"Iwwa die Brick" statt "unner die Dusch" in Neckarbischofsheim
Das Freibad liegt trocken, aber bei einer Musikrevue über Joy Flemings Leben schwappen die Emotionen über - Kartenvorverkauf läuft

Von Christiane Barth
Neckarbischofsheim. Das Schwimmbad als Theaterbühne? Warum eigentlich nicht, haben sich Heino Schilling und Heidi Kattermann gedacht. Es war an einem der Cocktailabende im Biergarten des Freibades, als der Kioskbetreiber und die Tochter der verstorbenen Sängerin Joy Fleming immer mehr Gefallen fanden an der Idee, in der Not eben andere Wege zu gehen. Vielleicht nicht "iwwa die Brick", wie das gleichnamige Theaterstück über die "große Stimme der Kurpfalz" heißt, sondern "iwwa die Dusch" und bis an den Rand des Schwimmbeckens – das in diesem Jahr leider trocken bleibt. Am Samstag, 5. September, 20 Uhr (Einlass 18 Uhr), soll die Terrasse des Freibades zur Theaterbühne für die Hommage an Joy Fleming werden.
"Des wär’ doch was", dachten sich Schilling, der wegen des geschlossenen August-Schütz-Freibades mit Schnitzel- oder Cocktailabenden die Gäste auf sich aufmerksam machen will, und Kattermann, Akteurin und Sängerin der Revue über das Leben ihrer Mutter. "Wir versuchen, uns mit ein paar schönen Events über Wasser zu halten", sagt Schilling, der trotz der Entscheidung des Turnvereins, auf die Öffnung des Schwimmbads unter den Corona-Hygieneregeln in diesem Jahr zu verzichten, am Betrieb des Kiosks festhält. Mit sehr eingeschränkten Gästezahlen versteht sich. "Es ist schwer, weil wir etwas abseits vom Schuss sind", meint der 52-Jährige, der den Kiosk mit seiner Frau Alexandra und außerdem viel Herzblut führt. Der Kartenvorverkauf läuft bereits, die Hälfte der 120 verfügbaren Tickets ist schon weg. Alles soll coronakonform über die Bühne, respektive Freibadfläche, gehen, mit Abstands- und Hygieneregeln versteht sich. Der TSV, Eigentümer des Freibads, ist auch einverstanden und stellt das Gelände zur Verfügung.
Die Revue, die eine Hommage von Nici Neiss an die am 27. September 2017 verstorbene Sängerin ist, wird zwischen Kiosk, Rutsche, trockengelegter Dusche und verwaisten Umkleidekabinen in gleicher Besetzung gezeigt wie im "Schatzkistl" Mannheim, im Schwetzinger Schloss, im "Theater am Puls" oder in der Festhalle Hilsbach, dem Heimatort von Joy Fleming. Susan Horn spielt Hörnchen und singt, Heidi Kattermann, die ihrer Mutter sehr ähnlich ist, singt ebenfalls und spielt die Hausfriseurin Druni. Claude Schmitt spielt den "Pianeur" der Sängerin, Schauspieler Henry Dahlke komplettiert das Ensemble.
Die Aufführung sammelt behutsam Splitter aus dem Leben der so überraschend verstorbenen Sängerin. Doch was die Revue so wertvoll macht, sind die Songs, die man von der wohl sehr verkannten Joy Fleming so gut kennt. Der "Eurovision Song Contest" in Stockholm, bei dem sie mit ihrem Lied "A bridge of love" nur den 17. Platz erreichte, wird ebenso thematisiert wie ihre von Prügeln geprägte Kindheit im Mannheimer Jungbusch. Klar, dass auch der "Neckarbrückenblues" in diesem Kontext voller Emotionen nicht fehlen darf.
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Eine an Erinnerungen sehr reiche Musikrevue, fürs Theater gemacht – nach Aufführungen etwa auf der Bühne am Schloss Schwetzingen auch open air-erfahren. Die in Neckarbischofsheim lebende Heidi Kattermann verrät außerdem, dass auch das Theaterensemble in der Corona-Krise nicht untätig war und an einer neuen CD gearbeitet hat. Diese soll demnächst erscheinen.
Info: Kartenvorverkauf im Freibad-Kiosk (geöffnet montags von 17 bis 22 Uhr; mittwochs von 11 bis 19 Uhr; donnerstags von 11 bis 22 Uhr; freitags, samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr), in der Fundgrube Neckarbischofsheim oder per E-Mail an iwwadiebrick@gmx.de. Die Karten kosten 22,50 Euro im Vorverkauf, an der Abendkasse 23,50 Euro. Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung nicht statt. Ein Ausweichtermin steht jedoch bereits fest: 20. September. Am 22. August findet im Freibad-Kiosk außerdem ein Cocktailabend, am 30. August ein Schnitzelabend und Cordon-Bleu-Tag statt.



