So wütete Sturmtief Yap (plus Fotogalerie)
Sturmschäden fordern Feuerwehr - Landkreis Heilbronn "wie einen Schlag getroffen" - Zirkuszelt stürzt zusammen

Sinsheim/Ittlingen. (jubu/mare/dpa) Bis in die späte Nacht waren Feuerwehrkräfte am Freitagabend im Einsatz - das Sturmtief Yap tobte regelrecht über dem Landkreis Heilbronn. Als sich gegen kurz vor 20 Uhr der Himmel trübte wurde vielen Helfern klar, dass es eine lange Nacht würde.
Während manche Orte verschont blieben, wütete das Unwetter über einigen Gemeinden und richtete zahlreiche Schäden an. Sinsheim samt Teilorten blieb weitestgehend verschont. Den ersten Notruf erhielt die Feuerwehr aus Hilsbach gegen 20.40 Uhr - ein Blitz soll in Bäume in der Wollbachstraße eingeschlagen und diese entzündet haben. Bei Erkundung durch die Hilsbacher Wehrleute war allerdings weder von umgefallenen Bäumen, noch von einem Feuer etwas zu sehen.
Einen weiteren Klein-Einsatz hatte es im Ortsteil Waldangelloch gegeben: Dort waren Gullydeckel teilweise aus der Verankerung gerissen worden, Feuerwehrleute richteten auch diese Sache schnell wieder. In Dühren war die Feuerwehr mit dem Auspumpen eines Kellers beschäftigt - in einem Haus in der Mauternstraße lief das Untergeschoss durch starken Regen voll. Die Kameraden der Abteilung Stadt mussten in der Burggasse eine Person aus einem steckengebliebenen Aufzug retten. Ansonsten blieb der Rhein-Neckar-Kreis weitestgehend verschont.
Besonders betroffen hingegen war der Landkreis Heilbronn: Aufgrund der Vielzahl an Notrufen rief die integrierte Leitstelle zeitweise den "Unwettermodus" aus. Die Unmengen an Einsatzaufträgen erhielten die Feuerwehren direkt per E-Mail und Fax in ihre Gerätehäuser gesandt. "Der ganze Landkreis wurde wie ein Schlag getroffen, hier sind alle am arbeiten", meint ein Feuerwehrmann. Die Feuerwehr Ittlingen war bis in die späte Nacht im Einsatz. Von umgestürzten Bäumen über abgedeckte Dächer bis hin zu abgerissenen Kaminen war alles dabei. Den langwierigsten Einsatzauftrag des Abends erhielten die Wehrmänner und Frauen durch Zufall auf einer Einsatzfahrt. "Wir waren gerade auf dem Weg zu einem Unwettereinsatz, als wir an der verschlossenen Bahnschranke standen und nicht weiterkamen", berichtet Feuerwehrkommandant Florian Hernik vor Ort gegenüber der RNZ.
Ein Regionalzug der Linie S5 Richtung Eppingen war kurz nach einem beschrankten Bahnübergang gegen einen auf die Gleise ragenden Baum gefahren. Dieser war zuvor umgeknickt und hatte sich auf der Oberleitung verkeilt. Die rund 25 Fahrgäste sowie der Zugführer konnten jedoch nicht einfach den Zug verlassen. "Da die Möglichkeit bestand, dass die Oberleitung durch den Baum abgerissen wurde, musste diese zunächst stromlos geschaltet werden, zu groß die Gefahr, dass die Passagiere beim Aussteigen einen lebensgefährlichen Stromschlag erleiden würden", so Hernik weiter.
Nach rund einer Stunde war der DB-Notfallmanager eingetroffen und erdete die Gleise. Die Ittlinger Feuerwehr befreiten mittels Steckleiter die 25 Zugpassagiere. Mit offenen Schuhen läuft eine Frau durch den zu Schlamm gewordenen Boden, hin zu den Betreuern des DRK und berichtet von den Geschehnissen: "Wir haben einen lauten Knall gehört und der Zug kam plötzlich zum Stehen", so die betagte Dame gegenüber der RNZ.
Durch den hinzugezogenen DRK Ortsverein Ittlingen wurden die Reisenden schlussendlich weitertransportiert. Dieser war mit vier Fahrzeugen und vielen freiwilligen Helfern vor Ort gekommen. Die Sperrung der Bahnstrecke musste längere Zeit aufrecht erhalten werden. Ein weiterer Triebwagen der Bahn konnte den Zug schließlich abschleppen, gegen ein Uhr lief der Bahnverkehr wieder uneingeschränkt. Für die Ittlinger Feuerwehr war jedoch nur eine kurze Verschnaufpause möglich - sie mussten weiter zu ihren 20 anderen Einsatzstellen, die sie noch bis in die späte Nacht beschäftigten.
Wegen einer Sturmböe ist ein Zirkuszelt in Neckarsulm zusammengestürzt. Dabei wurde ein Pferd so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste. Rund 15 Kamele und Pferde scheuten und rissen aus, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Die Tiere seien schnell wieder einfangen worden. Wie sich das Pferd die schweren Verletzungen zuzog, ist nicht bekannt. Menschen wurden bei dem Zusammensturz am Freitagabend nicht verletzt. Das Hauptzelt wurde durch den Wind stark beschädigt, das Nebenzelt, in dem die Tiere sich befunden hatten, völlig zerstört.
In Neckarsulm kamen die Feuerwehrleute neben dem Auspumpen von Kellern und freiräumen versperrter Straßen mit einem gemeldeten Gebäudebrand an den Rand ihrer Kapazitäten. Hier konnte zum Glück schnell Entwarnung gegeben werden: Es handelte sich lediglich um einen Küchenbrand den die Neckarsulmer Wehrleute schnell im Griff hatten.
Eine erste Bilanz über die entstandenen Sachschäden konnte die Polizei am Samstagmorgen noch nicht mitteilen.










































































