Im Lagerhaus gehen die Lichter aus
Der ZG Raiffeisen-Markt schließt zum Monatsende - Überraschung nicht zuletzt im Rathaus

Auf dem Standort des Raiffeisen-Marktes soll möglicherweise ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Momentan läuft der Abverkauf, er dauert noch bis Freitag, 29. September. Foto: Ralf März
Von Ralf März
Angelbachtal. Einer der ältesten Angelbachtaler Handelsplätze schließt zum Monatsende: Im ZG Raiffeisen Markt, markant am Schlosspark gelegen, werden die Lichter für immer ausgehen. Ein Plakat am Eingang weist auf den Abverkauf bis zum 29. September hin.
Totgesagt wurde das Lagerhaus mit Getreidesilos, Kunstdünger- und Spritzmittelverkauf für die Landwirte und einen kleinem Gartenmarkt schon seit Jahren, immer wieder machten Gerüchte die Runde. Die Getreideannahme war schon lange eingestellt, die markanten Silos zeigen deutliche Rostspuren.
Der jetzige Abverkauf kam für Bürgermeister Frank Werner dennoch überraschend, wenn auch nicht ganz unangekündigt, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert. Planungen gibt es offensichtlich von Seiten der Kraichgau Immobilien GmbH, auf dem Gelände ein Wohn- und Geschäftsgebäude zu errichten. In Kürze soll der Gemeinderat darüber informiert werden.
Von der Raiffeisen-Zentrale in Karlsruhe war lange nichts Offizielles zu hören, erst auf Nachfrage zum Abverkauf erfolgte eine Pressemitteilung: "Die ZG Raiffeisen schließt ihre Agrar-Niederlassung in Angelbachtal/Eichtersheim zum 30. September 2017. Zuvor war es auch in zwei Jahren intensiver Bemühungen nicht gelungen, einen geeigneten Ersatzstandort in der Umgebung zu finden, der das Potenzial für ein zukunftsfähiges Agrargeschäft mit seinen ständig wachsenden Anforderungen bietet.
"Es ist bekannt, dass der Standort nicht mehr zeitgemäß war und daher schon eine Weile zur Debatte stand", sagt Stephan Orlemann, Geschäftsbereichsleiter Pflanzliche Produktion bei der ZG Raiffeisen. "Die Getreideerfassungstechnik ist für die heutigen Anforderungen nicht leistungsfähig genug, die Lagerkapazitäten sind nicht mehr ausreichend, und für die Lagerung von Gefahrengut wie Düngemitteln gibt es zahlreiche Auflagen am Standort. In den vergangenen Jahren konnten wir die Möglichkeiten vor Ort daher kaum noch richtig nutzen und haben trotz intensiver Suche auch keine wirklich ausbaufähige Alternative in der näheren Umgebung gefunden. Wir haben uns deshalb entschieden, die Niederlassung nicht weiterzuführen." Verwiesen wurde weiter auf größere Niederlassungen in Bruchsal und Hockenheim, die mit Pflanzenschutzmitteln und anderen Agrarprodukten vor allem für die umliegenden Landwirte von Bedeutung sein dürften.
Kunden des kleinen Gartenmarktes, in dem bisher Saisonpflanzen, Pflanzerde, Gartengeräte, Tiernahrung, Wein und Apfelsaft verkauft wurden, werden von der Raiffeisen Zentrale an die Märkte in Wiesloch und Bruchsal verwiesen.
Doch nicht zuletzt um diesen kleinen Markt für die Bevölkerung ging es für Bürgermeister Frank Werner in der Vergangenheit. Dieser habe jedoch nicht im Mittelpunkt einer neuen Standortsuche des Unternehmens gestanden, erklärt er etwas verärgert: "Lediglich für den Bereich Getreideerfassung und Düngemittelumschlag gab es eine solche Suche, wobei hier Schlüsselgrundstücke, möglichst an Ortseinfahren, gesucht wurden, mit denen wir nicht dienen konnten."
Positives wurde zumindest für die Mitarbeiter des Raiffeisenmarktes aus der Zentrale in Karlsruhe vermeldet: "Die Mitarbeiter vor Ort werden übernommen und an den umliegenden Standorten weiterbeschäftigt." Klar ist, wenn in der kommenden Woche die Türen geschlossen, und vermutlich schon bald die Bagger anrücken werden, wird ein großer Teil der Kraichgau-Landwirtschaft Geschichte sein.
Wann genau das Sandsteingebäude hinter den Getreidesilos errichtet wurde, ist im Rathaus aber nicht bekannt. Vermutlich wurde das Gebäude der "Landwirtschaftlichen Einkaufs- und Verkaufsgenossenschaft" im Zuge des Eisenbahnbaus (im Jahr 1901) errichtet, mutmaßt Hauptamtsleiter Diethelm Brecht. Das angrenzende Lagerhaus in seiner heutigen Form wurde den Akten zufolge 1977 genehmigt.



