Kirchensanierung Sinsheim-Hilsbach

Raritäten helfen bei der Rettung einer Rarität

"Rares für Bares" und ein besonderes Buch stehen am 3. Oktober rund um die Michaelskirche im Mittelpunkt

30.09.2019 UPDATE: 01.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Pfarrer Dr. Markus Printz zeigt das Netz, das in der Michaelskirche vor herabfallenden Deckenteilen schützen soll. Foto: Tim Kegel

Von Tim Kegel

Sinsheim-Hilsbach. Ein zweites 1667 braucht hier kein Mensch. Damals war kaum das "Amen" verklungen – schicksalhaft sogar nach einer Beerdigung - als "nach geendeter Predigt" zuerst die Mauer neben dem Kirchturm einstürzte, dann der Turm selbst. Bis Stück für Stück der Großteil der Kirche in Trümmern lag. So sagt es das Totenbuch von Hilsbach.

Und mittlerweile hat die Michaelskirche - eines der ältesten Gotteshäuser im Kraichgau und wohl um 1250 erbaut – schon wieder Risse. Und vor allem: schiefe Mauern. Deutlich schief und "mit bloßem Auge sichtbar", sagt Pfarrer Dr. Markus Printz, der zurzeit unter einem Fangnetz predigt. Es soll bröckelnde Stücke des kostbaren Deckenreliefs möglichst im Ganzen auffangen. Inzwischen hätten sowohl das Gespärre als auch die Triumphbogenwand einen Schiefstand von 30 Zentimetern, und auch das hölzerne Dachtragwerk werde von Spanngurten zusammengehalten.

"Unsere Kirche hat schon mehr überstanden", sagt der Pfarrer. Trotzdem: Rund 730.000 Euro wird die Sanierung kosten, rund 560.000 Euro übernimmt die Stiftung Pflege Schönau, die einen Großteil des Gebäudes besitzt.

Und auch ein Zuschuss der Landeskirche gilt als gesichert. Trotzdem bedeute dies, dass die Kirchengemeinde rund 100.000 Euro an Eigenmitteln aufbringen muss. Und andere wichtige Projekte, wie Toiletten oder ein Eltern-Kind-Raum in der Kirche, geschoben werden müssten.

Auch interessant
Sinsheim-Hilsbach: Regen verdarb die Freude nicht
Sinsheim-Hilsbach: Feuerwehrmänner zeigen für Kalender nackte Haut und Humor
Ausstellung, Bobbycarrennen und viel Musik: Das ist das Programm der Hilsbacher Kerwe

Zum Glück kann Printz, wie er sagt, eine der aktivsten Gemeinden in seiner langen Zeit als Pfarrer hinter sich wissen, wenn es um die geplante Kirchensanierung geht. Also wurde ein attraktives Programm gezimmert, um auf das Anliegen aufmerksam zu machen; am kommenden Donnerstag, 3. Oktober, soll es rund um die Kirche stattfinden.

Einiges ist geboten. Raritäten fürs "bauliche Kleinod" unters Volk bringen wollen Mitglieder der nunmehr sechs Chöre der evangelischen Kirchengemeinde Hilsbach-Weiler. Für den Markt nach dem Motto "Rares für Bares" hofft Printz, "dass die örtlichen Speicher, Keller und Schränke noch manchen Schatz beherbergen".

Zwischen 11 und 17 Uhr soll der Markt rund um die Kirche stattfinden, eingebettet in ein frohes herbstliches Stelldichein bei Zwiebelkuchen und neuem Wein und dem einen oder anderen Beitrag zur Orts- und zur Kirchengeschichte.

Verschiedene Einzelpersonen und Gruppen machten sich stark, um mitzuhelfen, "die Mammutaufgabe zu stemmen" - etwa Kirchengemeinderats-Vorsitzender und Ex-Ortsvorsteher Heinz Holzwarth. Er führt beim geschichtlichen Part ab 14 Uhr in die Kirchen- und Sanierungsgeschichte ein. "Besonders spannend" auch der Beitrag von Dieter Müller, den viele als Aktiven im Heimatverein, in früheren Zeiten als ambitionierten Reiter und Turner kennen. Generationen hat Müller in Deutsch, Geschichte und Sport am Wilhelmi-Gymnasium unterrichtet. "Ernteganz" heißt nun das Buch, in dem der gebürtige Hilsbacher aus seinem Leben und seinem Städtchen berichtet (wir werden noch berichten). Müller, lange Zeit Stadtrat, mischt in seinem Buch skizzenhaft Heimatgeschichte, Anekdoten, Nachdenkliches und persönliche Lebenserfahrung und unterstützt mit 100 Exemplaren die Kirchensanierung. Am Donnerstag wird "Ernteganz" erstmals verkauft.

Dass die Michaelskirche mit ihrem schönen Vorplatz und dem weiten Kraichgau-Bilck gebraucht wird, steht außer Frage. Argumente für eine baldige Sanierung kann der Pfarrer liefern: Rund 150 Gäste waren am vergangenen Sonntag im Gottesdienst, oft sind es über 100. Den ersten Ernte-Bittgottesdienst im Kraichgau hatten im Frühling sogar 250 Gäste besucht. Es gebe jährlich große Kindertheateraufführungen und -flohmärkte. Außerdem finanziere die Gemeinde mit Eigenmitteln einen Jugendreferenten. Und: Da wären auch noch die sechs Chöre. Die Kirche in Weiler gerate da manchmal schlicht an ihre Kapazitätsgrenze.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.