Die Stadt stellt ihre Beleuchtung auf LED um
Anstatt die alten Straßenlaternen abzuschalten, wird überall umgestellt. Die Abschaltung findet erst statt, wenn die neuen Lampen installiert sind.

Von Friedemann Orths
Neckarbischofsheim. Abschalten oder nicht, wie lange und wann: Diese Fragen, wie man mit der Straßenbeleuchtung verfahren soll, stellen sich momentan wohl alle Kommunen. In Neckarbischofsheim muss man sie sich allerdings nicht mehr stellen, denn der Gemeinderat hat jetzt gleich die große Lösung beschlossen: Alle Laternen in der Stadt und den Ortsteilen sollen auf LED-Technik umgerüstet werden. Dafür wird laut Schätzungen der Verwaltung rund eine halbe Million Euro fällig, Fördermittel sollen beantragt werden. Somit ändert sich an der Beleuchtung in der Stadt bis zur Umstellung nichts.
Hauptamtsleiter Jürgen Böhm präsentierte dem Gremium den Verwaltungsvorschlag: Nach dem Schulzentrum mit seiner Ölheizung und wenig energiesparender Beleuchtung seien die konventionellen Straßenlaternen in der Stadt die größten Energiefresser. Im vergangenen Jahr habe die Stadt rund 53.000 Euro für den Laternen-Strom bezahlt – von den zu erwartenden extrem gestiegenen Energiekosten war da noch keine Rede. Momentan brennen in der Stadt noch 690 Natriumdampflampen, was rund 90 Prozent aller Laternen sind. Lediglich zehn Prozent der 764 sogenannten Leuchtpunkte in der Stadt sind laut Bürgermeister Thomas Seidelmann also LED.
Böhm und Seidelmann berichteten von einer Verachtfachung der Stromkosten, die eine ihnen bekannte Gemeinde zu beklagen habe. Auch ein Zweckverband, dessen Name Seidelmann nicht nennen wollte, habe rund 800.000 Euro mehr Kosten als noch vor der Energiekrise. Das werde an die Kommunen weitergegeben.
Durch die LED-Lampen könne die Stadt vermutlich 60 Prozent Energie sparen, sagte Böhm. Das Einsparpotenzial liege zwischen 55 und 75 Prozent, weshalb er mit dieser Zahl rechne. Eine Förderung wäre ebenfalls möglich. Rechne man mit den aktuellen, also wohl noch deutlich niedrigeren Stromkosten, habe sich der Umbau der Laternen in sieben bis acht Jahren amortisiert. Sollten die Preise wirklich sprichwörtlich explodieren, verkürze sich die Amortisation entsprechend. Eine weitere Förderung aus dem Ausgleichsstock will die Kommune ebenfalls beantragen, diese könnte die Amortisation ebenfalls verkürzen. Eine geplante Abschaltung der neuen Laternen für fünf Stunden in der Nacht, wenn diese dann installiert sind, würde laut Seidelmann zusätzliche 28.000 Euro pro Jahr einsparen.
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Die alten Lampen bleiben jetzt also nachts an, von einer stundenweisen Abschaltung, wie noch in der vergangenen Sitzung die Rede war, ist die Stadt abgerückt. Das spart laut Böhm rund 50.000 Euro, die eine Umprogrammierung der alten Laternen gekostet hätte. Schon seit vergangenem Monat sind die Lampen um 50 Prozent Leuchtkraft gedimmt, schalten sich laut Seidelmann etwas später an und gehen auch früher wieder aus. Wenn dann die neuen LED-Lampen angebracht werden, wolle man auch gleich eine Abschaltung einstellen lassen. Wann und wie lange die Lampen aus bleiben, soll noch beraten werden. Böhm schlug auch vor, sich anzuschauen, wie die Erfahrungen in Sinsheim sein werden. Dort hatte das Gremium eine Abschaltung beschlossen.
Blieb nur noch zu klären, wie schnell die Umstellung umgesetzt werden könnte. Auf Gerold Rossels Frage antwortete Seidelmann, dass die Lieferzeit, Stand jetzt, bei acht Monaten liege. "Je früher wir dran sind, desto eher können wir bestellen", sagte Böhm. Dem Hauptamtsleiter war auch wichtig, zu erwähnen, dass es bei der Thematik neben dem Sparen ja vor allem um den Klimaschutz gehe. Seidelmann sagte zur RNZ, dass man den Antrag jetzt schnellstmöglich stellen will und auf einen vorzeitigen Baubeginn hofft. Der Auftrag soll also vergeben werden, bevor die Förderung zugesagt wurde. Zunächst muss die EnBW aber ein Fachplanungskonzept für die Umstellung erstellen.
Vor dem einstimmigen Beschluss wurde noch kurz über die schon jetzt gedimmte Beleuchtung diskutiert. Der Tenor im Gremium war, dass das sowieso keinem Bürger aufgefallen sei. Nur Rossel musste dem Widersprechen und sorgte für allgemeine Erheiterung: Er hat nämlich eine Laterne direkt vor seinem Wohnzimmerfenster.




