Neckarbischofsheim

Schwarzkiefer könnte Lücken in Fichten-Reihen schließen

Experiment auf dem Vollochsberg - "Optionale Baumart bei fortgeschrittenem Klimawandel

18.10.2018 UPDATE: 19.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Die Schwarzkiefern haben die Trockenheit gut weggesteckt. Sind sie deshalb eine Alternative zur Fichte? Foto: Günther Keller

Neckarbischofsheim. (kel) Dass sich die in Freiburg ansässige Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) vor über 50 Jahren ein Waldstück am Neckarbischofsheimer Vollochsberg als Versuchsgebiet für in Mitteleuropa eher untypische Baumarten ausgesucht hatte, könnte eine richtig gute Idee gewesen sein. Denn inzwischen zeigt sich: Während die seit Urzeiten hierzulande heimischen Nadelbäume, besonders die Fichten, unter der Trockenheit leiden, grünt es auf dem Höhenzug an Neckarbischofsheims nördlicher Gemarkungsgrenze. Die aus Korsika, Kalabrien und Kroatien stammenden Schwarzkiefern, die hier in den 1960er Jahren gesetzt wurden, haben nämlich den seit Monaten anhaltenden Wassermangel problemlos weggesteckt - und bieten sich somit als langfristige Alternative zum derzeitigen Forstbewuchs an.

Der Vollochsberg ist Weinberglage: Im Lehmboden steckt jede Menge Muschelkalk in überwiegend sehr grober Körnung, was dafür sorgt, dass der Regen schnell wegsickert. Dies hat zwar nie zu einer wirklich guten Rebenlage gereicht und allenfalls ein paar unentwegten Weinerzeugern einen häuslichen Schorle verschafft, aber für Schwarzkiefern scheinen die Bedingungen ideal.

"Die Bäume wachsen gut", konstatiert Revierleiter Tobias Dörre, der auch ein Auge auf das etwa vier Hektar große Versuchsfeld und die dort durchnummerierten Bäume hat - und gleichzeitig mitansehen muss, wie die angestammten Baumarten unter dem Regenmangel leiden.

Von Klimawandel hat noch niemand geredet, als die "Schwarzkiefern verschiedener Provenienzen", wie es im FVA-Jargon heißt, angepflanzt wurden. Die Baumart kommt zwar seit 150 Jahren in Deutschland vor, aber nur auf vereinzelten Standorten und spielt deshalb unter forstwirtschaftlichen Gesichtspunkten kaum eine Rolle. Dass "Pina nigra", so der botanische Name der Schwarzkiefer, ein hohes Widerstandspotenzial gegen Trockenheit hat, konnten die Forstleute aus ihrem Herkunftsstandort folgern; dass sie aber auch fern der Heimat beachtliche Wuchsleistungen erzielt, sahen die Forstleute nicht zuletzt im Neckarbischofsheimer Versuchsfeld.

"Schwarzkiefer ist optionale Baumart bei fortgeschrittenem Klimawandel", notierten die FVA-Leute in einer Zwischenbewertung ihrer Versuchsreihe. Aber das viel versprechende Gehölz hat auch eine Schwachstelle: Vor einigen Wochen mussten bei Achkarren am Kaiserstuhl 1000 Schwarzkiefern im Eilverfahren gefällt werden. Gleich drei Käferarten hatten sich in den Kiefern eingenistet. Ob Schädlingsbefall ein grundsätzliches Problem ist oder Achkarren eine Ausnahme war, weiß man noch nicht.

Kurzfristig wird die Schwarzkiefer jedenfalls noch nicht die Rolle der dahinsiechenden Fichte übernehmen können. Das wurde bei der Vorlage des örtlichen Forstbetriebsplans durch Forstbezirksleiter Philipp Schweigler und Revierförster Dörre deutlich. Man versucht einen Lückenschluss mit Weißtanne und Douglasie. 1000 Stück Weißtanne und 500 Douglasien sollen gepflanzt werden, "um die Mischung zu halten" - gemeint war damit das Verhältnis von Laub- und Nadelbäumen.

Ansonsten wird sich die Bewirtschaftung des kommunalen Waldes kaum von jener in anderen Kraichgaugemeinden unterscheiden: 2100 Festmeter sind als Einschlagsvolumen notiert. Vor allem in den Bereichen Kryxenberg, Hardt und Haug soll Holz geschlagen werden. Bei unveränderter Marktlage rechnet Schweigler mit einem eher bescheidenen Überschuss für die Stadtkasse in Höhe von knapp 8000 Euro.

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