Biber setzt Straße unter Wasser
Teile des Schwimmbadwegs sind wegen der Bauaktivitäten des Nagers immer wieder überflutet. Doch die Eingriffsmöglichkeiten der Stadt sind begrenzt.

Von Christian Beck
Sinsheim. Autos fahren durch zentimeterhohes Wasser oder kommen gar nicht mehr durch, Fußgänger hüpfen von "Insel zu Insel", um keine nassen Füße zu bekommen, und die Feuerwehr wurde schon mehrfach alarmiert, weil die Anrufer einen Rohrbruch vermuteten. Dass ein Teil des Schwimmbadwegs zwischen Eisenbahnunterführung und Neulandstraße immer wieder überschwemmt ist, liegt jedoch an mindestens einem Biber, der im danebenliegenden Ilvesbach lebt und seine Burg baut. Die Stadtverwaltung hat schon einiges unternommen, doch ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Und der Nager ist ausdauernd.
"Wir werden immer wieder angerufen, weil dort das Wasser 20 Zentimeter hoch steht", berichtet Gesamtkommandant Michael Hess. Die Feuerwehr verständige dann die Bereitschaft des Bauhofs, der die Straße absperre. Und auch mit schwerem Gerät war man dort bereits tätig: "Wir haben eine Umleitungsrinne gegraben und einen Graben neben der Straße gezogen", berichtet Lothar Knödl, bei der Stadtverwaltung zuständig für Gewässerunterhaltung und Hochwasserrückhaltebecken.
So soll das Wasser umgeleitet werden und nicht auf die Straße fließen. Und auch den Damm habe man schon in Teilen zurückgebaut, berichtet Oberbürgermeister Jörg Albrecht – ein Ausnahmefall, da aufgrund der überschwemmten Straße Gefahr im Verzug war.
Gebracht hat das bislang mäßig viel: Denn der Biber möchte nicht, dass der von ihm geschaffene höhere Wasserspiegel wieder sinkt. Denn das bis zu 30 Kilogram schwere Tier mit dem platten und schuppigen Schwanz lebt im Wasser, der Eingang zu seiner Burg liegt immer unter der Wasseroberfläche. "Der baut bald täglich neu", berichtet Knödl.
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Genauer gesagt: in der Nacht. Und so steht das Wasser oft am nächsten Morgen wieder auf der Straße, der Bauhof muss wieder ran, und der Biber ist in der darauffolgenden Nacht erneut fleißig. Das Tier hat offenbar Talent, Michael Endes "Die unendliche Geschichte" fortzuschreiben. "Wir brauchen eine Dauerlösung. Und es sollte eine Koexistenz sein", sagt Knödl.
Denn die Nager sind streng geschützt. Bei allen Eingriffen befindet sich die Stadtverwaltung in enger Absprache mit Ulrich Weinhold, dem Biberbeauftragten des Regierungspräsidiums Karlsruhe.
Doch bejagen geht nicht. Und bei der Stadt ist man mit dem Latein demnächst am Ende. Am Donnerstag sei nun besprochen worden, die Umleitungsrinne noch einmal zu verbessern, berichtet Knödl. "Wir hoffen, dass der Biber das annimmt." Zudem wird die Stadt in diesem Bereich Schilder aufstellen.
Dass der Biber ein recht großes Revier hat, sehe man auch daran, dass bereits Birken mit einem Durchmesser von bis zu 15 Zentimetern hinter dem Parkhaus der Dr.-Sieber-Halle abgenagt wurden. "Da braucht das Tier vielleicht einen Abend", sagt Knödl. Dramatisch sei das aber nicht. Bäume, die erhalten werden sollen, werden mit einem Drahtgeflecht vor den Biberzähnen geschützt.
Recht entspannt sieht Michael Winter von der Mühle Kolb in Zuzenhausen die Angelegenheit. Er ist seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlicher Biberberater in der Region. Und daher wisse er, dass es diese Problematik auch schon an anderer Stelle gab, und auch dort habe sich die Sache mit Wasser-Umleitungs-Rinnen lösen lassen. "Das geht nicht von heute auf morgen", sagt Winter dazu.
Klar sei aber: Die Zahl der Biber nimmt zu. Das merke er allein an der Zahl der Tiere, die überfahren werden, berichtet Winter, der in solch einem Fall gerufen wird. Doch auch an fast jedem Bach in der Region seien mittlerweile die Dämme der Tiere zu sehen.