatte der Treff bis zu 200 Besucher. Vier Monate Arbeit lägen nun hinter ihnen, das neue Haus könne Besucher deutlich besser aufnehmen. "Doch da machen wir uns nichts vor", sagt Andreas Banse. Irgendwie blieben "Sam"-Helfer und ihre Besucher aus Dutzenden Ländern und Gebieten in Sinsheim immer ein bisschen unter sich. Bis heute sei es nicht leicht, "zu zeigen, dass wir keine multikulti-verträumte Einrichtung sind." Am neuen Ort mit leicht geändertem Konzept sollten "künftig mehr noch die Deutschen angesprochen werden - und zwar nicht nur die Sozialen, sondern alle."

Die Sanierung im Café dauerte fast fünf Monate. Marcel Fink und Andreas Banse ist aufgefallen, "dass der Sinsheimer Bevölkerung viel an dieser Einrichtung liegt", über deren Zustand man jahrelang nichts erfuhr und viel spekuliert wurde. Zur Erinnerung: Rund 250.000 Euro der "Aktion Mensch", und 130.000 Euro der Dietmar-Hopp-Stiftung flossen in den Jahren 2008/09 ins gemeinnützige Vorgängerprojekt "Café am Burgplatz". Nachdem dessen Geschäftsführer durch einen Unfall arbeitsunfähig wurde, ging es rapide bergab mit Projekt und Haus: Eine Immobilienfirma übernahm die Gemeinnützigkeit fürs folgende Fischrestaurant. Dieses floppte. Bei dem Rechtsstreit, welcher die damaligen Betreiber, deren Insolvenzverwalter und die Baufirma wohl noch Jahre beschäftigen wird, ist "Sam" außen vor. Der aus dem freikirchlichen Umfeld stammende Verein erwarb mit Hilfe der "Hoffnungsträger Stiftung" die Immobilie, muss die "etwa 300.000 Euro" mittelfristig zurückzahlen. "Wir mussten zuschlagen", sagt Marcel Fink. Auch die Stadt Sinsheim, Eigentümerin des Erbpachtgrundstücks, hatte an der Übernahme durch den "Sam"-Verein ein Eigeninteresse: nur noch seriöse Betreiber an dieser Stelle, nach diesen Jahren.

Beim ersten Betreten hätten die Räume gewirkt "wie fluchtartig verlassen." Überall lagen Schlüssel, standen Heizlüfter. In einer Gefriertruhe war seit Jahren Fleisch verwest. Neun Container voller Müll wurden entsorgt. An dem Gerücht, der Bau wäre einsturzgefährdet, sei "überhaupt nichts dran." Ein Statiker habe alles untersucht: Vereinzelte Setzungsrisse verliefen ausschließlich horizontal, nicht vertikal, sind inzwischen verputzt.

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Ein Teil der Café-Infrastruktur war gut erhalten, etwa eine professionelle Küche und hochwertige Barista-Ausrüstung: Fink, Banse und einige Ehrenamtliche ließen sich zu Experten für Café- und Kaffeehauskultur ausbilden. "Unser nächstes Ziel heißt Gastronomie", sagen sie; die Konzession ist da. Internationale Gerichte anbieten, gemeinsam mit Zuwanderern gekocht, die bei "Sam" dadurch Arbeit erhielten. Am Burgplatz herrschten hierfür Idealbedingungen. "Aber eins nach dem anderen", übernommen hätte sich hier schließlich schon mancher. Und da sind auch noch diverse Sprach-, Hausaufgaben und Beratungstreffs, die in den hellen, frisch renovierten Zimmern am Burgplatz stattfänden. Auch suche man für eine geplante Traumaberatungsstelle nach einem Therapeuten, "doch der Markt ist leer", sagt Andreas Banse.

Mit Bio-Kaffee, in Karlsruhe geröstet, kostenlosem orientalischen Schwarztee, Flammkuchen, Pizzastückchen und Böreks soll es los gehen, außerdem Eis aus der Truhe. Als wichtig für einen vollwertigen und von der Bevölkerung angenommenen Gastronomiebetrieb halte der "Sam"-Verein inzwischen auch den Ausschank einiger alkoholischer Getränke: "Warum sollte man bei uns nicht auch ein oder zwei Gläser Wein oder Bier trinken können?", sagt Marcel Fink. Ein Vertrag mit "Heidelberger" wurde jetzt geschlossen.

Info: Die Eröffnungsfete von "Sam international" am Freitag, 30. Juni, beginnt um 18 Uhr. Ein "Food Truck" serviert orientalisches Fingerfood, unter anderem aus dem Iran. Musik kommt von der Band "Sepia".

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