Fast eine halbe Million für den Kraichgau
Leader-Fördergelder für einheitliche Wanderwegs-Beschilderung, Fahrrad-Erlebnisstrecke, Jugendwerkstatt und Nahversorgung

Mit Hilfe der Leader-Fördergelder sollen im Kraichgau Wanderwege auf insgesamt 505 Kilometern einheitlich beschildert werden. Dies betrifft Angelbachtal, Kürnbach, Kraichtal, Oberderdingen, Östringen, Sinsheim, Sulzfeld, Zaisenhausen und Zuzenhausen. Foto: A. Becker
Kraichgau. (abc/zg) Mit rund 485.000 Euro hat das Auswahlgremium des Angelbachtaler Vereins "Regionalentwicklung Kraichgau" am Montagabend im Bürgerhaus Mühlhausen die bislang höchste Gesamtsumme an Fördergeldern bewilligt. Sie entstammen dem Maßnahmenprogramm Leader (Liaison entre actions de développement de l’économie rurale, zu deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) der Europäischen Union, mit dem seit 1991 modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert werden. Infolge des mittlerweile sechsten Projektaufrufs bewarben sich fünf Projektträger um insgesamt eine halbe Million Euro, die letztendlich nahezu komplett ausgeschöpft wurde.
Der Löwenanteil davon entfiel mit rund 311.000 Euro auf die einheitliche Beschilderung von Wanderwegen rund um Angelbachtal, Kürnbach, Kraichtal, Oberderdingen, Östringen, Sinsheim, Sulzfeld, Zaisenhausen und Zuzenhausen. Dies betrifft Wege auf einer Strecke von insgesamt 505 Kilometern. Die Infrastruktur für Wanderer soll somit erheblich verbessert und auch die Basis für eine gemeinsame Vermarktung der Wanderregion gelegt werden. Zuvor hatte Sarah Nobel, Tourismus-Verantwortliche der als Projektträger fungierenden Stadt Kraichtal, dem Auswahlgremium das Projekt eingehend vorgestellt und so genannte "Wanderbahnhöfe" als zentrales Vermarktungselement gepriesen. All dies überzeugte das Auswahlgremium.
Ein weiteres kommunales Vorhaben wurde von den Kommunen Oberderdingen, Kürnbach, Sulzfeld und Zaisenhausen eingebracht. Gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband Karlsruhe soll dort eine landwirtschaftliche Mitmach-Fahrraderlebnisstrecke geplant werden. Landwirtschaftliche Betriebe und weitere Akteure wie der Nabu oder Kreisbauernverband engagieren sich ebenfalls in dem Vorhaben. An Mitmach-Stationen soll die Vielfalt und Bedeutung der hiesigen Landwirtschaft in den Fokus gestellt werden. 42.000 Euro hat das Auswahlgremium dafür zur Verfügung gestellt.
Dank 11.289 Euro, die an die "Offene Jugend Werkstatt Oberderdingen" gehen, kann im Obergeschoss einer von der Einrichtung bereits genutzten Halle im Ortsteil Flehingen ein Seminarraum entstehen. Der Verein organisiert Veranstaltungen und Werkstatttage für Kinder und Jugendliche. Angeleitet von Senioren und anderen Engagierten soll der jungen Generation das Interesse am Handwerk und die Möglichkeit des Ausprobierens gegeben werden. Momentan ist ein Schulungsraum dringend notwendig, um auch die notwendige Theorie übermitteln zu können.
Die Erweiterung des Verkaufsraums der Metzgerei Deckinger in Kraichtal-Oberöwisheim wird mit 69.579 Euro aus EU-Mitteln bezuschusst. Damit will Inhaber Jörg Deckinger den bestehenden Verkaufsraum erweitern, um künftig mit mehr Lebensmitteln die Nahversorgung im Ort sicherstellen zu können. Denn seit dem der Tante-Emma-Laden im Ort aus Altersgründen schließen musste, gibt es kein Geschäft für Lebensmittel des täglichen Bedarfs in Oberöwisheim. Die bestehende Metzgerei soll umgebaut und das Sortiment erweitert werden. Das Familienunternehmen will dabei den Weg der kurzen Transporte konsequent weiter gehen und vor allem Produkte aus dem Umkreis anbieten. Neben den Fleisch- und Wurstwaren von Kraichgauer Tieren aus eigener Schlachtung werden ab 2019 dann auch lokale Nudeln, Obst, Gemüse und Molkereiprodukte verkauft.
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Leer ausgegangen ist dagegen das künftige "Meckser Bürgerzentrum". Meckesheims Bürgermeister Maik Brandt mühte sich zwar redlich, dem Auswahlgremium den geplanten Umbau des ehemaligen Rathauses der Gemeinde schmackhaft zu machen, doch blieb die Anzahl der Förderpunkte letztendlich hinter den übrigen Projekten zurück. "Überarbeiten Sie doch ihren Antrag und reichen Sie ihn bitte noch einmal ein", schlug die Leiterin der Leader-Geschäftsstelle, Dorothee Wagner, vor und merkte an, dass die beantragte Fördersumme von 359.874 Euro ohnehin nicht mehr zur Verfügung stehe.
Damit dürfen sich nun 18 Projekte in der Region Leader-Projekte nennen und leisten einen Beitrag zur Entwicklung des ländlichen Kraichgaus. Insgesamt hat der Leader-Ausschuss damit über 1,6 Mio. an Geldern der EU und des Landes im Kraichgau für diese Ideen zur Verfügung gestellt. Anträge für Leader-Fördergelder können vom 3. April bis 8. Juni eingereicht werden.
Info: Informationen im Internet unter www.kraichgau-gestalte-mit.de, telefonisch unter 07265 / 9120-21 oder per E-Mail unter wagner@kraichgau-gestalte-mit.de