"Am Ende wird es drei Gewinner geben"
Vertrag für Fusion zwischen Kraichgau-Raiffeisen-Zentrum, BAG Franken und LABAG Marbach wird nun ausgearbeitet

Von Falk-Stéphane Dezort
Eppingen/Buchen. Die geplante Fusion der drei Genossenschaften – Kraichgau-Raiffeisen-Zentrum (KRZ), BAG Franken und LABAG in Marbach – nimmt weiter Formen an. Nachdem nun alle Vorkehrungen getroffen wurden, wird in den kommenden Wochen ein Fusionsvertrag aufgesetzt: "Das ist der nächste Meilenstein, dem wir uns annehmen werden", sagt Stephan Buchholz, der seit 2017 geschäftsführender Vorstand des KRZ ist und mit Jürgen Freudenberger, KRZ Vorstandssprecher, sowie Jürgen Häußermann, seit 1989 Geschäftsführer der LABAG Marbach, die Fusion vorbereitet.
Wichtig dafür, diesen Schritt nun gehen zu können, war, dass die Sanierung der defizitären BAG Franken abgeschlossen ist. "Wir wollen keine alten Lasten ins neue Unternehmen einführen", sagt Freudenberger. Um Kosten einzusparen, habe man sich von sieben der 110 Mitarbeiter getrennt, darunter war auch ein Geschäftsführer. Bis zu sieben weitere Stellen sollen über eine "natürliche Fluktuation" gestrichen werden. Das heißt, Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen, werden nicht ersetzt. Zudem habe man auch die Sparte Kleinmotorik geschlossen.
"Es wurde vom damaligen Geschäftsführer eine Reihe von individuellen Fehlern begangen", sagt Buchholz, weshalb man jetzt dringenden Handlungsbedarf hatte. Beispielsweise wurde die Getreideanlage in Buchen "sehr großzügig bemessen". Zudem seien zwar gerechtfertigt Standorte geschlossen worden, jedoch habe man Mitarbeiter nicht freigestellt, sondern auf andere Standorte verteilt, sodass diese in der Folge auch defizitär wurden. "Die Personalkosten haben nicht mehr zum rückläufigen Umsatz gepasst."
Im Zuge der Sanierung der BAG habe man nun auch die bisherigen Standorte auf den Prüfstand gestellt. Der Standort in Züttlingen wird nicht weiterentwickelt, sondern er bleibt unverändert und wird geschlossen, "wenn er nicht mehr gebraucht wird", wie Jürgen Freudenberger, Vorstandssprecher der KRZ, sagt.
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Die Silos in Bad Friedrichshall sollen nicht abgerissen werden. Bad Friedrichshall bleibt "einer der Hauptstandorte des Unternehmens und wird entsprechend weiterentwickelt", erklärt Freudenberger.. Darüber hinaus wird der bisherige Standort der Zentralgenossenschaft in Haßmersheim, die größte Getreideerfassung in Nordbaden, von den Fusionspartnern übernommen und ab dem 1. Juni selbst betrieben. Da das KRZ nur wenige Kilometer südwestlich in Hüffenhardt bereits eine ähnliche Anlage besitzt und bei der Fusion mit einbringt, soll diese neu ausgerichtet werden. So soll hier künftig neben konventionellem Getreide die Hälfte der Anlage zur Erfassung von Bio-Getreide dienen.
Der Standorte in Limbach wird geschlossen. Darüber hinaus bleibt die Anlage in Billigheim erhalten und soll unterstützt, aber nicht "mit größeren Investitionen weiterentwickelt werden. Der Standort hat für die Region durchaus noch seine Berechtigung und Bedeutung." Jedoch stünde laut Freudenberger bei eventuell künftig anstehenden größeren Investitionen eine Grundsatzentscheidung zum Standort an. "Unser Ziel ist es aber ihn zu erhalten", betont er.
"Wir haben eine Strukturentwicklung im gesamten BAG-Gebiet eingeleitet, die der ganzen Region zugutekommt", betonte Freudenberger, der im zurückliegenden September die Geschäftsführung der BAG Franken mit Blick auf die Fusion übernommen hat.
Und in puncto Raiffeisenmärkte sollen im Zuge der Fusion in allen Genossenschaftsgebieten zunächst keine Schließungen bevorstehen. Gerade in Pandemie-Zeiten seien sie ein wichtiges Standbein. Allerdings müssten sich die Läden "neu beweisen". Die Zeiten, in denen kleine Märkte jährlich 10.000 bis 20.000 Euro Minus machen können und nichts passiert, seien vorbei. "Ich glaube nicht, dass es den Markt in Kleingartach in einem Jahr noch gibt", sagt Buchholz.
Die bisherige Arbeit des Trios habe über fünf bis sieben Jahre gesehen bereits Einsparungen von rund vier Millionen Euro erzielt – unter anderem durch Personalabbau, Vertragsänderungen oder die Standortsentwicklungen in Haßmersheim und Hüffenhardt. Das Trio geht davon aus, dass man künftig von Synergieeffekten von 1,3 Millionen Euro im Jahr profitieren kann. Beispielsweise aufgrund eines geringeren Finanzaufwandes oder günstigeren Zinssätzen.
"Wir sind überzeugt, dass wir künftig mit der BAG mindestens kostendeckend arbeiten werden", sagt Buchholz. Er und seine Kollegen verneinen vehement die Vermutung, dass die Verschmelzung der drei Genossenschaften die BAG Franken, die 2019 ein Minus von 578.000 Euro erzielte, vor dem Konkurs rettet. Zum Vergleich: Das KRZ erwirtschaftete 634.000 Gewinn, die LABAG 266.000 Euro. Laut Freudenberger gebe es durchaus Alternativen, doch "selbstständig zu bleiben, ist momentan unrealistisch". "Wir machen das nicht aus Lust und Laune", sagt Häußermann. "Das landwirtschaftliche Geschäft wird nicht leichter. Und wir wollen unseren Mitarbeitern eine Perspektive schaffen und unsere Kräfte bündeln." Am Ende werde es drei Gewinner geben, ergänzt Buchholz.
Bei einer digitalen Versammlung habe man den Mitgliedern die Pläne detailliert vorgestellt und Zuspruch erhalten. Letztendlich muss für eine Fusion bei den voraussichtlich im Oktober stattfindenden Generalversammlungen jeder einzelnen Genossenschaft eine Dreiviertelmehrheit erzielt werden.
Sollten die insgesamt 3193 Mitglieder der Verschmelzung zustimmen, könnte das neue Unternehmen mit 442 Mitarbeitern künftig als "Agroa Raiffeisen eG" an den Start gehen. Ein Team aus fünf jungen Mitarbeitern mit landwirtschaftlichem Hintergrund hat diesen Namensvorschlag, der Agrar- und Rohstoffhandel bedeutet, ausgearbeitet. Eppingen soll wie beim KRZ als Firmensitz dienen. Der Standort für die IT und das Rechnungswesen ist noch nicht entschieden. Diese Abteilungen könnten in Bad Friedrichshall unterkommen, stellte Buchholz in Aussicht.