Siegelsbach

Pläne für Krematorium begraben

Nach einem Antrag stimmt der Gemeinderat mehrheitlich gegen den Bauantrag des M&M-Logistikparks. Applaus aus dem Publikum.

23.11.2023 UPDATE: 23.11.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Kein Krematorium für Siegelsbach: Der Gemeinderat hat nach einem Antrag aus dem Gremium mehrheitlich gegen das Vorhaben des M&M-Logistikparks gestimmt. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Von Falk-Stéphane Dezort

Siegelsbach. Einen proppenvollen Zuschauerraum, Stühle, die nachgeordert werden müssen, damit alle Interessierten Platz finden, und lautstarken Applaus erlebt man in Sitzungen des Siegelsbacher Gemeinderats nur äußerst selten. Wohl kaum ein Thema hat das Dorf in der Vergangenheit so bewegt wie das Vorhaben des M&M-Logistikparks, der auf seinem Gelände im Gewerbegebiet "Am Mührigweg Nord" ein Krematorium bauen wollte.

Doch damit sollte nun Schluss sein. Nach einem Antrag von Gemeinderat Hauke Hahn hat das Gremium mit sieben Stimmen mehrheitlich gegen den Bauantrag votiert. "Jawoll"-Rufe, Freudenpfiffe und Applaus kamen aus dem Publikum.

Gemeinderat Gunter Koos ließ nach der Entscheidung seinem Unmut über den Weg dorthin freien Lauf. "Wir haben die Meinung aller nicht anwesenden Personen einfach über den Tisch geschoben. Das kann ich nicht befürworten." Ihm wäre es lieber gewesen, dass man sich an den Verwaltungsvorschlag gehalten hätte. Dieser sah vor, die Entscheidungsgewalt zu diesem – wie Bürgermeister Tobias Haucap mehrfach betonte – komplexen und sensiblen Thema in die Hände der Bürger zu legen und einen Bürgerentscheid zu organisieren.

Dem Verwaltungschef ging es mit diesem Vorgehen darum, die Entscheidung über den geplanten Bau auf eine "breite Basis" zu stellen und das Thema "noch transparenter" auszuarbeiten. "Jeder Bürger kann seine Meinung direkt einbringen." Dann wisse man, was die Siegelsbacher wollen, und der Gemeinderat könne so formal über das Vorhaben entscheiden. Geplant war auch die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Verwaltung, zwei Gemeinderäten, externen Experten sowie zwei Vertretern aus der Bürgerschaft.

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"Es sind heute erfreulich viele Bürger hier", erkannte Gemeinderat Karl Christian Mann und ergänzte: "Ich habe mich schon lange mit dem Thema auseinandergesetzt und viele Gespräche geführt. Nur einer von zehn sagt Ja zu dem Projekt. Die anderen wollen es nicht und brauchen es nicht. Es gibt keine Notwendigkeit, so etwas zu planen." Zudem befürchten er und andere Gegner des Krematoriums, dass man mit der notwendigen Änderung des Bebauungsplans in ein Sondergebiet auch anderen Tür und Tor öffnen würde. "Dann kommt der Nächste, der ein neues Standbein aufbauen will. Wenn wir das ermöglichen, müssen wir alles andere auch ermöglichen."

In die gleiche Kerbe schlug während der vorangegangenen Bürgerfragestunde auch eine Einwohnerin, die den Gemeinderat dazu aufforderte, sich an den bestehenden Bebauungsplan zu halten. "Dort ist schon genug passiert."

Gemeinderätin Anja Horch wollte wissen, ob die Firma Marbach, die hinter dem Projekt steht, den Bauantrag überhaupt noch aufrechtgehalten hat. Denn im Rahmen der Bürgerinformationsveranstaltung im vergangenen Oktober hatte das Unternehmen angekündigt, dass es, wenn es Gegenwehr bekommt, das Vorhaben beendet. "Der Antrag wurde aufrechterhalten", antwortete Haucap. Für Horch habe das Thema für eine "Furche in Siegelsbach" gesorgt. "Das Thema belastet viele Menschen. Wir brauchen das nicht", betonte auch sie nochmals eindrücklich.

Ratskollege Hahn wollte zudem noch wissen, was ein Bürgerentscheid für Kosten verursachen würde. Haucap konnte dies nicht genau beziffern, stellte es aber bei den Ausgaben ungefähr auf die Stufe einer Bürgermeisterwahl.

Nachdem Koos für einen Entscheid warb, da man dann auch als Gemeinderat als "Gleicher unter Gleichen" sei, stellte Hahn den entsprechenden Antrag. Bürgermeister Haucap unterbrach daraufhin die Sitzung – aus zunächst fünf wurden schließlich 25 Minuten, ehe das Gremium gegen das Vorhaben stimmte. Im Saal war ein Aufatmen zu vernehmen, bei vielen schien es so, als sei ihnen eine Last von den Schultern gefallen.

Über das Ergebnis freute sich auch Bernhard Kümmel. Dieser beabsichtigte mit weiteren Mitstreitern am Dienstag, 28. November, ab 20 Uhr in der Gaststätte "Zur Eisenbahn" die Gründung einer Bürgerinitiative gegen den Bau des Krematoriums. Diese wird nun nicht mehr notwendig, dennoch halten die Gegner an dem Termin fest. Dann aber wollen sie sich unter dem Motto "Bürger für Bürger" über dieses und weitere Siegelsbacher Themen austauschen. Kümmel lädt dazu alle Interessierten ein.

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