Auch Ravensburggemeinde muss Asylbewerber aufnehmen
Landkreis richtet zwei Gemeinschaftsunterkünfte ein - Mittelfristig werden 150 Flüchtlinge in der Riegelstraße untergebracht

Das Gasthaus "Zur Rose" wurde samt Anbauten an einen Investor verkauft. Der Landkreis mietet das Objekt als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge an. Foto: Brötzmann
Sulzfeld. (db) Rund 200 Bürger waren zum Informationsabend in das Feuerwehrgerätehaus gekommen, um Neues zum Thema Unterbringung von Asylbewerbern zu erfahren. Bürgermeisterin Sarina Pfründer bezeichnete die aktuellen Flüchtlingsströme als ein menschliches Drama. "Die Bilder in den Medien bestätigen die Tragödie", stellte sie fest und führte weiter aus: "Wir haben es mit einer Völkerwanderung zu tun, die wir nicht stoppen können". Knuth Bühler, Erster Landesbeamter im Landratsamt Karlsruhe, sprach von einer neuen Dimension, "die Flüchtlingszahlen haben sich vervierfacht".
Kreiskämmerer Ragnar Watteroth, zuständig für das Gebäudemanagement des Kreises, präsentierte neue Zahlen. Bei 450 000 neuen Flüchtlingen, mit denen man in diesem Jahr kalkuliert hat, müsste die Gemeinde Sulzfeld 58 Personen unterbringen. Bei einer Erwartung von einer Million Flüchtlingen bundesweit in diesem Jahr steigt die Zahl auf mehr als 120 Personen. Seit Juli muss das Landratsamt Karlsruhe bis zu 500 Personen mehr unterbringen.
In der Riegelstraße wird vom Kreis eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet. Ein Investor hat das Anwesen im Gewerbegebiet gekauft und vermietet es an den Kreis. Die Verhandlungen liefen in den letzten vier Wochen. Bereits im Oktober sollen hier 35 Flüchtlinge in das vorhandene Wohnhaus einziehen. In einem zweiten Schritt wird die Werkhalle umgebaut, die weitere 35 Personen aufnehmen soll. Sanitärbereiche können kurzfristig durch Container realisiert werden. Mittelfristig wird ein Neubau in Modulbauweise auf dem Gelände erstellt. Insgesamt können so 150 Menschen auf dem Areal untergebracht werden. Diese Zahl bezieht sich auf einen reinen Wohnflächenbedarf von 4,5 Quadratmeter je Flüchtling. Die bisher geltende Größe von sieben qm je Person wurde außer Kraft gesetzt. Das Gelände wird nicht eingezäunt, betonte Watteroth. Die Gemeinschaftsunterkünfte sollen sich in das Gesamtbild einpassen und sind als solche nicht von außen zu erkennen.
In der Mühlbacher Straße entsteht die zweite Gemeinschaftsunterkunft. Das Gasthaus "Rose" schließt Ende September, da sich der Inhaber aus Altersgründen zur Ruhe setzt. Der Gebäudekomplex mit Gastwirtschaft und einem zwei- und dreistöckigen Anbau ist bereits an einen Investor verkauft. Auch hier ist der Landkreis in einen Mietvertrag mit rund 1000 qm Nutzfläche eingestiegen. Der Anbau, für den ursprünglich Fremdenzimmer geplant waren, ist noch im Rohbau.
Zur Strategie des Landkreises führte Watteroth aus: "Wir bauen keine Zeltstädte, wir belegen keine Sporthallen. Kurzfristig sind modulare Baueinheiten möglich." Zahlreich schlossen sich Fragen aus dem Zuhörerkreis an. Besorgnis, dass es zur Beschlagnahme von privatem, leer stehenden Wohnraum kommen könnte, sah Knuth Bühler als unbegründet an. Dies unterstrich er mit einem Sprung auf die Kommunalebene: "Wenn wir in Turnhallen gehen, dann gehen wir nur in kreiseigene Hallen".



