Die Kinderbetreuung in Kirchardt ist gesichert
Doch gerade in Kirchardt haben viele Jungen und Mädchen sprachliche und andere Probleme. Die Bedarfsplanung wurde vorgestellt.

Kirchardt. (gab) Jedes Jahr erstellt die Gemeinde für das folgende Kindergarten- oder Schuljahr eine sogenannte Bedarfsplanung, die sie auch der Jugendhilfeplanung des Landratsamts Heilbronn vorlegt. Die Planung enthält Daten, die die Kindergärten und die Grundschulbetreuung betreffen. Thorsten Heun, Fachbereichsleiter Familie und Bildung, stellte die Bedarfsplanung 2025/26 in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vor, bei der auch zahlreiche Erzieherinnen zuhörten. Stand ist der 15. März, weshalb noch Schwankungen möglich seien, wie er eingangs sagte, denn das Kindergartenjahr beginnt erst im September.
In den Kindergärten hätten 309 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren Rechtsanspruch auf einen Platz; 261 Anmeldungen liegen bisher vor. "Wir können den Bedarf also sehr gut decken", sagte Heun, und die Gemeinde habe "noch Luft nach oben". Für die 46 Krippenplätze wurden für 2025/26 bisher 36 Kinder im Alter von einem bis drei Jahren angemeldet.
Wie in den Vorjahren geht die Zahl der Schulanfänger im neuen Schuljahr weiter zurück, analog dazu die Nachfrage nach Betreuung. 119 Schüler, davon 72 Erstklässler, wurden angemeldet. Die Nachfrage könne also ebenfalls problemlos gedeckt werden, obwohl dann während der Sanierung ihres Schulgebäudes auch die Berwanger Grundschüler nachmittags in Kirchardt betreut würden. Genug Platz sei vorhanden, sagte Heun.
Für eine Ganztagsbetreuung in den Kindergärten seien 59 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren angemeldet. Allgemein nehme die Nachfrage nach dieser Betreuungslänge kontinuierlich ab. So wurde sie etwa im Jahr 2022/23 noch für 87 Kinder gebucht. Gerade die Zeitspanne 14 bis 17 Uhr werde immer weniger genutzt, was "scheinbar gegen den Trend" sei, sagte Heun. Gespräche des Fachbereichsleiters mit den Kindergartenleitungen hätten ergeben, dass etwa ein Viertel der belegten Ganztagsplätze ohne triftigen Grund, etwa Berufstätigkeit der Eltern, genutzt würden. Für diese müsste aber Personal bereitgestellt werden. Hinsichtlich der angespannten Finanzlage der Kommune sahen die Gemeinderäte dort Einsparungspotenzial und stimmten ausnahmslos dafür, dieses "Überangebot am Nachmittag" auf künftig 100 Plätze zu reduzieren. Um verlässliche Zahlen zum künftigen Bedarf in Kindergarten und Schule zu erhalten, votierten die Räte zudem einstimmig dafür, dass Heun eine Umfrage unter den Eltern darüber initiiert. "Ich informiere mich auch in Gemmingen, wo letztes Jahr eine solche Umfrage gemacht wurde", kündigte er an.
Höre man die aktuellen Bedarfszahlen, "müssten doch alle glücklich, alle zufrieden" sein, meinte Heun, schüttelte aber sofort den Kopf. "Das ist nicht so", stellte er klar, denn Kinder seien heute anders als vor einigen Jahren. Das läge bei vielen an Entwicklungsverzögerungen, und gerade in Kirchardt hätten viele Mädchen und Jungen sprachliche Probleme, bräuchten darum mehr Aufmerksamkeit und damit Zeit. Das Landratsamt, erklärte Heun, sehe hier "dringenden Handlungsbedarf für Kirchardt".
Auch interessant
Der Fachbereichsleiter machte klar, dass zwar viele der Kinder keinen deutschen Pass hätten, es aber auch unter den deutschen Kindern diesbezügliche Defizite gebe, was zu "massiven Problemen in der täglichen Arbeit mit ihnen" führe. Weitere Probleme seien etwa, dass manch Fünfjähriger noch Windeln brauche, andere sich nicht selbst beschäftigen könnten oder es ihnen an Konzentration mangle. Sowohl Heun als auch mehrere Gemeinderäte meinten, "einige Eltern machen ihren Job nicht mehr". Die Gemeinde samt Erzieherinnen könne Eltern aber nur unterstützen. Bürgermeister Gerd Kreiter sprach gar von "Vollkasko-Mentalität" bei manchen Eltern und schlussfolgerte: "Das geht nicht, wir stoßen da an Grenzen."